Etwas HELLA: Bitte keine Krokodile im Schwimmbad
Wir schaffen das. Den Satz haben nachweislich Potsdams Hoteliers nicht erfunden.
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Wir schaffen das. Den Satz haben nachweislich Potsdams Hoteliers nicht erfunden. Was ging da für ein Protestgezeter los, als die Bettensteuer eingeführt wurde. Der Ruin aller Hotels und Pensionen war sozusagen programmiert. Und die Herzinfarkte der Hoteliers wegen des Auseinanderdividierens von Dienst- und Vergnügungsreisenden auch. Nun weiß ich leider nicht genau, wie es um die Gesundheit der Bettenvermieter steht. Kommen sie vor lauter Rechnen nicht mehr zur Gästebetreuung, weil eben nur die Touristen die Abgabe bezahlen müssen. Oder ist es vielleicht doppelt schlimm um sie bestellt, weil die bösen, unberechenbaren Potsdambesucher ihnen mit weit über einer Million Übernachtungen 2015 ein Rekordjahr beschert haben? Und womöglich wird es noch katastrophaler, weil sie sich nun auch noch auf ein Jahr des Films mit zusätzlichen Gästen einstellen müssen?
Einer hat aber berechtigt Bauchschmerzen, nicht aktuell, denn auch das Hotelhochhaus am Lustgarten ist gut ausgelastet. Aber die Zukunft sieht dort nicht rosig aus. Obwohl mir der Beschluss der Stadtverordneten über die Sanierungssperre und die Vorbereitung eines Abrisses nicht gefällt, wenn es dafür so eindeutige Stadtverordneten-Mehrheiten gibt, dann sei es so. Ich hätte zwar per Bürgerbefragung auch gerne meinen Senf dazugegeben. Aber bitte jetzt keine neue Initiative, die versucht, alles wieder zu kippen und mit der ganzen Chose von vorn anzufangen. Vielleicht kann man sich ja wirklich auf lange, ganz lange Sicht mit dem Hoteleigentümer einigen und der baut woanders einen modernen, freundlichen Neubau.
Ansonsten muss die Stadt eben wieder mal prozessieren. Das macht sie doch gern. Auch wenn es nur um nicht rechtzeitig herausgerissene Grasbüschel oder Holzstapel geht. So kommt sie zusätzlich in die Schlagzeilen und alle amüsieren sich über das humorbegabte Potsdam.
Bei der Fachhochschule scheint es ebenfalls kein Einknicken zu geben. Der Bau wird abgerissen. Potsdam hat fürwahr seine alte Stadtmitte neu verdient und ein paar mehr Geschäfte bei dem Bevölkerungszuwachs und Touristeninteresse können auch nicht schaden. Außerdem trennt sich die Stadt gerade von ihrer Biosphäre, in die weder private Palmen, noch Krokodile einziehen wollen. Und nicht mal der Ausbau als Schule ist so billig, dass er nicht weh tut.
Was mich allerdings verstört: Die Schwimmhalle wächst und wächst, liegt nicht nur mit ihrem Ausbau im Zeitplan, sondern auch noch im finanziell möglichen Bereich. Von der Minsk-Gaststätten-Ruine hört man dagegen gar nichts mehr. Nicht, dass da zum Schluss noch eine neue Biosphäre mitsamt Krokodilen einzieht. Wenn die mal ausbüchsen, finde ich sie womöglich als blinde Passagiere im neuen Schwimmbad wieder.
Eine solche Touristenattraktion wäre mir sehr suspekt. Da sehe ich dann doch eine Initiative vor, und zwar noch ehe ich zum Krokodilnachtisch werde.
Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.
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