Links und rechts der Langen Brücke: Bitteres Resultat
Jan Brunzlow über die Leistungs- und Begabtenförderung sowie die Schulentwicklung in der Landeshauptstadt – und deren Nachbarn
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Bildung ist Ländersache – und zentralster Bestandteil der Politik. Was dabei herauskommt, wenn die Bildungsinhalte von den Parteien und nicht von wissenschaftlichen Erkenntnisse abhängig sind, erlebt das Land Brandenburg dieser Tage aufs Neue. Denn das kürzlich verabschiedete Bildungsgesetz soll nun umgesetzt werden. Mit allen Ecken und Kanten. Dazu gehört beispielsweise die Einführung des Abiturs nach zwölf Jahren – allerdings nur an den Gymnasium und landesweit zehn Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe. Dazu gehört auch die Einführung der speziellen Fördermöglichkeiten von Begabten – allerdings wird es die Leistungs- und Begabungsklassen ab Klasse 5 in vier Landkreisen überhaupt nicht geben, in der Landeshauptstadt dagegen womöglich gleich an fünf Schulen. Dazu gehört mit der Notensumme 5 aus den Zensuren in Mathe, Deutsch und Englisch das Kriterium, das als Qualifikation für die Begabungsklassen gilt – doch sind zwei Zweien und eine Eins auf dem Zeugnis eines Viertklässlers Ausdruck von besonderer Begabung oder Leistungsstärke? Und dazu gehört die Regelung, in welchen Situationen eine Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe automatisch zu einer Oberschule wird – allerdings nicht endgültig, denn im Folgejahr könnte sie genauso schnell und selbstständig wieder Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe werden. Das ist nicht nur für Eltern und Schüler verwirrend, es erschwert auch die Schulentwicklungsplanung – zumindest in Potsdam – erheblich. Seit einigen Monaten wird in der Landeshauptstadt seitens der Politik die Fortschreibung des Schulentwicklungsplanes gefordert, am besten mit einer integrierten Hortplatz- und Kitaplanung. Ohne Erfolg. Die Verwaltung zuckt ihrerseits mit den Achseln und fordert politische Entscheidungen über Weh und Wohl von Schulstandorten. Die hiesige Schullandschaft blüht auch dank des Zulaufs aus Potsdam-Mittelmark – jeder dritte Potsdamer Gymnasiast oder Gesamtschüler kommt aus dem Umland – noch immer. Die Zukunft ist nun abhängig von der Wirkung des Schulgesetzes. Eines steht jedoch bereits fest: Das Schülertal geburtenschwacher Jahrgänge, das zu Schließungen von Schulstandorten führte, ist eine Erscheinung allein in staatlichen Schulen. In Privatschulen ist der Rückgang quantitativ nicht zu spüren – ein bitteres Resultat der Bildungs-Politik.
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