Landeshauptstadt: Black Metal unterm SS-Adler
In Potsdam existiert mit „Feuersturm“ eine Band, die extreme Musik mit rechtsradikalen Elementen verbindet
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Gibt es in Potsdam Bands, die rechtsextreme Inhalte in eine sowieso schon martialisch-antichristliche Musik wie Black Metal einfließen lassen? Ja, sagen Christian Dornbusch und Hans-Peter Killguss, die am Freitagabend ihr Buch „Unheilige Allianzen: Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus“ im Sputnik-Buchladen vorstellten.
Die zwei Autoren sind seit ihrer Jugend Metal-Fans, Dornbusch arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter mit Schwerpunkt Rechtsextremismus an der Fachhochschule Düsseldorf. Für das Buch recherchierten sie jahrelang in der Szene, fuhren deutschlandweit auf Dutzende Konzerte. Und entdeckten bei ihren Recherchen die Potsdamer Band „Feuersturm“, die deutlich zum rechtsextrem orientierten Black Metal, kurz NSBM, tendiere. Obwohl die Band auf ihrer Homepage und gegenüber den PNN behauptet: „Politik spielt in unserer Musik keine Rolle.“ Dies ist auch das Selbstverständnis der Black Metal-Fanszene, wie Dornbusch und Killguss in ihrem Buch darstellen – und eines der Grundprobleme im Umgang mit Bands wie „Feuersturm“ und ihrer Nähe zu rechtsextremen Ideologie-Elementen.
Black Metal wie er heute ist entstand Anfang der 90er in Skandinavien. Kennzeichen: Rasende Gitarrenriffs, donnerndes Getrommel, krächzend-unverständliche Schreie sowie satanische, heidnische und kriegerische Texte. „Zwischen solchen Inhalten und der rechtsextremen Ideologie gibt es Anknüpfungspunkte“, sagt Dornbusch und meint etwa den Übergang von misanthropischem Menschenhass zu Rassenhass. Wie bei anderen subkulturellen Jugendszenen gäbe es im Black Metal den Trend, dass die Musik von Rechtsextremen für ihre Weltbilder „missbraucht“ werde. „Wir wollen keine Nazis in unserer Szene“, sagt Killguss. Er hofft, dass durch das Buch Fans sensibilisiert werden und dann bestimmte Bands boykottieren.
Dass die Potsdamer Band „Feuersturm“ und ihr Gründer Christian Kumlehn dem rechtsextremen Teil der Black Metal-Szene mindestens nahe stehen, belegen PNN-Recherchen. Auf ihrer Demo-Kassette von 2002 finden sich Songs wie „Totale Vernichtung“, „The final holocaust“ oder „Heimat“ – Texte aber fehlen. Deutlicher gibt sich das Cover der 2004 erschienenen CD „Wenn der Tag sich dem Ende neigt “: Das umgedrehten Kreuz im Bandnamen ist einem Eisernen Kreuz nachempfunden. „Deutscher Black Metal“ steht in altdeutscher Frakturschrift im Booklet. Songtitel wie „Märkische Nacht“ oder „Die Banner hoch“ lassen wiederum Assoziationen zu völkischen und NS-verherrlichenden Inhalten zu. Texte dazu sind aber nicht abgedruckt. Die CD ist über das Label „Donnerschlag Records“ erschienen, dass ein Musiker der Band „Totenburg“ aus Gera betreibt. „Totenburg“ werden in den jährlichen Berichten des Thüringer Verfassungsschutzes als wesentliche Protagonisten der rechtsextremen Black Metal-Szene beschrieben. Für die „Feuersturm“-CD wird auf Neonazi-Internetseiten geworben. Weiterhin beteiligte sich die Band an dem Sampler „Black Metal Bund Brandenburg“, dessen Cover ein schon bei der SS-Leibstandarte „Adolf Hitler“ verwendeter Adler ziert.
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