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Von Britta Beyer: Blick in Pücklers Schlafstube
In Schloss Branitz sind zum 225. Geburtstag restaurierte Räume des Fürsten wieder zu sehen
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Cottbus - Fürst Hermann von Pückler-Muskau (1785-1871) wusste zu leben - und zu liegen. Die mit 70 Kilo Palmfasern gefüllte Matratze in seinem Bett im Cottbuser Schloss Branitz und vis-à-vis ein sogenannter Doppelsitzer, auf dem sich der Gartenarchitekt, Weltenbummler und Literat im Winter wärmte, sind mit leuchtend rotem französischem Stoff aus Ponceau überzogen. „Für das Publikum im Schloss Branitz sind das aufwendig restaurierte Waschzimmer und die Schlafstube mit dem historischen Fürsten-Bett der absolute Blickfang“, ist sich Kustodin Anne Schäfer sicher.
Bei der exakten Farbbestimmung des Stoffes hatten die Restauratoren jedoch erhebliche Probleme. Unter den Fensterläden im Fürstengemach seien lediglich noch ein paar winzige Spuren der ursprünglichen Farbe gefunden worden, in der Bett und Doppelsitzer seinerzeit gehalten waren. „Diese Spur führte schließlich in das Potsdamer Schloss Sanssouci, wo Friedrich II., der Alte Fritz, die beliebte Spätbiedermeier-Farbe bereits für sein Interieur im Arbeits- und Schlafzimmer verwendet hatte“, berichtet die Kustodin der Branitzer Stiftung.
Das noch original erhaltene Hochbett habe Pückler in seinen letzten Lebensjahren genutzt. Er starb am 4. Februar 1871. Auch das Gemälde „Die schöne Melusine“ und das Relief „Zwei sich liebende Mädchen“ zieren als Originalstücke jetzt wieder das Schlafgemach des Fürsten. „Die Melusine hing damals so, dass Pückler sie beim Gang durch die Bibliothek ins benachbarte Schlafzimmer und auch von seinem Bett aus immer im Blick hatte“, erläutert Schäfer. Heute hängt das Bild an derselben Stelle. Ein alter Wäscheschrank und eine französische Bronze-Uhr über dem Kamin seien der Zeit um 1860 nachempfunden worden.
Interessant ist auch der Nachttisch. „Hier liegt das vielleicht wertvollste Schriftstück aus der Zeit des Fürsten – sein Tagebuch“, sagt die Kustodin. Aufgeschlagen für die Besucher ist die letzte Eintragung – vermutlich geschrieben vom Hofmarschall – kurz vor dem Tod Pücklers: „Kunst ist das Höchste und Edelste im Leben, denn es ist Schaffen zum Nutzen der Menschheit“. Mit wackliger Schrift soll der Fürst und Landschaftsarchitekt noch selbst hinzugefügt haben: „Nach Kräften habe ich das mein langes Leben hindurch im Reiche der Natur geübt.“ Vergleichsweise eher spartanisch bietet sich dem Betrachter das ehemalige Waschzimmer des Fürsten. „Eine Badestube war es nicht“, schildert die für die Restaurierung zuständige Kustodin. Fast alle Möbel stammen zwar aus dem Besitz der gräflichen Familie, aber Pückler habe nie den Wasserkrug benutzt oder sich Hände und Gesicht in der jetzt aufgestellten Waschschüssel gewaschen, räumt sie ein.
„Für die großen Bäder hatte der Fürst im Keller mehrere Badewannen und im Erdgeschoss ein russisches Dampfbad“, sagt Schäfer. Über eine heute nicht mehr existierende Wendeltreppe gelangte Pückler nach oben in die türkischen Zimmer. Auch in die bereits vor längerer Zeit restaurierte und wieder zur Besichtigung freigegebene Bibliothek sowie das Billardzimmer kam der Adlige über diesen Weg.
Anlässlich des 225. Geburtstags von Pückler am 30. Oktober 2010 sollen auch die drei sogenannten Lucie-Zimmer von seiner Ehefrau Lucie von Hardenberg in dem Schloss am Rande von Cottbus wieder für die Besucher geöffnet werden.
Britta Beyer
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