
© Andreas Klaer
Konflikt durch Bauprojekt in Potsdam möglich: Blöcke in der Sichtachse
Im Humboldtring sollen 270 Wohnungen gebaut werden. Das Projekt könnte für neuen Streit zwischen Stadtverwaltung, Schlösserstiftung und Denkmalamt sorgen - und für einen Ministerentscheid
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Potsdam – Die Stadt Potsdam steuert auf einen erneuten Konflikt mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) und dem Landesdenkmalamt zu. Bleiben die Fronten verhärtet, läuft es am Ende auf einen sogenannten Ministerentscheid hinaus. Es geht um eines der größten Wohnungsbauprojekte der Stadt. Im Humboldtring und entlang der Nuthestraße in Zentrum Ost will ein Investor etwa 270 Wohnungen errichten. Die Stadtverordneten haben vor etwa einem Jahr die Aufstellung eines Bebauungsplanes beschlossen. Die Stadtverwaltung treibt das Vorhaben seither voran. Das Projekt war seinerzeit bereits umstritten: Sowohl die SPSG als auch das Landesdenkmalamt meldeten Bedenken wegen des Eingriffs in die Pufferzone zum welterbegeschützten Park Babelsberg an.
Es geht um den Eingriff in die Kulturlandschaft
Die Fläche ist derzeit unbebaut, wird nicht genutzt und ist im Flächennutzungsplan zu großen Teilen als Wohnbaufläche und in Richtung Havelufer als Grünfläche dargestellt. Der Investor, die Firma BMP Immobilienentwicklung Berlin, wollte auf der Brache fünf je drei- bis fünfgeschossige Wohnblocks parallel zur Nuthestraße und zum Humboldtring errichten. Dazu sollten auf dem insgesamt etwa zwei Hektar großen Gebiet noch mehrere kleinere Gebäude in Richtung Havelufer kommen – so war es im Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan beschrieben. Um die Dimensionen des Eingriffs in die Kulturlandschaft zu demonstrieren, hatte die Stadtverwaltung seinerzeit sogar die Gebäudehöhen mithilfe von Luftballons und Scheinwerfern simuliert. Außerdem sollte der Investor zehn Prozent Sozialwohnungen zu einem Mietpreis von 5,80 Euro pro Quadratmeter bereitstellen – als Gegenleistung für die Umwandlung von Grünfläche in Bauland.
Am Dienstag stellte Stadtplanungschef Andreas Goetzmann einen Zwischenstand des Verfahrens vor. Demnach habe es Konsultationen mit dem Investor, der SPSG, dem Landesdenkmalamt und dem Landesumweltamt gegeben. Der Investor habe zugestimmt, die Höhe der Gebäude auf maximal drei Vollgeschosse zu beschränken. Außerdem soll der vom Havelufer aus gesehen erste Block an der Nuthestraße von der Straße abgerückt werden, um die Sichtbeziehung zwischen dem Flatowturm im Park Babelsberg und der Innenstadt weniger zu stören, hieß es. Die Bebauung im Blockinneren und auf der der Havel zugewandten Seite solle so weit wie möglich aufgelockert werden. Aus Sicht der Bauverwaltung sei eine denkmalverträgliche Bebauung des Areals möglich. So war die Präsentation im Ausschuss auch als Konsensvariante betitelt.
Schlösserstiftung und Landesdenkmalamt sehen die Ideen kritisch
Doch sowohl SPSG als auch das Landesdenkmalamt sehen die vorgestellten Ideen als alles andere als konsensfähig an. „Unser Standpunkt ist unverändert“, sagte SPSG-Sprecher Frank Kallensee den PNN. Die Stiftung könne die Bebauung innerhalb der geltenden Grenzen des Flächennutzungsplans mittragen, allerdings nicht darüber hinaus. Dieser Plan sei schließlich nicht umsonst beschlossen worden und solle auch die Kulturlandschaft im sensiblen Umfeld des Welterbeparks sichern. Dass das Bauvorhaben einen erheblichen Eingriff darstelle, habe auch die von der Stadtverwaltung durchgeführte Simulation gezeigt: Blicke man vom Flatowturm Richtung Nikolaikirche, würden die beabsichtigten Neubauten eine erhebliche Baumasse darstellen – „unabhängig von der Gebäudehöhe“, so Kallensee. Auch das Landesdenkmalamt teilte auf Nachfrage die Bedenken der Schlösserstiftung.
Die Interessen scheinen unversöhnlich. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Streitfrage zwischen der Stadtverwaltung auf der einen und SPSG und Landesdenkmalamt auf der anderen Seite nicht gelöst werden kann. Dann wäre ein Ministerentscheid nötig. In den vergangenen Jahren hatte es in Baukonflikten mehrere davon gegeben – meist fielen sie zugunsten des SPD-geführten Rathauses aus. Unter anderem ging es um den Fußballplatz Nowawiese und den Bau eines Radweges in der Lindenallee. Ohnehin war das Verhältnis der Bauverwaltung zu Schlösserstiftung und Denkmalamt nicht gerade konfliktfrei. Marco Zschieck
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