Musikschule Bertheau & Morgenstern in Potsdam: Blockflöten und Südamerika
Vor 20 Jahren eröffnete die freie Musikschule Bertheau & Morgenstern die erste Filiale, heute sind es insgesamt zehn. Das Jubiläum wird am Wochenende mit Aktionen zum Mitmachen im Stern-Center gefeiert.
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Potsdam - So ein Flügel ist ganz schön groß. Die siebenjährige Karla verschwindet fast dahinter. Wenn sie etwas in ihr Notenheft auf dem Pult eintragen will, muss sie sich weit nach vorn beugen. „Die Note mit dem Schwänzchen?“ Ihre Lehrerin Cordula Geck nickt und lacht. Karla lacht auch. Klavierunterricht macht Spaß. Seit eineinhalb Jahren kommt Karla dazu in die Filiale der Musikschule Bertheau & Morgenstern in der Brandenburger Straße. Sie ist eine von etwa 3000 Schülern, die derzeit in den zehn Filialen der Musikschule lernen. Die erste wurde 1997, vor 20 Jahren, eröffnet. Dieses Jubiläum wird jetzt gefeiert. Am heutigen Freitag und morgigen Samstag kann man die Schule im Sterncenter kennenlernen. Von 10 bis 21 Uhr finden Mitmachaktionen statt, man kann Instrumente ausprobieren, Holzblasinstrumente, einen Steinwayflügel und sogar die exotische Harfe, und auf der Bühne zeigen die Musikschüler, was sie alles können.
Auch die Gründer Katrin Morgenstern und Andreas Bertheau werden dabei sein. Beide Musiker – sie ist studierte Pianistin, er ist studierter Gitarrist – lernten sich Mitte der 1990er an der Universität Potsdam kennen. Sie arbeiteten dort als Dozenten in der Ausbildung von Musikpädagogen. Anlass für die Gründung ihrer eigenen Musikschule sei der Bau des Kirchsteigfelds gewesen, sagt Morgenstern. „Wir dachten uns, die vielen neuen Familien mit Kindern, die dort hinziehen, die brauchen sowas.“ Außerdem wäre es doch ganz schön, mal selbst Entscheidungen treffen zu können – wie und mit wem man arbeitet. Die Vermietungsgesellschaft im Kirchsteigfeld unterstützte sie und half, die Kosten der Schallisolierung der Räume zu tragen. Der Standort funktioniert bis heute bestens.
2005 kam die Filiale in der Brandenburger Straße dazu, dann zogen sie in die Stadtteile. Jetzt gibt es drei in Babelsberg, zwei in Bornstedt, eine in Falkensee und sogar zwei in Berlin. Weiterhin unterrichten sie regelmäßig als Untermieter in Potsdamer Schulen und bieten Früherziehungskurse in Kindergärten an. Etwa 150 freie Musiklehrer arbeiten zurzeit bei ihnen, Musikpädagogen, professionelle Musiker, Studenten. Das Klavier ist das Wunschinstrument Nummer eins. Seit 2010 unterstützt Pianist Martin Behm als dritter Inhaber das Team der beiden Gründer.
Wie viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene bisher bei ihnen Musikunterricht hatten, kann Andreas Bertheau gar nicht sagen. Mindestens 15 000, schätzt er. Viele weitere freie Musikschulen sind in den letzten Jahren in Potsdam dazugekommen, es wird viel musiziert in der Stadt. Der Platzhirsch ist ganz klar Bertheau & Morgenstern. Was machen sie anders, dass es so gut läuft?
Bei der Frage müssen die beiden Musikexperten etwas nachdenken. Aber klar, es gibt Dinge, die sie anders machen, anders machen wollen. „Wir beide sind immer vor Ort und zumindest telefonisch ansprechbar“, sagt Morgenstern. Der direkte Draht zu Kindern und Eltern sei wichtig. Aus Gesprächen bekommt man Rückmeldung, erfährt Wünsche oder Sorgen. Dass die beiden zudem sonnige Gemüter sind und man Morgensterns Lachen über alle Flure hört, ist auch nicht schädlich für eine Musikschule.
Dazu kommt die Flexibilität einer eigenen Firma. Sie bieten Unterricht bis in die Abendstunden an, nach Möglichkeit auch am Samstag. Denn es zählen auch viele Erwachsene zu ihren Schülern. Eltern, die ihre Kinder anmelden wollten und dabei selbst Lust auf Musik bekamen. Die, nachdem die Kinder groß sind, endlich Zeit für sich selbst haben und ein Instrument lernen wollen. Oder die mit ihren Kindern zusammen musizieren wollen. Aus solchen Wünschen sind schon sehr individuelle Ensembles entstanden, sagt Morgenstern, zum Beispiel ein Mutter-Tochter-Duo mit Gesang und Klavier.
Zum Konzept gehöre es auch, selber neugierig zu bleiben. Immer wieder bieten sie neue Instrumente an, seit Kurzem kann man bei ihnen Harfe lernen, es gibt schon 25 Schüler. „Gerade entdecken wir die südamerikanischen Instrumente für uns, da gibt es tolle Sachen“, sagt Bertheau schwärmerisch. Auch bei den Elektro-Instrumenten ist viel passiert, längst gibt es günstige E-Pianos mit dynamischem Tastenanschlag, absolut anfängergeeignet und Nachbar-freundlich. Solchen neuen Entwicklungen wollen sie sich nicht verschließen. Auch die wasserfesten Anfänger-Kunststoffblockflöten hätten im Grunde einen ganz passablen Klang.
Ein weiterer wichtiger Fokus liegt auf der Musikalischen Früherziehung. Für viele Kinder sei das in Zeiten, in den immer weniger zu Hause musiziert wird, der Erstkontakt zur Musik. Es gibt per se keine unmusikalischen Menschen, sagt der Lehrer, irgendwas kann jeder gut. „Wir helfen ihm, sein Niveau zu finden.“ Für einige ihrer Schüler lag und liegt das relativ weit oben, nicht wenige haben Musik studiert. Prominentes Beispiel: Die Potsdamer Schauspielerin Isabell Gerschke nahm bei ihnen Gesangsunterricht für die Musical–Eignungsprüfung, erzählt Morgenstern. „Sie hat die Prüfung bestanden. Jetzt ist sie eine berühmte Schauspielerin – und schickt ihre Tochter zu uns zum Unterricht.“
Der Spaß, die Lust am Musizieren, sei aber das Wichtigste. Sie seien zwar eine Musikschule, aber der Unterricht soll nicht verschult stattfinden, sondern den Schüler methodisch da abholen, wo er ist. „Der eine mag es lockerer, der andere eher sachlich und ernsthaft“, sagt Morgenstern, aber das bekommt ein guter Lehrer heraus.
Karla ist mit ihrer Lehrerin sehr zufrieden, sie schimpfe nie, sagt sie, und Karla darf bei der Stückauswahl mitreden. Auch der zehnjährige Friedrich, der, seit er vier Jahre alt ist, Geigenunterricht hat, lobt seine Lehrerin Ellen Rossie. „Sie kann gut erklären“, sagt Friedrich, und sei offen für seine Vorschläge. „Ich habe ein Concerto im Internet gefunden und jetzt spielen wir es zusammen.“
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