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Landeshauptstadt: Blumen und Regen

150 Potsdamer bei Gedenkkundgebung der Linken

Innenstadt – Rote Blumen und strömender Regen: Trotz des ungemütlichen Wetters kamen gestern etwa 150 Menschen zum Denkmal „Flamme und Herz der Revolution“ in den Lustgarten. Zum Gedenken an den Jahrestag der Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts am 15. Januar 1919 in Berlin hatte die Partei Die Linke eingeladen.

Auffallend zurückhaltend und nachdenklich fiel die angekündigte Kundgebung in diesem Jahr aus: Pete Heuer, Kreischef der Linken, erinnerte an den bitterkalten Januartag 1912, als Karl Liebknecht vom „Kaiserwahlkreis“ Potsdam als SPD-Mitglied ins Parlament gewählt wurde. „Potsdam hatte einen zweiten Kaiser“, zitierte Heuer aus Annelies Laschitzas Liebknecht-Biografie. Danach las die Berliner Autorin einige Passagen aus ihrem im vergangenen Herbst erschienenen Buch „Die Liebknechts. Karl und Sophie - Politik und Familie“ vor.

Darin zeichnet sie den Lebensweg des Mitbegründers der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) nach: Sie zitierte unter anderem aus der Verteidigungsrede Liebknechts vor dem Leipziger Reichsgericht, das gegen den SPD-Politiker und Juristen 1907 ein Verfahren wegen Hochverrats anstrengte, weil er sich im Aufsatz „Militarismus und Antimilitarismus“ für den „aktiven Friedenskampf“ ausgesprochen hatte. „Ich werde innerlich nicht berührt, das wird von mir abprallen“, sagte Liebknecht damals vor den Richtern, die ihn zu anderthalb Jahren Gefängnis verurteilten.

Als Parlamentarier ging Liebknecht später mit seinem Antimilitarismus auf innerparteilichen Oppositionskurs: Er gehörte zu den Gründern des Spartakus-Bundes, aus dem später die KPD hervorging. „Nieder mit dem Krieg, nieder mit der Regierung“, so eine seiner provokanten Parolen, für die er 1916 erneut verhaftet und des Landesverrates angeklagt wurde. Die „wesentliche Macht“ im Staat habe Liebknecht nicht beim Parlament, sondern in den „Interessenkreisen“ außerhalb des Parlaments gefunden, so Laschitza.

Die ereignisreichen Tage der Novemberrevolution 1918 lies die Autorin bei ihrer Lesung aus: Nach dem Sturz der Monarchie wurde die Republik gleich zweimal ausgerufen – von Philipp Scheidemann und von Karl Liebknecht. Ende Dezember erfolgte die Gründung der KPD. Im Januar 1919 rief Liebknecht zum Spartakus-Aufstand und Generalstreik gegen die Übergangsregierung unter Friedrich Ebert auf. In dieser Zeit hielt er sich mit anderen Mitstreitern wie Rosa Luxemburg in Berlin versteckt.

Am 17. Januar erfuhr Liebknechts zweite Frau Sophie dann von der Ermordung ihres Mannes: Der Zeitungsverkäufer habe ihr „laut grinsend“ die Zeitung gebracht, zitierte Laschitza aus den Erinnerungen Sophie Liebknechts: „Das Schlimmste war geschehen.“ J. Haase

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