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Landeshauptstadt: Bob Bahra: Ausstellung verschieben Weiter Diskussion

um Leistikowstraße

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Nauener Vorstadt - Die Ankündigung der Brandenburgischen Gedenkstättenstiftung, die neue Dauerausstellung in der Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße 1 werde erst nach der Ausstellungseröffnung am 18. April um die Themen Widerstand in der sowjetischen Besatzungszone und das Gulag-Arbeitslagersystem erweitert, hat zu unterschiedlichen Reaktionen geführt: Bob Bahra, ehemaliger Stasi-Untersuchungshäftling in der Potsdamer Lindenstraße 54 und Mitglied des Gedenkstättenvereins Leistikowstraße, erklärte in einer Rundmail: „Der Eröffnungstermin muss verschoben werden.“

Bahra zufolge werde die Argumentation „immer grotesker“. Nach drei Jahren „wird plötzlich ein 'Stufenplan' aus dem Hut gezaubert, nach dem in den 'nächsten Jahren' und frischem Geld die Ausstellung um Aspekte ergänzt werden sollen, 'die den ehemaligen Häftlingen so sehr am Herzen liegen'“, schreibt Bahra. Was „hier als sentimentale Marotte diskriminiert wird, ist in der Stiftungs-Satzung festgeschriebener Auftrag und ist nicht als Gnadenbrot bröckchenweise nachzureichen“, so Bahra aufgebracht. Den PNN sagte Bahra, er verstehe seine Forderung nach Verschiebung der Ausstellungseröffnung als „eine Anregung“. Schließlich sei nun klar, dass von der Gedenkstättenstiftung „die Hauptsache noch gar nicht bearbeitet wurde“.

Richard Buchner, Vorsitzender des Gedenkstättenvereins, hält Bahras Position für „absurd“. Es gebe einen Beschluss des Vorstandes, wonach der Verein zwar nicht an der offiziellen Ausstellungseröffnung, sehr wohl aber an der Kranzniederlegung „zu Ehren der Toten“ und als „Erinnerung an das Leid der Überlebenden“ teilnehme. Auch Gisela Kurze von der Menschenrechtsorganisation Memorial, die 2007 für ihr Engagement zur Etablierung der Gedenkstätte Leistikowstraße mit dem Verdienstorden des Landes Brandenburg ausgezeichnet wurde, will der Ausstellungseröffnung fernbleiben. „Protest durch Abwesenheit“, sagte sie den PNN. Widerstand und Gulag, das „hätte ein Kapitel der Ausstellung sein müssen“, so Gisela Kurze. Diese Aspekte würden belegen, „dass das System nicht widerstandslos installiert werden konnte“. Gerade in der Leistikowstraße hätten viele Häftlinge gesessen, die Widerstand leisteten. An der Kranzniederlegung will Gisela Kurze dagegen teilnehmen.

Die Zeitzeugen-Initiative von etwa 25 ehemaligen Leistikowstraßen-Häftlingen ist in dieser Frage derzeit „in einem Entscheidungsprozess“, erklärte deren Sprecher Bodo Platt den PNN am Freitag. Die Frage einer Teilnahme an der Kranzniederlegung werde „akut“ diskutiert und in ein bis zwei Tagen entschieden. „Dazu bedarf es noch Gespräche“, sagte Bodo Platt, der 1948 in der Leistikowstraße inhaftiert war. Guido Berg

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