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Landeshauptstadt: Bodenkunde statt Bauarbeiten

Erneut archäologische Grabungen auf Schlossgrund

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Innenstadt - „Wir sind nicht mehr weit davon entfernt, auf dem vor uns liegenden Grundstück einen neuen Landtag entstehen zu sehen.“ Diese Hoffnung sprach Brandenburgs Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) anlässlich des ersten Spatenstiches für den Bau des neuen Landtages am 25. März 2010 aus. Doch wer genau hinsieht – sieht nichts. Einen Monat nach dem offiziellen Baustart liegen immer noch die grünen Banner des Baukonzerns BAM auf dem Baugrund, die zum ersten Spatenstich ausgelegt wurden. Von Bauarbeiten jedoch ist nichts zu erkennen. Saskia Hüneke (Bündnisgrüne) sieht darin zunächst keinen Grund zur Besorgnis: „Wenn es daran liegt, dass noch die letzten Qualitätsfragen geklärt werden, soll es mir recht sein.“ Die Stadtverordnete setzt sich für eine akkurate Replatzierung der zum Teil erhaltenen Ringerkolonnaden ein und kritisiert die geplante Verschiebung von Risaliten – Bauvorsprüngen – in der Fassade (PNN berichteten).

Ingrid Mattern, Sprecherin des Finanzministeriums, sagte den PNN auf Anfrage, zur Baugenehmigung, die Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am 25. März persönlich an Fritsch übergab, habe ein Anhang gehört. Darin enthalten seien Auflagen für „abschließende archäologische Grabungen“. Diese Auflagen der Baugenehmigung seien nicht zu beanstanden. Wann mit schwerem Gerät mit dem eigentlichen Landtagsbau begonnen werden kann, hänge davon ab, was bei den Grabungen „zu Tage tritt“, erklärte Ingrid Mattern. Saskia Hüneke äußerte sich von dieser Nachricht überrascht, schließlich habe die Landeshauptstadt zwei Jahre lang für zwei Millionen Euro Archäologen auf dem zunächst noch stadteigenen Landtagsgrundstück graben lassen. „Das Baufeld ist frei“, so die Stadtverordnete. Die archäologischen Grabungen im Auftrag der Stadt waren Ende Dezember 2009 offiziell beendet worden.

Darüber informieren, warum nun dennoch wieder Archäologen statt Bauarbeiter in Potsdams Mitte zum Zuge kommen, wollten gestern weder die Stadt noch das Land. Der Ministeriumssprecherin Mattern zufolge sei diese Wortkargheit mit allen Partnern „abgestimmt“. Durch die Öffentliche-Private Partnerschaft (ÖPP) zwischen dem Land Brandenburg und der BAM Deutschland sei „ein privater Bauträger“ beteiligt; die Medien könnten nicht „über deren Köpfe hinweg“ informiert werden – auch nicht beim Bau eines Parlamentsgebäudes. Bei der Bauleitung vor Ort hieß es gestern, der BAM-Projektleiter sei erst Anfang kommender Woche wieder in Potsdam.

Dem Vernehmen nach hängen die erneuten archäologischen Grabungen mit Umplanungen am Landtagsschloss-Projekt zusammen. Es würden nun andere Bodeneingriffe vorgenommen als ursprünglich geplant. Guido Berg

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