LEUTE in Potsdam: Bodenständig mit fünf Sternen
Bundeswehr, Adlon, Interconti, Krongut – Dirk Mecke
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LEUTE in PotsdamBundeswehr, Adlon, Interconti, Krongut – Dirk Mecke Schnickschnack ist für Dirk Mecke, wenn mehr Garnitur auf dem Teller liegt als Essen. Das kann der 35-jährige Küchenchef des Kronguts Bornstedt überhaupt nicht leiden. Obwohl er auf Stationen seines Lebensweges zurückblickt, bei denen diese Einstellung so manchen wundern würde. Nachdem er zehn Jahre bei der Bundeswehr in der Küche stand, wechselte der gebürtige Hesse im Jahr 2000 „der Liebe wegen“ nach Berlin. Dort arbeitete er im Adlon als Chef de Partie und war für die Bankette zuständig. Ein Jahr später organisierte er für das Interconti die Caterings – Bundespräsidialamt, Aids-Gala, Bundespresseball. Alles Anlässe, bei denen der nicht eingeladene Normalbürger meinen würde, es zähle mehr der Schein als das Sein. Doch Dirk Mecke schüttelt den Kopf: „Natürlich habe ich dort das Fünf-Sterne-Feeling bekommen“, aber wer für eine vierstellige Anzahl von Personen das Essen ausrichte, dürfe nicht nur auf die Optik achten. Garnitur kostet schließlich auch Geld, „und in schlechten Zeiten wollen die Gäste ein gutes Essen zu einem angemessenen Preis“. Bezahlbare Qualität – das möchte Dirk Mecke auch im Krongut Bornstedt bieten. Seit November 2004 ist er dort tätig und der Herr über das Brennhaus, den Malzboden, die Weinscheune und den Weinkeller – und er fährt in seiner Küche eine „klare Linie“: Auf den Tisch kommen nur märkische Gerichte. „Die Brandenburger Küche ist sehr bodenständig, und genau das erwarten die Gäste auch, wenn sie hierher kommen.“ Ob das nun der Kaiser-Wilhelm-Käseteller, die Bornstedter Senfsuppe oder das Braumeister- Kesselgulasch ist – deftige Hausmannskost satt. „Sicher, das Fünf-Sterne-Feeling habe ich auch hier wieder, aber abgehobene Gaumenfreuden wird man im Krongut nur auf besonderen Wunsch erhalten.“ Wichtig ist Dirk Mecke aber nicht nur, dass die Gerichte aus der Region kommen, sondern auch ihre Zutaten: „Warum sollte ich denn Spargel aus der Pfalz bestellen, wenn ich ihn auch um die Ecke kaufen kann?“ Saalower Kräuterschweine, Fische aus der Müritz und Weine vom Wachtelberg – das alles und noch mehr findet seinen Weg in die Küche von Dirk Mecke und auf den Tisch. Und so will er denn auch „noch enger am Produzenten sein und Brandenburger Produkte noch mehr vermarkten“. Ein Mittel dafür sind die Ausstellungen auf dem Marktplatz des Kronguts, die er zusammen mit dem Geschäftsführer des Kronguts, Cees Zonneveld, organisiert. Während die Erzeuger ihre Produkte vorstellen und verkaufen können, ist es den Besuchern möglich, das näher kennen zu lernen, was sie später auf den Teller bekommen. „Auf diese Weise schafft man Vertrauen“, so Mecke, besonders in Zeiten von BSE, Schweinepest und Geflügelgrippe. Richtig ins Schwärmen gerät der Küchenchef, wenn er von Vanilleeis aus Ziegenmilch aus dem Oderbruch und essbaren Landschaften aus Süderholz erzählt. „Es sind gute Produzenten in Brandenburg unterwegs, und es ist eine Wahnsinnsarbeit, die hier rundum läuft.“ Wahnsinnsarbeit hat Dirk Mecke selbst auch oft genug: Wenn sich Georg Friedrich Prinz von Preußen ankündigt oder der Brandenburgische Landtag im Krongut tafelt. Doch schocken kann den Küchenchef das alles nicht mehr, denn das in dieser Hinsicht wohl extremste Erlebnis hatte er bereits am dritten Arbeitstag: Am 3. November letzten Jahres war die Queen auf dem Krongut zu Besuch. Was die Queen auf den Teller bekommen habe? „Kanapees und Süppchen.“ Ganz bodenständig eben. M. Oden
M. Oden
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