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Landeshauptstadt: Bogen statt Beton

In Marquardt wird die Brücke der B 273 neu gebaut. In zwei Jahren soll sie fertig sein

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Marquardt - Die Vorbereitungen sind unübersehbar – neben der Brücke der B 273 wachsen die Pfeiler einer Behelfsbrücke aus dem Ufersand. Bauarbeiter montieren Schalwände für die Betonfundamente, eine Ramme treibt Spundwände aus Stahl in den Boden. Seit Ende Mai werden hier Abriss und Neubau der Brücke über den Sacrow-Paretzer-Kanal vorbereitet. Zwei Jahre lang soll an der Brücke über den Schifffahrtsweg gebaut werden. Vermutlich ab September 2013 soll der Schwerlastverkehr weiträumig umgeleitet werden.

Grund für die umfangreichen Bauarbeiten ist der Zustand der vorhanden Querung. Errichtet wurde die rund 100 Meter lange Straßenbrücke von 1964 bis 1966 – mittlerweile ist sie in die Jahre gekommen. „Der Spannstahl hat nachgelassen“, so Torsten Kurz vom zuständigen Wasserstraßen-Neubauamt (WNA). Vom Kanalufer aus kann man es mit bloßem Auge sehen: Die Brücke hängt in der Mitte durch. „Das muss ersetzt werden“, so Kurz. Bereits im Jahr 2005 habe eine Prüfung erhebliche Probleme mit dem Tragverhalten des Brückenbauwerkes ergeben, heißt es in einer Mitteilung der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes.

Derzeit entsteht eine Behelfsbrücke neben der bestehenden. Autos bis 7,5 Tonnen Gewicht und der Busverkehr sollen so den Kanal während der Bauzeit überqueren können. Das sei wegen der hohen Bedeutung der B273 als Autobahnzubringer von Potsdam zur A10 nötig, so Kurz. Die Behelfsbrücke verläuft jedoch nicht parallel über den Kanal, sondern wird an der Südseite an die Marquardter Straße angebunden. „Für eine parallele Brücke ist hier nicht genug Platz“, so Kurz. Am Südufer befinden sich Kleingartenanlagen und das Gelände der Schiffbau-Versuchsanstalt.

Wegen der geringeren Tragfähigkeit der Behelfsbrücke muss der Schwerlastverkehr von und zur Autobahnanschlussstelle Potsdam-Nord umgeleitet werden. In Richtung Norden können schwere Lkw nur noch die B2 über die Nedlitzer Brücke nutzen. Auf der Autobahn wird der Schwerverkehr zur nächsten Ausfahrt geleitet.

Die neue Brücke soll größer als die alte werden: Sie bekommt auf einer Seite einen Geh- und Radweg. Dadurch werde auch die Lücke im Radweg zwischen Wustermark und Potsdam geschlossen, hieß es. Optisch wird sie an die neue Brücke in Nedlitz erinnern: Gebaut wird eine sogenannte Stabbogenbrücke aus Stahl mit einer Verbundplatte. Weil bei diesem Typ das Tragwerk oben liege, könne auf die Brückenpfeiler wie bei der alten Brücke verzichtet werden, so Kurz. Diese stehen bisher 60 Meter voneinander entfernt im Wasser, ihre Standsicherheit bei einer Kollision mit einem Schiff konnte für den Neubau nicht mehr nachgewiesen werden.

Außerdem wird die neue Brücke mit 5,25 Meter eine höhere Durchfahrtshöhe als die alte haben. So können künftig größere Schiffe den Kanal befahren. Alles in allem kostet das Bauvorhaben 10,7 Millionen Euro, die komplett vom Bund übernommen werden. Die neue Brücke wird viel aushalten müssen: Im Jahr 2020 werden laut einer Verkehrsprognose täglich 18 000 bis 19 000 Fahrzeuge an dieser Stelle über den Kanal fahren. Zehn Prozent davon soll Schwerlastverkehr sein.

Doch zunächst muss ab dem Herbst die alte Überquerung verschwinden. Dazu werde erst alles, was möglich ist, von der Brücke abgebaut. „Geländer und Regenentwässerung werden entfernt. Dann ist nur noch das eigentliche Tragwerk übrig“, so Kurz. Anschließend werde schweres Gerät eingesetzt. Ein Schubkahn soll unter der Brücke anlegen. Dann soll Stück für Stück der Stahlbeton aus dem Brückenkörper gebrochen werden. Der Schutt fällt so in sein eigenes Transportmittel.

Die Brücke ist die zweite über den Sacrow-Paretzer-Kanal, die die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung innerhalb weniger Jahre in Potsdam erneuert. Erst Ende 2011 war die neue Nedlitzer Südbrücke fertiggestellt worden. Der Neubau für 6,3 Millionen Euro ersetzte die nach Kriegszerstörungen nur notdürftig reparierte Brücke der Bundesstraße 2. Der alte Überweg wurde anschließend abgerissen. Das Bauvorhaben war in Zeitnot geraten. Das Wasserstraßen-Neubauamt musste Sonderschichten einlegen, um den neuen Übergang über den Kanal wie geplant fertigstellen zu können. Zum Leidwesen der Autofahrer musste die B 2 dafür an mehren Wochenenden voll gesperrt werden.

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