Landeshauptstadt: Böllermüll am Welterbe
Kritik an schleppender Beseitigung der Feuerwerksreste. AG-Innenstadtchef Cornelius: „Wir blamieren uns vor den Touristen“
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Ausgetrunkene Sektflaschen, leere Raketenabschussrampen aus Pappe und jede Menge aufgeplatzte Knaller: Auch zwei Tage nach dem Jahreswechsel verunstaltet nicht weggeräumter Silvestermüll das Potsdamer Stadtbild – und dies ausgerechnet an von Touristen stark frequentierten Orten wie dem Luisenplatz als städtischem Eingangsbereich zum Welterbepark Sanssouci oder der Glienicker Brücke, dem schönsten Entrée zur Landeshauptstadt überhaupt. Als Reaktion darauf wirft Wolfgang Cornelius, Stadtverordneter der Potsdamer Demokraten und Vorsitzender der Händlergemeinschaft AG Innenstadt, der zu den Stadtwerken gehörenen Stadtentsorgung Potsdam (Step) Versäumnisse bei der Beseitigung des Silvestermülls vor. „Dienst nach Vorschrift“, sagte Cornelius am Mittwoch gegenüber den PNN, sei „nicht das, was einer Kulturstadt zusteht“. Die Step müsse flexibler reagieren und Sonderschichten einlegen: „Das dauert zu lange.“ Cornelius: „Wir blamieren uns vor den Touristen.“
Weder die Stadt Potsdam noch die Step wollten sich am Mittwoch zu der Müllproblematik äußern. Die Step reinigt die Straßen der Landeshauptstadt im Auftrag der Stadt Potsdam. Stadtsprecher Stefan Schulz verwies auf die Step, da die Stadt ihre Rolle als Kontrolleur der von ihr erteilten Reinigungsaufträge „erst später“ wahrnehme. Step-Pressesprecher Markus Bräutigam teilte den PNN auf Anfrage mit: „Der zuständige Geschäftsführer ist nicht erreichbar.“
Cornelius zeichnete ein differenziertes Bild: Die Brandenburger Straße als Potsdams Boulevard sei „wunderbar sauber“, die Reinigung sei dort schnell erfolgt. Ellen Chwolik-Lanfermann (FDP), Vorsitzende des Innenstadtvereins „Freies Tor“, bestätigte dies gegenüber den PNN. Die Reinigung der Brandenburger Straße habe am Neujahrstag um 11 Uhr begonnen – „eine halbe Stunde früher als im vergangenen Jahr“. Cornelius zufolge lag am zweiten Tag des neuen Jahres 2013 am Luisenplatz und in den Seitenstraßen der Brandenburger Straße jedoch „noch furchtbar viel rum“. Für eine Touristenstadt, die von Leuten aus aller Welt besucht werde, sei dies kein hinnehmbarer Zustand. Allerdings sieht Cornelius weniger ein Versäumnis der Step denn der Stadtpolitik: „Die Step muss auch einen entsprechenden Auftrag bekommen.“ Cornelius schließt daher eine Initiative der Potsdamer Demokraten zugunsten einer Sonderumlage für Immobilienbesitzer für zusätzliche Reinigungsleistungen nach Silvester nicht aus. „Das würden die Potsdamer auch bezahlen“, denkt der Innenstadt-Aktive. Potsdam habe bei der Sanierung seiner Innenstadt riesige Fortschritte erzielt. Unsanierte Häuser müsse man in der Innenstadt regelrecht suchen. Es dürfe nicht sein, dass schöne Gebäude „von Müll und Dreck umgeben sind“.
Ellen Chwolik-Lanfermann lehnt dagegen Sonderumlagen zur Müllbeseitigung ab. Für eine nur einmal im Jahr auftretende Situation müsse es „keine Sonderregelung geben“. Wenn jeder Hausbesitzer vor der eigenen Tür sauber mache, sei das Problem schnell behoben. Bei der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH hieß es, es seien keine Beschwerden eingegangen. „Das ist bei uns noch nicht als Problem aufgetaucht“, so Sprecherin Martina Göttsching. Aber natürlich sei eine gute Straßenreinigung nach Silvester „sehr wünschenswert“.
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