Landeshauptstadt: Bolzen verboten
Verwaltungsgericht untersagte „wildes“ Fußballspielen auf dem Sportplatz in Groß Glienicke
Stand:
Groß Glienicke - Auf dem Sportplatz in Groß Glienicke ist ab sofort das Bolzen untersagt. Dies wurde bei einem Ortstermin des Verwaltungsgerichtes Potsdam am vergangenen Montag festgelegt. Ein Ehepaar aus der angrenzenden Bergstraße, das bereits 2007 Klage wegen Lärmbelästigung eingereicht hatte, erwirkte nun mit einem zusätzlich angestrengten Eilverfahren „eine vorläufige Regelung“, erklärte Ruben Langer, Sprecher des Verwaltungsgerichts auf PNN-Nachfrage.
Die Wählergemeinschaft Groß Glienicke nimmt dies nicht unbeantwortet hin. Bereits heute startet sie eine Unterschriftensammlung gegen das nun verhängte Bolzverbot. Auch die Landeshauptstadt werde „alle juristischen Möglichkeiten ausschöpfen“, um die Sportstätte als Bolzplatz für Kinder und Jugendliche zu erhalten, sagte die Potsdam-Sprecherin Regina Thielemann.
Die Klage des Ehepaares richte sich aber nicht nur gegen das „wilde Fußballspielen“, sondern auch gegen das Vereinssporttraining. Künftig, so die Vorstellung des Paares, solle auf der Sportanlage nur noch Sportunterricht der angrenzenden Grundschule „Hanna von Pestalozza“ stattfinden. Darüber wolle das Gericht im Hauptverfahren entscheiden, so Langer. Zunächst werde ein Lärmgutachten in Auftrag gegeben. Liegen die Ergebnisse vor, könne mündlich verhandelt werden, sagte der Gerichtssprecher. Zu den am Montag vereinbarten Sofortmaßnahmen gehörten aber neben dem Verbot jeglicher „allgemeiner Nutzung“ des Geländes auch das Einzäunen der Rasenfläche. Während das erst vor kurzem errichtete Kleinsportfeld bereits von einem Zaun umgeben ist, müsse nun der aus dem Jahr 1953 stammende Fußballplatz unzugänglich gemacht werden, bestätigte Stadtsprecherin Thielemann. Das werde der Kommunale Immobilienservice (KIS), in dessen Verwaltung sich die Sportstätte befindet, so schnell wie möglich veranlassen.
„Die Stadt musste so handeln, ihr blieb keine andere Möglichkeit“, sagte Peter Kaminski von der Wählergemeinschaft Groß Glienicke und stellvertretender Ortsbürgermeister. Für ihn seien die getroffenen Maßnahmen „vorläufig“, ein Urteil sei das nicht. Es sei eher im Sinne der Kinder, Eltern und der Mehrheit der Bürgerschaft, dass die Sportstätte für die Allgemeinheit nutzbar bleibe, so das Ortsbeiratsmitglied. Das wolle seine Wählergemeinschaft nun mit einer Unterschriftensammlung verdeutlichen. „Als die Anwohner dort hinzogen, wussten sie, dass dort ein Sportplatz ist“, sagte auch Andreas Menzel (Bündnis 90/Die Grünen), der sich damals als Elternvertreter für die Kleinspielfeldanlage und das Bolzen stark gemacht hatte. Um die Belästigung durch Lärm zu minimieren, hatte man die Metallrahmen der Tore durch solche aus Kunststoff ersetzt, so Menzel. Außerdem wurden Spielzeiten vereinbart, die abends maximal bis 19 Uhr gingen und an Wochenenden die Mittagsruhe zwischen 13 und 15 Uhr einhielten, sagte Kaminski. „Die Jugendlichen haben sich auch fast immer dran gehalten“, so das Ortsbeiratsmitglied. Dass die Eilentscheidung ausgerechnet mitten in die Sommerferien fällt, empfindet Kaminski als sehr unglücklich: „Jetzt gibt es in Groß Glienicke für die Ferienkinder keinen Platz zum Fußballspielen mehr.“
Die Unterschriftenliste ist unter sportplatz@ggaktuell.de abrufbar
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: