Landeshauptstadt: Boom in Babelsberg
Zwanzig Firmen-Ansiedlungen zwischen Großbeerenstraße und Nutheschnellstraße in eineinhalb Jahren
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Babelsberg - Zwischen 2003 und 2005 interessierte sich die Wirtschaft nur mäßig für das neu entstandene Gewerbeareal an der Rudolf-Moos-Straße. Das änderte sich mit der allgemeinen Konjunktur ab 2006: Wie Rainer Baatz, Geschäftsführer des Entwicklungsträgers Stadtkontor, gestern erklärte, konnte die Stadtkontor GmbH in eineinhalb Jahren 20 Gewerbebetriebe zwischen Großbeeren- und Nutheschnellstraße ansiedeln, viele davon an der Rudolf-Moos-Straße. Dazu gehört auch die Firma für Kraftfahrzeug-Systemteile von Michael Duwe, die der Potsdamer Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gestern besuchte. Duwe hatte seine Firma in einer Garage in Satzkorn gegründet; mittlerweile beschäftigt er vier Ingenieure. Hauptaktivität sind Konstruktionsdienstleistungen für die Automobilindustrie, neuerdings auch im Bereich Hybrid-Technologie. Baatz zufolge dreht es sich bei der Hälfte der neu angesiedelten Firmen um Autos und Motorräder. So wurden beispielsweise neue Autohäuser für Hyundai und Seat-Automobile errichtet. Zudem siedelten sich zwei Motorradhändler an, etwa „Mike“s Bike House“.
Der Oberbürgermeister würdigte die Erschließung des 76,6 Hektar großen Areals durch die Stadtkontor GmbH, die „in hervorragender Weise gemeistert wurde“. Etwa 20 Millionen Euro seien für Flächenerwerb und Grundstücks-Neuordnung ausgegeben worden. 11,3 Millionen Euro davon stammten aus Fördermitteln und Eigenmitteln der Stadt. Der Rest wurden Jakobs zufolge durch Einnahmen aus Grundstückverkäufen und Ablösevereinbarungen finanziert. Entstanden ist mit der Rudolf-Moos-Straße eine neue Ost- West-Verbindung, die durch die Umgestaltung der Abfahrt Horstweg einen direkten Anschluss an die Nuthestraße besitzt. Die Sanierung von Gartenstraße, Walter-Klausch-Straße und Fritz-Zubeil- Straße führten laut Baatz zu einem zeitgemäßen Ausbaustandard. An der Rudolf- Moos-Straße direkt seien alle dem Stadtkontor gehörenen Grundstücke vermarktet. Dies obwohl die Grundstückspreise auf diesem innenstadtnahen Standort höher seien als auf der „grünen Wiese“.
Namensgeber der Rudolf-Moos- Straße ist ein jüdischer Grundbesitzer, der Grundstücke im dem Areal besaß und in der Nazi-Zeit enteignet wurde. Seine Erben bekamen Flächen zurück, von denen die Stadtkontor GbmH wiederum einige erwarb, erklärte Stadtkontor-Mitarbeiterin Kerstin Zwirn. Zur Einweihung der Straße sei sogar der Enkel des Mitbegründers des Schuhhauses Salamander aus Amerika angereist.
Nächste Aufgabe von Stadtkontor ist Baatz zufolge die Neuordnung des Maximum-Geländes, des Areals der ehemaligen Karl-Marx-Werke. Nach jahrelangem Streit zwischen der Stadt Potsdam und der Maximum Industrie- und Gewerbeholding habe es nun eine vertragliche Vereinbarung zur Umgestaltung des Areals gegeben. „Wir stellen unser Enteignungsbegehren zurück“, so Jakobs. Dem Oberbürgermeister zufolge habe Maximum die Vorgaben der Sanierungssatzung nicht einhalten wollen. Die Stadt habe darauf mit „Enteignungsbestrebungen in Teilbereichen“ reagiert – „ein schweres Geschütz“, so Jakobs. Und weiter: „Wir haben nicht nachgegeben.“ Laut Vertrag sei nun bis 2009 die Verlängerung der Gartenstraße bis zur Ahornstraße und deren Anbindung an die im Süden des Grundstücks verlaufende Orenstein-Koppel- Straße sichergestellt. Maximum werde laut Stadtkontor dann die „gut erschlossenen Gewerbebrachen“ entwickeln.
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