Landeshauptstadt: „Bosses and Babies“ für Kinder und Karriere
Zehn Unternehmen werden familienfreundlicher
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Frank Fahland, Geschäftsführer einer Bäckerei, hat ein drängendes Problem: Von seinen 50 Mitarbeitern sind zwei Drittel Frauen. Und viele von ihnen Mütter kleiner Kinder. Doch die sechs Bäckerei-Filialen sind täglich bis 18, teilweise bis 19 Uhr geöffnet. Die Kita schließt aber schon um 17 Uhr. „Gerade im Spätdienst gibt es Engpässe, wir brauchen eine Lösung,“ so der 52-Jährige, der schon teilweise Kita-Gebühren übernimmt, um seine Mitarbeiter zu entlasten. Denn Frank Fahland weiß um das wichtigste Gut einer Firma: zufriedenes Personal. „Nur so habe ich motivierte Mitarbeiter.“ Sein Ziel: Die Balance zwischen Leben und Arbeit herstellen. Und dies soll mit Hilfe des neuen Projektes „Babies and bosses“ geschehen.
Zehn Potsdamer Unternehmen wollen vorerst dem Aufruf der Politik folgen, das Land Brandenburg zu einer der familienfreundlichsten Regionen Europas zu machen. Unter der Federführung der Gesellschaft für Innovationsforschung und Beratung in Berlin (GIB) und der Handwerkskammer Potsdam fand für die zehn Firmen eine erste Ist-Analyse statt. Verschiedene Workshops zu flexiblen Arbeitszeitgestaltung und angepassten Kinderbetreuungsangeboten sollen folgen. „Wir haben junge Firmen mit 20 bis 250 Mitarbeitern ausgewählt“, erklärt Projektmanager Stefan Herzog. Zwei Drittel der Belegschaft sind unter 40 Jahre, die Möglichkeit sei also groß, dass noch mehr Kinder heranwachsen. Doch nicht überall sei die Bereitschaft an der Mitwirkung bei „Babies and bosses“ groß gewesen. Herzog: „Gerade kleine Unternehmen erkennen nicht die Relevanz, planen nicht langfristig genug oder können dies einfach nicht.“
In der zweiten Jahreshälfte geht es dann an die konkrete Umsetzung der familienfreundlichen Maßnahmen. Den Unternehmen entstehen keine Kosten, „Babies and bosses“ trägt sich über Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds. Ein ähnliches Projekt vor vier Jahren fand keinen Anklang. „Heute ist das Problem akuter und in aller Munde“, ist sich Herzog sicher und dämpft zugleich die Erwartungen: „Die Strukturen lassen sich nicht sofort verändern, das ist ein Prozess.“
Das Medizintechnikunternehmen Christoph Miethke im Uhlanenweg will auf jeden Fall etwas tun, um familienfreundlicher zu werden. „Wir haben 20 Mitarbeiter, wollen uns aber vergrößern“, so Chef-Assistentin Martina Ullrich. Mit steigender Anzahl wachse somit auch die Wahrscheinlichkeit, dass Ausfälle durch Schwangerschaft und Elternzeit entstünden. Die Firma will vorbeugen. „Für uns besitzt Priorität, wie wir die Mitarbeiter wieder eingliedern und sie möglichst schon während der Elternzeit am aktuellen Firmengeschehen teilhaben lassen können“, sagte Ullrich. Als Mutter von zwei Kindern ist ihr die Vereinbarkeit von Familie und Beruf besonders wichtig. Das Projekt „Babies and Bosses“ soll zeigen, wie sie funktioniert, demnächst auch weiteren Firmen. Yvonne Zitzmann
An „Babies and Bosses“ interessierte Firmen können mit Stefan Herzog unter (030) 261 18 45 in Kontakt treten.
Yvonne Zitzmann
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