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Landeshauptstadt: Brand-Serie: Druck auf Polizei wächst Betroffene: Politisch motivierte Brandstiftung?

Nach der Brand-Serie in Potsdam in der Nacht zum Dienstag verstärkt sich der Druck auf die Ermittler von Polizei und Landeskriminalamt (LKA). Der Direktor des Moses Mendelssohn Zentrums, Prof.

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Nach der Brand-Serie in Potsdam in der Nacht zum Dienstag verstärkt sich der Druck auf die Ermittler von Polizei und Landeskriminalamt (LKA). Der Direktor des Moses Mendelssohn Zentrums, Prof. Julius H. Schoeps, sagte gestern am Rande einer Tagung zu Rechtsextremismus, dass er mit Spannung die Ergebnisse der Ermittlungen zu den Bränden erwarte. Schoeps hatte am Montagabend im Gebäude des Kabaretts einen Vortrag über Antisemitismus gehalten – wenige Stunden später standen Räume in dem Haus in der Charlottenstraße 31 in Flammen. Außerdem brannten ein Gebäudeteil des leergezogenen Asylbewerberheims am Lerchensteig sowie das Lokal „Goldmund“ in der Berliner Straße 148 nieder. Direkt hinter dem „Goldmund“ befindet sich das jüdische Kultur-, Integrations- und Beratungszentrum (KIBuZ).

KIBuZ-Leiter Yaakov Khaikin sagte gestern den PNN, er hoffe, dass die drei Brände keinen antisemitischen oder ausländerfeindlichen Hintergrund hätten. Der Verdacht komme jedoch auf, da alle drei Brandorte mit jüdischen oder ausländischen Menschen zu tun hätten. Beim KIBuZ könne es sein, dass Brandstifter sich von außen keinen Zutritt verschaffen konnten, da das Tor abgeschlossen sei, so der KIBuZ-Leiter. „Weil eine Polizeiwache gegenüber ist, und es sehr schwer wäre, unerkannt aus dem KIBuZ und vom Gelände zu flüchten“, hätten die Täter vielleicht einfach stattdessen das Lokal angesteckt. „Ich hoffe und bete, dass es nicht so ist – und ich setze große Hoffnungen in die Ermittlungen“, sagte Khaikin.

Die Mitglieder des Brandenburgischen Kulturbund e.V. waren auch gestern noch schockiert über den Brand, der ihre Geschäftsräume in der Charlottenstraße 31 verwüstet hatte. „Ein großer Teil unserer Unterlagen ist weg“, sagte Vereinschefin Carla Villwock. Auch das Archiv des Kulturbunds, der vor der Wende in der Villa Kellermann sein Domizil hatte, ist verloren. In den vergangenen Jahren hatte der Verein öfter mit Brandschäden zu kämpfen: Mehrmals brannte es in dem von ihm betriebenen Integrationsgarten am Schlaatz. In allen Fällen handelte es sich dabei um Brandstiftung, so die Polizei. Und auch dieses Mal scheint ein mit Absicht gelegtes Feuer wahrscheinlich, da Ermittler im Erdgeschoss des Hauses, in dem das Kabarett „Obelisk“ seinen Sitz hat, bereits Einbruchsspuren am Hintereingang festgestellt haben.

Die Potsdamer Polizei konnte gestern zunächst keine neuen Erkenntnisse mitteilen. Die Brandabteilung sei zudem mit dem Großbrand in Teltow beschäftigt – und mit nunmehr vier Ermittlungen entsprechend ausgelastet, hieß es. Wenn es aktuelle Entwicklungen gäbe, sollen diese in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden, so eine Sprecherin der Behörde. Am Dienstag war die Polizei nicht von einem Zusammenhang der drei Brände und auch nicht von einem politisch motivierten Hintergrund ausgegangen. Vor acht Jahren hatte es in Potsdam einen nie aufgeklärten Brandanschlag auf den jüdischen Friedhof gegeben. Damals hatte sich die rechtsextreme „Nationale Bewegung“ in einem Bekennerschreiben zu der Tat bekannt. Kix/HK/SCH

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