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Verborgene Schätze. Die Arbeit in den Bibliotheken findet meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Nun will man aber sichtbarer werden.

© Thilo Rückeis

Homepage: Brand und Schimmel

Bibliothekare und Archivare haben an der Universität Potsdam über die Sicherung historischer Bestände diskutiert

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Oft ist der Etat klein und das Verständnis der fachlich nicht qualifizierten Mitarbeiter auch nicht größer. Nicht nur die großen Flagschiffe der Bibliothekslandschaft wie die Staatsbibliothek oder die Universitätsbibliotheken existieren in Berlin und Brandenburg, sondern auch kleine und kleinste Bibliotheken und Archive. Die sind oft nur gering finanziert und leisten doch eine wichtige Arbeit. Beim „Tag der Bestandserhaltung in Berlin und Brandenburg“ trafen Bibliothekare des Deutschen Bibliothekverband e.V. (DBV) und Fachkräfte des „Kompetenzzentrum Bestandserhaltung für Archive und Bibliotheken in Berlin und Brandenburg“ an der Universität Potsdam zusammen, um über „Regionale Strategien und Aktivitäten zur Bestandserhaltung“ ebenso zu diskutieren wie über das „Wohin der Bestandserhaltung“.

„Gegenwärtig sieht es gar nicht so schlecht aus“, bemerkte Andreas Mälck, der Vorsitzende des Fachbeirates bei der Staatsbibliothek Berlin. Man habe vom Bundesministerium für Bildung und Forschung für dieses Jahr eine Förderung in Höhe von insgesamt 600 000 Euro bekommen. „Damit können wir einiges bewegen“, so Mälck. Das Geld soll zu einem guten Teil für „Projekte mit Schauwert“ eingesetzt werden, um das Bibliothekswesen auch in der Öffentlichkeit sichtbarer zu machen.

Denn oft findet die Bibliotheksarbeit nahezu im Verborgenen statt. Nicht nur in großen Bibliotheken wie der Berliner Staatsbibliothek, die auch über Fachkräfte zur Bestandserhaltung verfügt, würden wichtige Dokumente lagern, sondern auch an eher ungewöhnlichen Orten, stellt die Referatsleiterin Annette Gerlach fest. Alte Universitätsinstitute seien in baufälligen Villen untergebracht, würden aber Forschungsarbeiten und Untersuchungsergebnisse aufbewahren, die heute noch relevant sind. Schulen, die gelegentlich schon Jahrhunderte bestanden hätten, würden in einigen Fällen über entsprechend alte Buchbestände in ihren Bibliotheken verfügen. Diese hätte mittlerweile einen erheblichen kulturhistorischen Wert, der auch aktuelle Diskussionen über Schulformen betreffen könne.

Die Gefahren für die Archiv- und Bibliotheksbestände sind vielfältig. Gelegentlich sind es spektakuläre Ereignisse, die auch in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Im Jahre 2009 wurden beim Einsturz des Kölner Stadtarchivs rund 90 Prozent der eingelagerten Archivbestände verschüttet. Beim Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar im Jahr 2004 verbrannten rund 50 000 Bücher, etliche wurden durch Löschwasser geschädigt.

Aber noch andere Gefahren drohen den Kulturgütern. „Schimmel, falsche Lagerung, schlechte Lüftung und unsachgemäße Konservierung sind häufiger und alltäglicher“, erklärt Gerlach. Oft fehle ganz banal das Bewusstsein für die Bedeutung der eingelagerten Schriftstücke und das Fachwissen. Als in einer Verwaltungsbibliothek zunächst gestrichen wurde, dann aber die Fenster des noch feuchten Raumes geschlossen blieben, bildete sich schnell Schimmel auf den alten Folianten, berichtet eine Bibliothekarin. Es fehlte das Wissen um die Sensibilität im Umgang mit dem historischen Material. Auch die Digitalisierung historischer Verwaltungsvorgänge, Grundbücher und Akten kann sich gelegentlich in unerwarteter Weise als Gefahr erweisen.

Die zugrunde liegenden Papierstücke würden vernichtet, die Dateien seien aber unvollständig oder aufgrund fortschreitender Computertechnik nicht mehr lesbar. Das sei kein böser Wille, das unqualifizierte Personal könne die Vorgänge lediglich nicht richtig einordnen, beklagt Michael Scholz, der Leiter der Landesfachstelle Brandenburg: „Das Ein-Mann Archiv ist in Brandenburg eher typisch, oft haben wir es mit nur sehr kleinen Einrichtungen zu tun.“ Gerade deshalb seien entsprechende Fachtagungen, bei denen über Notfallvorsorge ebenso wie über die Planung von Erweiterung der Magazine gesprochen werden könne, so wichtig.

Richard Rabensaat

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