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Schrott und Asche. Ein verbrannter VW Touareg in der Ringstraße in Neu Fahrland. Brandanschläge auf zwölf Autos wie in der Nacht zum Sonntag hat es bisher laut Polizei in der Landeshaupstadt nicht gegeben.

© A. Klaer

Von Sabine Schicketanz: Brandanschläge in Neu Fahrland

Täter zündeten mitten im Wohngebiet zwölf Autos an / Polizei: Kein politischer Hintergrund

Stand:

Neu Fahrland - Entsetzen und Ratlosigkeit herrschten gestern in Neu Fahrland, nachdem unbekannte Täter in der Nacht zum Sonntag mitten in einem Wohngebiet zwölf Fahrzeuge angezündet haben. In der Ringstraße und in der Straße Neu Hainholz zerstörten die Flammen einen VW Touareg und einen Chevrolet komplett, ein Audi und ein Mercedes wurden stark beschädigt. Bei weiteren acht Fahrzeugen der Marken Ford, Kia, Skoda, Citroen und BMW hatten die Täter ebenso versucht, mit Grillanzünder-Würfeln die Autoreifen in Flammen zu setzen. Das Feuer griff jedoch nicht auf die Wagen über.

Die Potsdamer Polizei hat eine zehnköpfige Ermittlungsgruppe gebildet, um die Hintergründe der in der Landeshauptstadt bisher einmaligen Tat aufzuklären. Von einem politischen Hintergrund gehe man derzeit nicht aus, sagte Polizeihauptkommissar Thorsten Kollenrott, Dienstgruppenleiter im Schutzbereich Potsdam. Ein Grund: „Bei uns ist kein Bekennerschreiben eingegangen.“ Auch einen Zusammenhang mit den in diesem Jahr bereits 230 Brandanschlägen auf größtenteils hochwertige Autos in Berlin, die vor allem Linksextremisten zugeordnet werden, sieht die Potsdamer Polizei bisher nicht. Erst in der Nacht zum Samstag waren in Kreuzberg, Friedrichshain und Mitte drei Wagen angezündet worden. Würde es sich in Potsdam um Anschläge der linksextremistischen Szene handeln, hätten diese sich wohl eher in anderen, zentraleren Stadtteilen ereignet, so Kollenrott. Dagegen werde von der Polizei untersucht, ob ein lokaler Konflikt in Neu Fahrland die Ursache sein könnte.

Dies kann sich Neu Fahrlands Ortsvorsteher Hartmut Reiter (Aktionsbündnis Potsdam Nord/West) nicht vorstellen. „Wir sind entsetzt und stehen vor einem Rätsel“, sagte Reiter gestern. „Die Anschläge verändern die Landschaft hier, das ist bitter für uns.“ Es müsse alles daran gesetzt werden, die Hintergründe aufzuklären. „Die Betroffenen sind geschockt. Schließlich sind sie hierher gezogen, um in Ruhe zu wohnen.“ Ein örtlicher Konflikt, der Anlass für die Anschläge sein könnte, sei ihm nicht bekannt, sagte Reiter. Auch ein politischer Hintergrund sei für ihn nicht vorstellbar. „Klar ist: Wir können so etwas nicht dulden“, so der Ortsvorsteher. Mit bisherigen Vandalismus-Fällen seien die Brandanschläge nicht zu vergleichen. Die Bürgerschaft in Neu Fahrland mit seinen rund 1400 Einwohnern müsse sich engagieren und „genau hinschauen“. Der Ortsbeirat werde sich auf seiner nächsten Sitzung am 27. Oktober mit den Brandanschlägen beschäftigen, kündigte Reiter an.

Der Polizei sind bisher keine Zeugen der zwölf Brandstiftungen in Neu Fahrland bekannt. Lediglich ein Anwohner habe gegen 3.30 Uhr einen Knall gehört und dann die Feuerwehr gerufen, so Polizeihauptkommissar Kollenrott. Am gestrigen Sonntag seien die Fahrzeugbesitzer vernommen worden. Abzuwarten sei, ob die Spezialisten des Landeskriminalamtes an den 250 Meter Luftlinie entfernten Tatorten in der Ringstraße und der Straße Neu Hainholz, wo je sechs Autos angezündet wurden, Spuren der Täter finden. Dabei werde auch nach Zigarettenkippen, Flaschen oder ähnlichen Dingen gesucht, auf denen sich DNA-Spuren der Täter finden könnten.

Ob in Potsdam und speziell in Neu Fahrland weitere Brandanschläge auf Autos drohen könnten, konnte die Polizei angesichts des Ermittlungsstandes gestern nicht sagen. Anhand der „Gefährdungslage“ sollte jedoch über „verdeckte oder erkennbare Polizeimaßnahmen“ entschieden werden.

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