
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Brände simuliert
Am heißesten Wochenende des Jahres übten Potsdamer Freiwillige Feuerwehren den Ernstfall
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Mit Helm und Schutzanzug sind die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Drewitz warm eingepackt. Da kann die Sonne noch so sehr strahlen und die Temperatur auf über 30 Grad ansteigen. Wenn Leben gerettet werden sollen, darf man das eigene nicht gefährden. Eile ist geboten, denn im Treppenhaus der ehemaligen Kindl-Brauerei im Potsdamer Industriegebiet brennt es. Zwei Kinder sind in Gefahr und schließlich verletzt sich auch noch eine Feuerwehrfrau.
Doch außer den tropischen Temperaturen ist alles nur halb so schlimm. Bei einem Ausbildungscamp haben die Freiwilligen Feuerwehren (FFW) der Stadt zusammen mit der Berufsfeuerwehr am Samstag und am Sonntag den Ernstfall geübt und brenzlige Situationen simuliert. 15 Freiwillige Feuerwehren hat Potsdam, im Übungseinsatz war an diesem Wochenende rund 170 Feuerwehrleute.
Die Drewitzer FFW ist als erste im Einsatz an der Brauerei und darf die große Autoleiter einsetzen, über die nur die Groß Glienicker Feuerwehr verfügt. Dieser Austausch von Technik gehört zu den Vorzügen des Übungswochenendes. Um das Kind zu retten, das sich aus dem brennenden Haus auf einen Verbinder zwischen den Häusern gerettet hat, wird die Leiter ausgefahren und das Kind, es ist eine Puppe, vorsichtig auf eine Trage gelegt. So wie die Simulation in der Brauerei wird auch die Rettung aus einem brennenden Fahrzeug geübt. Zudem wird zusammen mit der Wasserwacht Öl von einem Gewässer entfernt und am Bahnhof Marquardt ein Brand mit Schaum gelöscht. Nach jedem Einsatz gibt es Manöverkritik. Brandoberinspektor Andreas Tausche sagt über den Einsatz an der Brauerei: „Das Aufstellen der Fahrzeuge und Geräte hat gut geklappt, Wasser kam schnell.“ Doch die Koordination der Kräfte untereinander hätte noch besser sein können. Gerade das aber wird geübt. Einmal im Jahr, ein Wochenende lang.
Mit seinem Netz an Feuerwehren sei Potsdam gut aufgestellt. Schon seit Jahren habe es keinen großen Unfall mehr gegeben, sagt Dirk Häusler, Bereichsleiter Gefahrenabwehr. Jährlich gebe es etwa 250 Brände in Potsdam, diese Zahl sei seit drei Jahren konstant. Von der brennenden Mülltonne bis zum Hochhausbrand reichen die Einsätze und Häusler bescheinigt den Potsdamern, dass sie sich „im Großen und Ganzen ordentlich“ verhalten. In der Waldstadt hätten allerdings die Mülltonnenbrände zugenommen und das sieht der Mann für Gefahrenabwehr als einen Schwerpunkt an. Problematisch sei auch der Leichtsinn beim Kochen. Mindestens dreimal in der Woche rücke die Feuerwehr aus, weil Essen angebrannt sei und die Helfer durch die Rauchentwicklung alarmiert werden. Häusler spricht sich strikt für die Installation von Rauchmeldern auch in Privatwohnungen aus, selbst wenn das im Land Brandenburg noch nicht vorgeschrieben sei. „Lieber fünfmal zu viel ausrücken als einmal zu spät“, sagt er.
Um den Nachwuchs muss sich die Potsdamer Feuerwehr keine Sorgen machen. Jede der FFWs hat eine Jugendmannschaft – und in Drewitz gibt es sogar eine für Kinder im Alter vom sechs bis acht Jahren. Diese könne acht Kinder aufnehmen, hieß es – die Warteliste sei schon lang.Hella Dittfeld
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