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Landeshauptstadt: Brandenburg laufen die jungen Frauen weg

Prof. Dr. Christine Färber stellte gestern Studie im Rahmen der Frauenwoche vor

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Dem Land Brandenburg laufen die jungen Frauen weg, weil sie vor allem mit dem Angebot der Universitäten unzufrieden sind. Zu technisch. Da sei die Stadt Potsdam mit ihrem Angebotsspektrum zwar noch „eine Insel der Seligen“, aber sie biete zu wenig Studienplätze, um genug weibliche Studierwillige im Land zu halten, sagte Prof. Dr. Christine Färber gestern, als sie die im Auftrag des Familienministeriums erarbeitete Studie über die Lebenssituation der Frauen in Brandenburg vorstellte. Das geschah im Rahmen der brandenburgischen Frauenwoche in der Potsdamer Awo-Zentrale. Dorthin eingeladen hatten die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen und die Arbeiterwohlfahrt (Awo) gemeinsam.

Es sei an der Zeit, das Studienfächerangebot vor allem in Südbrandenburg stärker auf die Interessengebiete der Frauen auszurichten. Es fehlten Angebote zum Beispiel im Sozial- und Bildungsbereich, aber auch in den Geisteswissenschaften, so Färber. Die jungen Frauen wanderten ab, studierten an den Universitäten anderer Bundesländer und gründeten schließlich dort auch ihre Familien. Nur zehn Prozent der Frauen sind laut Statistik mit der Ausbildungssituation in Brandenburg zufrieden, 25,9 Prozent dagegen gar nicht. „Wir brauchen aber spätestens in fünf Jahren jeden gut ausgebildeten jungen Menschen“, meint die Professorin und dem müsse Rechnung getragen werden. Auch die Betriebe müssten sich darauf einstellen, jungen Müttern einen guten Arbeitsplatz zu bieten, meint sie.

Das ist leider im Moment keineswegs der Fall. Ganz im Gegenteil rutschen immer mehr Frauen in Teilzeitjobs oder müssen schlechtbezahlte Arbeit annehmen. Von ihrem Einkommen leben und noch etwas sparen konnten vor drei Jahren nur 31 Prozent der Frauen und 46,6 Prozent der Männer. Bei 23 Prozent der Frauen aber reichte der Verdienst nicht einmal für den Lebensunterhalt. Bei den Männern war das bei 12,7 Prozent der Fall. Inzwischen aber hat sich die Lebenssituation noch weiter verschlechtert. Allerdings für Männer und Frauen gleichermaßen. In Brandenburg wird Gleichberechtigung auf niedrigerem Niveau noch immer groß geschrieben. Die Chancen für Frauen sind im Bundes- und EU-Vergleich überdurchschnittlich gut.

Das ändert aber nichts daran, dass von den meisten Frauen erst um die 30 Jahre ein Kinderwunsch geäußert wird. Das Durchschnittsalter bei der Erstgeburt lag bereits 2005 knapp unter 30 Jahre. Brandenburgs Frauen, die sich gern einen finanziell unabhängigen Status schaffen möchten, wollen erst einmal die Ausbildung beenden und im Beruf Fuß fassen, ehe sie an Kinder denken.Da könnte ein gutes Kinderbetreuungssystem vielleicht Abhilfe schaffen. Färber bezeichnet es vom zahlenmäßigen Angebot her als gut, doch die Qualität der Kinderbetreuung lasse zu wünschen übrig, findet sie. Auch in der Jugendbetreuung sieht sie erhebliche Mängel, die seien aber von Landkreis zu Landkreis sehr unterschiedlich. Potsdam bekommt auch hier eine gute Note.

Bei Führungspositionen sind die Frauen nach wie vor unterrepräsentiert. Nur zwölf Prozent der Bürgermeister im Land sind Frauen, unter den Landräten ist nicht eine einzige Frau, bei den Oberbürgermeistern bessert die StadtBrandenburg die Quote auf. Interessant ist, dass Frauen wie Männer die gleiche Wertorientierung haben. An erster Stelle steht die Erhaltung des Friedens, gefolgt von glücklicher Partnerschaft/Familie und dem sicheren Arbeitsplatz. dif

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