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Aus dem GERICHTSSAAL: Brandstiftung aus Rache?

Die Angeklagte schweigt zum Tatvorwurf

Stand:

Hat Juliane J.* (23) die Dachgeschosswohnung ihres Ex-Freundes in Babelsberg aus Wut und Rache angesteckt, wie sie nach stundenlangem Polizeiverhör zugab? Oder wollte die junge Frau nur ihre Ruhe und erzählte den Beamten schließlich das, was sie hören wollten? Ihre Tante, die zeitweise bei der Vernehmung zugegen war, glaubt letzteres. Juliane J. – sie muss sich seit gestern wegen Diebstahls und schwerer Brandstiftung vor dem Schöffengericht verantworten – schweigt zu den Vorwürfen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, die damals in Klein Glienicke Lebende habe den Schlüssel zur neuen Wohnung ihres ehemaligen Partners Sandro S.* in der Rudolf-Breitscheid-Straße gestohlen. Am 10. Oktober 2008 habe sie damit die verschlossene Tür geöffnet, aus den Räumen eine Reisetasche mit Kleidung, einen Schlüssel für das Gerätehaus der freiwilligen Feuerwehr sowie ein Paar Feuerwehrstiefel entwendet und im Kofferraum ihres Autos verstaut. Danach soll sie wieder in die Wohnung gegangen sein, eine Couch im Wohnzimmer, ein Bettlaken im Schlafzimmer und einen Umzugskarton im Abstellraum mit ihrem Feuerzeug entzündet haben. Erst als alles richtig brannte, soll sie das Weite gesucht haben. Zum Glück entdeckten Mieter des Mehrfamilienhauses die Rauchentwicklung und alarmierten die Feuerwehr. Die Dachgeschosswohnung von Sandro S. musste komplett instandgesetzt werden.

Juliane J. war damals Mitglied der freiwilligen Feuerwehr. Sandro S.* (22), der ihr nach knapp einjähriger Beziehung den Laufpass gab, ist es noch heute. Die Schreckensmeldung, dass seine Wohnung in Flammen steht, erreichte den Mitarbeiter eines Ingenieurbüros für Brandschutz auf einem Außentermin in Trebbin. Als er in Babelsberg eintraf, hatten die Feuerwehrleute – darunter auch manche seiner Kameraden – schon ihres Amtes gewaltet.

Am späten Nachmittag des Brandtages durchsuchte die Polizei die Wohnung der tatverdächtigen Juliane J. Sie fand die entwendeten Gegenstände und auch einen Laptop, den Sandro S. in der Vergangenheit als gestohlen gemeldet hatte. Die junge Frau wurde mit den Tatvorwürfen konfrontiert, wegen Flucht- und Verdunklungsgefahr festgenommen. Anfangs sei sie sehr aufgelöst gewesen, habe geweint und sich besonders gegen die Visitation ihrer Handtasche gesträubt, erinnerte sich der Kriminalbeamte Frank K. (46) im Zeugenstand. Später habe sie erzählt, sie sei sauer auf Sandro S. gewesen. Der habe sie schwanger sitzen gelassen. Sie habe das Kind abgetrieben, es bitter bereut. Den Schlüssel habe sie gestohlen, um ihn nachts überrraschen zu können. Die Idee, ihm die Wohnung abzufackeln, sei ganz spontan entstanden.

Wieso die Polizei die Sachen von Sandro S. bei ihr fand, konnte die Nichte nicht erklären, berichtete die Tante der Angeklagten vor Gericht. Als Juliane J. nach viereinhalbstündiger Beschuldigenvernehmung gehen durfte, habe sie ihr gesagt: „Ich war es nicht. Ich habe es nur zugegeben, damit ich nach Hause konnte.“ Die Verhandlung wird fortgesetzt. (*Namen geändert.) Hoga

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