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Sport: Brasilianisches Familientreffen

Turbine Potsdams Cristiane trifft heute im UEFA Women“s Cup auf Neulengbachs Rosana

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Turbine Potsdams Cristiane trifft heute im UEFA Women“s Cup auf Neulengbachs Rosana Ein Jahr lang hat Cristiane jetzt Rosana nicht gesehen. Im Finale von Athen gewannen die beiden Brasilianerinnen am 26. August 2004 gemeinsam Olympia-Silber – heute spielen sie gegeneinander. Zum Auftakt des 2. Qualifikationsturniers um den UEFA Women“s Cup im französischen Montpellier treffen um 15 Uhr im Stade Joseph Blanc der 1. FFC Turbine Potsdam und Österreichs Landesmeister SV Neulengbach aufeinander – und damit Cristiane und Rosana. „Ich freu mich schon sehr auf das Wiedersehen, denn wir beide spielen seit 2001 zusammen in der Nationalmannschaft“, gesteht Cristiane Rozeira de Souza Silva. „Dadurch ist man auch ein bisschen befreundet.“ Rosana – mit ganzem Namen Rosana Dos Santos Augusto – kam drei Monate vor Cristiane nach Europa, wurde in Neulengbach schnell zu einem Publikumsliebling und 2005 zur „Spielerin des Jahres“ in Österreich gewählt. Die Mittelfeldspielerin, die im Nationalteam auf der linken Seite entlangwieselt, spielte ebenso wie Cristiane vor ihrem Wechsel nach Europa in Sao Paulo, allerdings in einem anderen Verein als Potsdams Brasilianerin. Die schwärmt in den höchsten Tönen von ihrer knapp zwei Jahre älteren Landsfrau. „Rosana ist eine sehr intelligente Spielerin, die mit beiden Füßen gleich gut schießen kann“, erzählt Cristiane über die 22-Jährige. „Sie ist sehr sehr schnell und die beste Kopfballspielerin, die ich bisher gesehen habe, denn sie kann sehr hoch springen.“ Das mache Rosana, deren Lieblingsspieler Landsmann Ronaldinho ist, zu einer gefährlichen Gegenspielerin für UEFA- Cup-Verteidiger Potsdam, meint Cristiane. Und sie habe durchaus Respekt vor der Wahl-Österreicherin. „Dieser Respekt“, glaubt sie, „besteht aber auf Gegenseitigkeit.“ Sollte Rosana auch beim SV Neulengbach die linke Außenbahn besetzen, dürfte sie nur selten die Wege Cristianes kreuzen, die bei Turbine ebenfalls links eingesetzt wird. Durchaus möglich aber, dass die jetzige Havelstädterin auf Celia Brancardo Ribeiro trifft, eine weitere Brasilianerin in Diensten des österreichischen Meisters. Die in der vergangenen Woche 24 Jahre jung gewordene Mittelfeldspielerin wird im Wienerwald nur „Liese“ oder „Li“ gerufen. „Bei uns zu Hause kennt man sie nur als Liezia“, weiß Cristiane über die ihr ebenfalls gut bekannte Studentin, die seit ihrem siebenten Lebensjahr dem runden Leder nachjagt, auch schon Einberufungen zur brasilianischen Nationalmannschaft erhielt, „aber bisher nur mal bei einem Turnier in Korea mitspielte“, so die Potsdamerin. Mit Rosana und Liezia verhält es sich beim SV Neulengbach ähnlich wie mit Cristiane und Paula beim FFC Turbine: Ganz allein in der Fremde, weit weg von der vertrauten Heimat, sind die beiden Olympiazweiten froh, eine Landsfrau neben sich zu wissen. „Es ist nicht einfach, denn man fühlt sich mitunter allein“, gesteht Cristiane, die sich nach eigenem Bekenntnis schon in Potsdam eingelebt, aber immer wieder mal Sehnsucht nach der Heimat habe. „Daher gibt es eine gewisse Verbundenheit der brasilianischen Fußballerinnen in Europa – wir fühlen uns wie eine kleine Familie.“ Sie habe zwar von Potsdam aus keine Verbindungen zu Rosana gehabt, telefoniere aber regelmäßig mit Marta, ihrer Nationalmannschaftskollegin, die mit Umea IK im vergangenen Jahr den UEFA-Cup gewonnen hatte. „Man versucht, Kontakt unter einander zu halten, um Halt zu haben und auch Erfahrungen auszutauschen.“ Das gelte nicht nur für Paula und sie in Deutschland sowie Rosana und Liezia in Österreich, sondern auch für die fünf Brasilianerinnen in Schweden und für die anderen Landsfrauen, die in Russland, Italien und Spanien kicken. Auch mit Gilberto – Profi beim Bundesligisten Hertha BSC – plauderte sie schon. Rosana ihrerseits versucht über Zeitungen und Internet viel über Turbine zu erfahren, hat sich im Fernsehen Potsdams Europacup-Spiele gegen Trondheim und Djurgarden/Älvsjö sowie den DFB-Pokalsieg gegen den FFC Frankfurt angeschaut. Gemeinsam werden Cristiane und Rosana wohl erst wieder im nächsten Jahr spielen. „Unsere Nationalmannschaft wird immer erst vor großen Turnieren wieder zusammengerufen. Der Nationaltrainer nominiert dann eine ganze Reihe Spielerinnen, die Vorbereitungsspiele immer gegen Männer bestreiten. Wir hier aus Europa stoßen erst für die wichtigen Spiele zum Nationalteam“, erzählt die 19-Jährige, die das Glück hatte, nach ihrem Olympia-Auftritt auch noch die U19-Weltmeisterschaft in Thailand zu bestreiten. „So hatte ich ein paar Spiele mehr.“ Wie viele Partien sie bisher für Brasilien bestritt, weiß Cristiane allerdings nicht. „Diese Statistik ist bei uns nicht so wichtig. Wichtiger ist, seit wann man in der Nationalmannschaft spielt.“ Cristiane ist seit ihrem 15. Lebensjahr ununterbrochen dabei, kann seitdem auf zwei Weltmeisterschaften mit der U19, eine mit den Frauen, zwei Südamerika-Meisterschaften mit der U19, eine mit den Erwachsenen, ein Vier-Länder-Turnier in Korea, die Panamerikanischen Meisterschaften der Frauen und zuletzt Olympia in Athen zurückblicken. „Im nächsten Jahr“, meint sie mit einem Blick voraus, „steht wieder der Südamerika-Cup an, 2007 sind sowohl die Panamerika-Meisterschaften als auch die Weltmeisterschaften dran.“ Heute aber steht erst einmal das UEFA-Cup-Spiel mit Turbine gegen Neulengbach auf dem Programm. „Wir haben uns gut auf dieses Turnier vorbereitet und gefreut – nun wollen wir auch das Viertelfinale erreichen“, meint Cristiane. „Die Chance dazu haben wir auf jeden Fall.“ Auch sie selbst will natürlich das Ihre dazu beitragen. Inzwischen habe sie sich schon besser an Turbines Spielweise angepasst, glaubt die Südamerikanerin. „Beispielsweise, härter gegenzuhalten und mit mehr Körpereinsatz zu spielen, auch den Ball schnell weiterzuleiten und ihn nicht zu weit allein zu treiben.“ Wenn sie dies nun an der französischen Mittelmeerküste entsprechend umzusetzen vermag, könnte die erste Brasilianerin der deutschen Bundesliga entscheidend mit dazu beitragen, das für den 8. und 19. Oktober geplante Viertelfinale im UEFA Women“s Cup zu erreichen. Dazu muss der FFC Turbine in Montpellier am Samstagabend zumindest auf Tabellenplatz zwei stehen – ein realistisches Ziel. Darüber werden sich Cristiane und Rosana heute nach dem Abpfiff aber weniger austauschen. „Wir werden uns wohl mehr darüber unterhalten, wie wir hier in Europa klarkommen“, sagt Cristiane.

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