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PRO & Contra: Braucht jeder Potsdamer Bahnhof einen Zugabfertiger?

PRO & Contra Zurückbleiben bitte! Mal im Befehlston, mal mit freundlicher Frauenstimme, schallt diese Aufforderung alle paar Minuten über die Potsdamer S-Bahnhöfe.

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PRO & Contra Zurückbleiben bitte! Mal im Befehlston, mal mit freundlicher Frauenstimme, schallt diese Aufforderung alle paar Minuten über die Potsdamer S-Bahnhöfe. Damit soll bald Schluss sein: Die S-Bahn schafft ihr Aufsichtspersonal ab – und spart damit an der falschen Stelle. Die Männer und Frauen auf den Bahnhöfen sind wichtig: Ihre Augen sehen mehr als jede Überwachungskamera, ihre Anwesenheit sorgt für ein Gefühl der Sicherheit. Wer ist spätabends nicht schon einmal gezielt in einen der mittleren Waggons gestiegen, nur um an jedem Bahnhof den Abfertiger im Blick zu haben – und er sieht, wenn einem etwas passiert? Dass die modernen S-Bahnzüge sich selbst abfertigen könnten, darf als Argument hier nicht zählen. Dass der Fahrer der Bahn angeblich an jedem Halt herausspringen soll, bevor er weiterfährt, ist unglaubwürdig und wenig hilfreich. Welchem verwirrten Reisenden nutzt es, erst bei Ankunft der Bahn eine Frage stellen zu können? Wie soll die Bahn dann pünktlich weiterfahren? Und droht tatsächlich Gefahr, ist der Servicemitarbeiter, der per Knopfdruck am Fahrtkartenautomaten angerufen werden kann, nur eine Stimme. In Sekundenschnelle eingreifen kann er nicht. Dass fortan allein die Technik für Sicher- und Zufriedenheit der S-Bahnfahrer sorgen soll, ist symptomatisch für eine Gesellschaft, in der es immer weniger Arbeit gibt – und in der Menschen sich immer öfter von Maschinen abfertigen lassen müssen. Auf der Strecke bleibt dabei die Menschlichkeit. Zurückbleiben bitte! Sabine Schicketanz Ja, es scheint sie zu geben, die Zugabfertiger der S-Bahn am Hauptbahnhof und am Bahnhof Griebnitzsee, die jetzt versetzt werden sollen. Wer oft S-Bahn fährt, nimmt sie höchstens einmal war, wenn sie vor ihren Häuslein rauchen oder Kommandos rufen. Da sie im zunehmend technisierten S-Bahnverkehr nicht mehr gebraucht werden, ist ihre Umsetzung richtig und zeitgemäß. Der Betriebsrat der S-Bahn GmbH hat jetzt Sorge, dass durch den Abzug des Aufsichtspersonals die Bahnhöfe unsicherer werden. Das ist aus mehreren Gründen falsch. Der wichtigste Einwand betrifft schon die Tätigkeit der betroffenen Angestellten an sich: Sie sollen die Technik der S-Bahnen überwachen – um für die Sicherheit der Wartenden an den Bahnhöfe zu sorgen, sind sie weder ausgebildet noch vorbereitet. Dafür gibt es professionelle Wachdienste, die Videoüberwachung und das überall mitführbare Handy für den schnellen Anruf bei der Polizei. Und weniger Service? Oft konnten die Zugabfertiger selbst bei Fragen nach dem Fahrplan nicht genau weiterhelfen, war ein Anruf über das Handy bei der Servicenummer der Berliner Verkehrsbetriebe deutlich ertragreicher. Auch das Argument, dass die Bahnhöfe nun ihren Charakter verlieren, weil ihre Zugabfertiger fehlen, zieht ebenfalls kaum – denn viel wichtiger wäre mehr Arbeit in den Bahnhöfen und Zügen an sich, etwa bei der Reinigung von dreckigen Sitzen oder der schnellen Beseitigung von Müll und Graffiti. Dieser fehlende Service darf nun gern ausgebaut werden. H. Kramer

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