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Homepage: Brennnessel gegen resistente Keime Die Stachelschweinsalvie stammt aus Afrika

Im Botanischen Garten der Universität Potsdam gibt es zahlreiche exotische und heimische Pflanzen zu bewundern. In den PNN stellt der Kustos Michael Burkart einmal im Monat eine dieser Pflanzen vor.

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Im Botanischen Garten der Universität Potsdam gibt es zahlreiche exotische und heimische Pflanzen zu bewundern. In den PNN stellt der Kustos Michael Burkart einmal im Monat eine dieser Pflanzen vor.

Der Schotte David Livingstone, Sohn eines Sonntagsschullehrers und fliegenden Teehändlers, ging 1840 als Missionar nach Südafrika. Auf selbstständigen Forschungsreisen ins Innere des Kontinents entdeckte er unter anderem die von ihm nach der britischen Königin benannten Victoriafälle am Sambesi. Zurück in England, überzeugte er die britische Regierung von der Idee, dieser Fluss sei als Zugang ins Innere Afrikas geeignet, um dort „Christentum, Gewerbe und Zivilisation“ zu etablieren. Er kehrte 1858 als Leiter der staatlich finanzierten Sambesi-Expedition nach Afrika zurück. Die Expedition zeigte allerdings, dass der Sambesi höchstens bis zu den Cahora-Bassa-Stromschnellen am oberen Unterlauf schiffbar war. Sie zeigte auch, dass die Leitung eines so umfangreichen Vorhabens den damals bereits berühmten Forschungsreisenden überforderte. Die Forscher fanden jedoch während der insgesamt sechs Expeditionsjahre eine große Zahl bislang unbekannter Pflanzen, von denen sie Proben zurück nach England schickten. Darunter war auch ein enzianblauer Lippenblütler mit aromatisch duftenden Blättern.

Kew Gardens bei London war unter der Leitung von William Jackson Hooker Mitte des 19. Jahrhunderts bereits der bedeutendste Botanische Garten der Welt und Drehscheibe der britischen Kolonialbotanik. Die vom Sambesi nach Kew gesandten Samen keimten, und die enzianblau blühenden Pflanzen erwiesen sich als sehr schön. So erfolgte 1863 eine Veröffentlichung in der Kew-eigenen Zeitschrift „Curtis’s Botanical Magazine“. Der Text ist ohne Autorangabe und wird daher William Jackson Hooker selbst zugeschrieben, als Direktor von Kew zugleich Herausgeber der Zeitschrift. Als Name wurde Pycnostachys urticifolia vergeben, übersetzt „Brennnesselblättrige Dichtähre“.

Unter dem deutschen Namen „Stachelschweinsalvie“ ist die Pflanze seit einigen Jahren gelegentlich im gut sortierten Pflanzenhandel zu finden. Dieser Name bezieht sich vielleicht auf die spitzen Kelchblätter oder auf ihre afrikanische Heimat. Die dichten blauen Blütenstände am Ende der Triebe sind gut geeignet, im sonst blumenarmen Dezember Wintergärten und Treppenhäuser zu schmücken. Außerdem interessiert sich auch die Pharmaindustrie für die Pflanze. In ihr wurden nämlich neuerdings Inhaltsstoffe gefunden, die gegen Staphylokokken wirksam sind. Staphylococcus aureus gehört zu den wichtigsten Erregern im Krankenhaus erworbener Infektionskrankheiten. Von den Inhaltsstoffen der Brennnessel-Stachelschweinsalvie und einiger weiterer Pflanzen erhofft man sich neue Möglichkeiten zur Bekämpfung von Bakterienstämmen, die gegen Antibiotika resistent geworden sind. Die Infektion wird in Krankenhäusern hauptsächlich durch ungenügende Hygiene übertragen, jährlich sollen ihr allein in Deutschland bis zu 40 000 Patienten zum Opfer fallen.

Die Blätter der Brennnessel-Stachelschweinsalvie duften beim Reiben angenehm aromatisch. Ihre Form erinnert an Brennnesselblätter, die Pflanze brennt aber nicht. Sie blüht jetzt enzianblau in den Gewächshäusern des Botanischen Gartens. Michael Burkart

Im Botanischen Garten (Maulbeerallee 2): 12. Dezember, 14 Uhr, Kinder-Aktionstag „Kakao und Schokolade“; 19. Dezember, 16 Uhr, „Expedition in den Regenwald“ für Kinder mit Taschenlampen. Um Voranmeldung wird gebeten. Weitere Infos auf www.botanischer-garten-potsdam.de.

Michael Burkart

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