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Landeshauptstadt: Briketts versperrten die Rathaustür – Die Umstellung auf Erdgas markierte das Ende einer Ära

Die Potsdamer Rathaustür war plötzlich schwarz und dicht. Etwa 1000 Lausitzer Braunkohlekumpel standen davor, hielten mit Fackeln eine Mahnwache.

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Die Potsdamer Rathaustür war plötzlich schwarz und dicht. Etwa 1000 Lausitzer Braunkohlekumpel standen davor, hielten mit Fackeln eine Mahnwache. Mit Briketts hatten sie den Eingang zum Stadthaus vermauert. Die Braunkohlekumpel fürchteten einenArbeitsplatzabbau im großen Maße. Die Energiewirtschaft der DDR beruhte auf die Bindung an die Braunkohle. Denn die Potsdamer Stadtverordneten hatten am 20. Oktober 1993 entschieden, dass nicht Braunkohle sondern Erdgas das neue Heizkraftwerk Süd befeuern sollte. Eine schwerwiegende Entscheidung, die Ministerpräsident Manfred Stolpe dazu veranlasste, die Zulassung eines „Erdgaswerkes“ in Potsdam genauestens zu prüfen. Aber die Entscheidung, die Turbinen und Generatoren des Heizkraftwerkes mit Erdgas anzutreiben, wurde schnellstens umgesetzt. Bereits am 16. Dezember schloss die Wärme-Union Potsdam (WUP) mit dem Kraftwerksunternehmen ABB Turbinen Nürnberg einen entsprechenden Vertrag zum Bau ab. Die Potsdamer hatten sich damals zwar mit großer Mehrheit (64 : 32 Stimmen) für das Erdgas entschieden. Einfach war es nicht, weil dem eine heftige Debatte vorausgegangen war: Umweltverträglichkeit in der Energieerzeugung stand hier gegen Arbeitsplatzabbau. Verbunden mit der Debatte um die neue Energieform war auch die Frage, in welche Hände die Potsdamer Energieversorgung in der Zukunft gelegt werden sollte. Es waren genau 90 Jahre vergangen nach dem Beschluss, ein städtisches Elektrizitätswerk zu errichten (März 1901). Mit deutlicher Mehrheit entschieden sich die Stadtverordneten erneut, dass die elektrische Energieversorgung Potsdam als kommunales Eigentum betrieben werden soll. Dadurch wurde der Weg, den städtischen Eigenbetrieb, die Stadtwerke, zu gründen.

Nachdem das neue Heizkraftwerk Süd ab Oktober 1995 die Fernwärmeversorgung übernommen hatte, wurde das alte Heizwerk abgeschaltet. Am 1. Juli 1997 fiel dann der letzte Schornstein des alten mit Kohle befeuerten Heizwerkes-Süd auf demselben Gelände an den Nuthewiesen. Die Sprengung dieses Schornsteins markierte das Ende einer Ära, in der die Kraftwerke in Potsdam mit Kohle befeuert wurden. Stadtwerke/KaSa

Stadtwerke, KaSa

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