
© Stefan Gloede
Landeshauptstadt: Brotbacken am Jagdschloss
Förderverein will 2013 den Soldatenkönig ehren und das Gebäude für Veranstaltungen nutzen
Stand:
Am Stern - Ehe das Jagdschloss Stern in den 1980er Jahren als Museum eingerichtet wurde, waren bei der Restaurierung Holzschutzmittel verwendet worden und so eine erhebliche Schadstoffbelastung der Innenräume entstanden. Die Schlösserstiftung, die es nun verwaltet, lässt deshalb keine Veranstaltungen innen zu. Lediglich Führungen, zu denen der Förderverein acht- bis zehnmal im Jahr einlädt, sind erlaubt. Diese Einschränkung findet der Vorsitzende des Fördervereins Jagdschloss Stern-Parforceheide e.V., Gerhard Kümmel, jedoch übertrieben.
Er möchte sie im nächsten Jahr unbedingt gelockert wissen, wenn sich die Thronbesteigung des Soldatenkönigs zum 300. Male jährt. Wenn man vorher ausgiebig lüfte, sei die Belastung auch bei Veranstaltungen unbedenklich, hätten ihm Fachleute versichert. Kümmel möchte das Jagdschloss 2013 für das Gedenken an den Soldatenkönig nutzen und dazu Gäste einladen. Er habe nichts gegen die vielen Veranstaltungen zu Ehren von Friedrich dem Großen, sagt Kümmel, aber die Beschäftigung mit Friedrichs Vater, dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., komme ihm grundsätzlich zu kurz. Schließlich habe der Soldatenkönig Potsdam überhaupt erst zu einer Stadt gemacht. Nur etwa 1500 Einwohner habe sie vorher gehabt. Friedrich Wilhelm I. ließ nicht nur Straßen anlegen, das Holländische Viertel errichten, vor genau 280 Jahren wurde für ihn auch das Jagdschloss in der Parforceheide errichtet. Da ihm barocke Pracht und Verschwendung zuwider waren, bekam es ein schnörkelloses holländisches Aussehen.
Zum Sommerfest am 16. Juni steht aber erst einmal ein anderes Ereignis an. Der nach historischem Vorbild wiedererrichtete Backofen ist fertig. Am Samstag gab es bereits ein Probebacken. Die erste schriftliche Erwähnung eines Backofens stammt von 1810. Aber erst eine Zeichnung von 1931 zeigt, wie der letzte Backofen ausgesehen hat und nach diesem Vorbild wurde er auch wieder errichtet. Kümmel spricht von kleinen Schritten, die sich der Verein immer wieder vornehme. Vorarbeiten zum Wiederaufbau des Backofens wurden bereits 2006 geleistet, dann kamen Jahre historischer Erkundungen und Planungen und schließlich der Baubeginn 2010. Der Verein und viele Sponsoren sorgten dafür, dass das Werk gelang und nun mit dem langsamen Anheizen begonnen werden konnte. Bereits seit Mittwoch voriger Woche wurde im Backraum des Ofens Kaminholz verbrannt und schließlich eine Temperatur von 300 Grad erreicht. Die Holzasche muss fürs Brotbacken entfernt werden, denn das Brot kommt in den gleichen und einzigen Innenraum des Ofens wie das Holz. 45 Minuten braucht das Brot zum Ausbacken. Zur Saisoneröffnung am Sonntag nahm sich das Probebrot neben dem vielen Kuchen noch etwas bescheiden aus, aber zum Sommerfest, wenn der Backofen offiziell in Betrieb genommen wird, ist es sicher der Star. Der Verein arbeitet beim Brotbacken eng mit dem Institut für Getreideverarbeitung Rehbrücke zusammen, das für Samstag auch den Brotteig nach alten Rezepten und die alten Backformen lieferte.
In den nächsten Jahren will der Verein einen alten Schuppen erneuern, der dann auch als Getränketheke genutzt werden kann und ein noch existierender Stall soll zur Toilettenanlage ausgebaut werden.
Das Kastellanhaus, zu DDR-Zeiten beliebtes Lokal und nun seit 20 Jahren nicht mehr bewirtschaftet, verfällt dagegen immer mehr. „Noch einmal 20 Jahre Leerstand hält es nicht mehr aus“, meint Kümmel. Auch wenn er mit der Schlösserstiftung die Meinung teilt, dass es wieder als Gaststätte genutzt werden sollte, müsse die Ausschreibungspraxis geändert werden, findet er. Bisher hat nämlich jeder Interessent, der sich das Haus, die Bedingungen der Restaurierung und Bewirtschaftung angesehen hat, abgewinkt.
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