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Jedes Jahr ertrinken Hunderte Flüchtlinge im Mittelmeer. Nun soll die Stadt Potsdam helfen, fordert eine Initiative. 

© dpa

Woche der Brüderlichkeit: Brumlik: jüdisch-christliches Europa muss Menschenrechte wahren

Das Mittelmeer - ein Massengrab für Flüchtlinge: Der Wissenschaftler Micha Brumlik fand zur Eröffnung der jüdisch-christlichen "Woche der Brüderlichkeit" im Potsdamer Rathaus klare Worte zu Europas Umgang mit den weniger Privilegierten.

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Potsdam - Zur Eröffnung der jüdisch-christlichen "Woche der Brüderlichkeit" hat der Wissenschaftler Micha Brumlik zur Wahrung von Menschenrechten und der Menschenwürde in Europa aufgerufen. Der Umgang mit Flüchtlingen vor allem an den Mittelmeergrenzen widerspreche der Überzeugung von universellen Rechten und universeller Würde der Menschen im Judentum und im Christentum, sagte Brumlik laut Redemanuskript am Montagabend im Alten Rathaus in Potsdam bei der Festveranstaltung für Brandenburg.

Ein jüdisch-christliches Europa werde es nicht geben, solange das Mittelmeer eine "tödliche Wasserfalle" und ein Massengrab bleibe, in dem Flüchtlinge wegen der "brutalen Rigidität des europäischen Grenzregimes Frontex, das auch die Bundesrepublik Deutschland mitträgt, ihr Leben lassen", betonte Brumlik. Der langjährige Direktor des Studien- und Dokumentationszentrums Fritz-Bauer-Institut in Frankfurt am Main zur Geschichte und Wirkung des Holocaust kritisierte zugleich antisemitische Tendenzen in Europa.

Es sei beunruhigend, dass sich unter den Aufständischen in der Ukraine offenbar auch Antisemiten befänden und dass wegen des Judenhasses islamistischer Jugendlicher immer mehr Juden Frankreich verließen, sagte Brumlik. Die Lage der Juden in Europa sei trotz positiver Entwicklungen wie Erleichterungen bei der Zuwanderung von Israelis nach Deutschland "gegenwärtig überaus kritisch".

Jüdisches Leben in Europa sei seit mehr als 2.000 Jahren dokumentiert, betonte Brumlik. Es sei wünschenswert, dass die Juden Europas auch in dem "in Krisen und Widersprüchen entstehenden europäischen Haus" ihr Vater- und Mutterland erkennen könnten, "eine Heimat, für deren Verfassung und Vielfalt sich einzusetzen lohnt".

Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) erinnerte vor rund 140 geladenen Gästen zudem an die Veränderungen in Europa vor 25 Jahren. Das Streben nach Freiheit 1989 in der DDR und in Mittel-Ost-Europa habe die Gesellschaft und den Kontinent zum Besseren verändert, betonte Fritsch. Erneute Umbrüche in vielen Regionen der Welt zeigten, dass der Wunsch der Menschen nach Meinungsfreiheit, freien Wahlen und willkürfreier Justiz ungebrochen sei.

Der evangelische Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Potsdam, Hans-Jürgen Schulze-Eggert, rief die drei orthodoxen jüdischen Gemeinden in Potsdam auf, ihre Konflikte beizulegen und so den geplanten Bau einer Synagoge möglich zu machen. Die "Woche der Brüderlichkeit" wird seit 1952 jährlich im März begangen und steht in diesem Jahr unter dem Motto "Freiheit - Vielfalt - Europa". (epd)

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