Landeshauptstadt: Buchpaten contra Buchfeinde
Bibliothek würdigt Leser, die Buchrestaurierungen ermöglichen
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Lesen kann so abenteuerlich sein wie Entdeckungsreisen. Natürlich lesen mit einem Buch, denn wer hätte schon Lust mit einer Diskette ins Bett zu gehen. Die 30 Buchpaten der Stadt- und Landesbibliothek mit Sicherheit nicht, denn sie sind leidenschaftliche Buchleser. Sie trafen sich am Donnerstag im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte zu einer Feierstunde, in der ihr Engagement für das Buch von Kulturstaatssekretär Johann Komusiewicz und der Kulturbeigeordneten Gabriele Fischer gewürdigt wurde.
Im Kutschstall konnten die Paten auch ihre „Kinder“ in Augenschein nehmen, für die sie sich verantwortlich fühlen. Mit einem kleineren oder auch größeren Geldbeitrag, so, wie jeder es vermag, haben sie sich aus dem 12. Katalog der Stadt- und Landesbibliothek ein oder mehrere Bücher zum Thema Erziehung und Bildung von Kindern und Jugendlichen im 18. und 19. Jahrhundert ausgewählt, die einer dringenden Restaurierung bedürfen. Potsdamer und Berliner und darüber hinaus haben die Patenschaft übernommen, manche schon des öfteren. Darunter Helga Arlt, die grünes Licht für die Restaurierung des Buches „Kurzer Inbegriff aller Wissenschaften für die Kinder“ gab. Dieser kostbare Foliant ist 1796 im Potsdamer Horvath-Verlag erschienen. Auch die Rentnerin Rosemarie Oback gehört ebenfalls zu denen, der es Spaß macht, Patin zu sein. 2005 hat sie sich für die „Anweisungen in der Zeichenkunst“ aus dem Jahre 1795 entschieden. Auch Optikermeister Werner-Jörg Sämisch, Ministerpräsident Matthias Platzeck oder der Brandenburgische Kulturbund sind mit von der Partie. Der Staatssekretär lobte dieses Engagement, weil es kulturelles Erbe bewahrt. Dieses schrifliche Erbe muss immer wieder Feinde in Kauf nehmen: Feuer, Wasser, Licht, Luftschadstoffe und Wärme, Ignoranz, Bücherwürmer und anderes Ungeziefer.
Der amerikanische Bibliothekar William Blades sagte 1880: „Bücher muss man behandeln wie die eigenen Kinder, liebevoll und streng.“ Auch in diesem Jahr hat die Stadt- und Landesbibliothek wieder einen Katalog herausgegeben, den 13. Im Kutschstall hatte man ihn für Interssierte bereit gelegt und einige kranke Bücher, die nach „ärztlicher“ Hilfe schreien, ausgestellt. Die Biblotheksmitarbeiter wählten für den 13. Katalog aus dem Bestand 19 Titel zum Thema „Von fernen Ländern“ aus. Es sind Länder-, Städte- und Reisebeschreibungen aus dem 16. bis 19. Jahhundert.
Insgesamt haben sich bisher 118 Paten an der Aktion beteiligt. 375 wertvolle Bücher der Stadt- und Landesbibliothek konnten gerettet werden. Vielleicht erhöht sich ihre Zahl auf 394. Die Bücher werden es ihren Freunden danken.
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