Landeshauptstadt: BUND: Potsdamer Ortsumgehung streichen Offener Brief an Bundestagsabgeordnete
Anita Tack fordert vorläufigen Stopp für Netzverknüpfung
Stand:
Anita Tack fordert vorläufigen Stopp für Netzverknüpfung Von Michael Erbach Der Kreisverband „Havelland“ Potsdam e.V des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) hat den Bundestag aufgefordert, die geplante Ortsumgehung für Potsdam – die so genannte Netzverknüpfung – aus dem Bundesverkehrswegeplan zu streichen. In einem Offenen Brief an Bundestagsabgeordnete des Verkehrsausschusses und des Umweltausschusses heißt es, eine Realisierung des durch Waldgebiete und Teile des Unesco-Welterbes führenden Vorhabens würde „Eingriffe selten gekannten Ausmaßes in Natur und Landschaft zur Folge haben und ökologisch höchst wertvolle und sensible Gebiete komplett zerstören“. Unterstützung bekommt der BUND von der PDS-Landtagsabgeordneten Anita Tack, die sich gegenüber den PNN dafür aussprach, das Vorhaben ruhen zu lassen, „bis ein integriertes Verkehrskonzept für Potsdam und Umgebung vorliegt“. Die Diskussion um die Netzverknüpfung läuft bereits seit Mitte der 90er Jahre. Das entsprechende Raumordnungsverfahren war 1998 wegen des massiven Widerstands von Umweltschützern und Bürgerinitiativen ausgesetzt worden, zugleich waren die Landeshauptstadt und der Landkreis Potsdam-Mittelmark aufgefordert worden, ein integriertes Verkehrskonzept unter Berücksichtigung aller Verkehrsträger vorzulegen – was bis heute nicht geschah. Die Stadt Potsdam verabschiedete 2001 ein Verkehrsentwicklungskonzept, der Landkreis hat im Januar dieses Jahres den Entwurf eines solchen Konzepts vorgestellt. Beide Papiere befürworten u. a. einen dritten Havelübergang am Templiner See und damit eine Verknüpfung der Bundesstraßen B 1 und B 2. Der Sprecher des Verkehrsministeriums, Lothar Wiegand, sieht jedoch allein darin keine Lösung und befürwortet eine Weiterführung von der B1 Richtung Nordwesten zur Autobahn A 10 und von der B 2 zur Wetzlarer Straße im Süden Potsdams und damit an die Nutheschnellstraße (L 40) . Jetzt „Vordringlicher Bedarf“ Im Entwurf des Bundesverkehrswegeplanes finden sich nunmehr auch die Abschnitte von der B 1 über Wildpark-West und Werder zur Autobahn A 10 sowie der Abschnitt B 1, Havelübergang Templiner See zur B 2 und Verlängerung zur L 40 durch die Ravensberge im „vordringlichen Bedarf“ als „neue Vorhaben mit besonderem naturschutzfachlichen Planungsauftrag“ wieder. Unter dem Abschnitt „Weiterer Bedarf“ finden sich zwei weitere Verbindungen zur B 273 im Norden Potsdams. Nur „zusätzliche Abkürzung“ Der NABU widerspricht in dem Schreiben der Argumentation, dass die Landeshauptstadt mit der Netzverknüpfung vom Durchgangsverkehr entlastet werde. Eine Möglichkeit zur Umfahrung der Stadt Potsdam bestehe bereits mit den Autobahnen A 10 und A115. Die Ortsumführung Potsdam diene „nur als zusätzliche Abkürzung, gegebenenfalls zur Mautvermeidung und zieht Verkehr von der Autobahn“. Der Durchgangsverkehr betrage auch nur 6 bis 7 Prozent des Verkehrsaufkommens der Stadt. „Dies rechtfertigt in keinem Fall den immensen Aufwand mit den verheerenden Folgen für Natur und Landschaft, Menschen und Kulturgüter“. Weiter heißt es: „Der Stadt Potsdam geht es eigentlich nur um einen dritten Havelübergang, den sie aber nicht finanzieren kann, weswegen dieses Projekt auf den Weg gebracht werden soll, um dafür Bundesmittel einsetzen zu können.“ Als Naturschutzorganisation mit 1500 Mitgliedern erwarte der NABU-Kreisverband, „dass die Belange des Schutzes von Natur und Landschaft ihrer Bedeutung entsprechend gewichtet werden und die Ortsumgehung Potsdam keine Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan findet“, heißt es in dem vom 1. Vorsitzenden, Wolfgang Ewert, unterzeichneten Schreiben. Tack kritisiert das Brandenburger Verkehrsministerium, das zugelassen habe, dass Teile der früheren Planungen „einfach in den Entwurf des Bundesverkehrswegeplanes übernommen wurden, obwohl das Raumordnungsverfahren gestoppt war“. In einem Schreiben an Verkehrsminister Frank Szymanski fordert Tack die schnellstmögliche Einberufung eines Runden Tisches, „um den aktuellen Planungsstand zu beraten – unter Einbeziehung aller Betroffenen“. Dabei sollte auch die Möglichkeit einer „Nullvariante“ in Betracht bezogen werden, „nämlich, dass alles so bleibt, wie es ist“. Ohne integriertes Verkehrskonzept für Potsdam und Umgebung, so Tack, dürfe ohnehin gar nichts entschieden werden.
Michael Erbach
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: