Landeshauptstadt: Bürgerbahnhof soll „gutbürgerlich“ werden
Laggner macht Kauf perfekt und plant Ausflugslokal mit Biergarten, Obsthandel und Souvenirverkauf
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Potsdam-West - Der verfallende Bürgerbahnhof nahe dem Park Sanssouci ist gerettet. Investor Josef Laggner hat den Kaufvertrag mit der Stadt unterschrieben und notariell beurkunden lassen. Das bestätigte er gestern auf PNN-Anfrage. Eine Kaufsumme nannte Laggner nicht, der Betrag sei „sechsstellig“ gewesen, investiert werde in „siebenstelliger Höhe“.
Potsdams ältester Bahnhof soll nun denkmalgerecht saniert und zu einer „gutbürgerlichen Gastwirtschaft“ werden, kündigte Laggner an. Ein Back- und Coffeeshop, ein Zeitungsladen, ein Obst- und Gemüsehandel und ein Souvenirgeschäft sollen das neue Angebot vervollständigen. Man wolle sowohl etwas für Touristen als auch für die vielen Studenten im Campus Neues Palais bieten, erläuterte Laggner das Vorhaben. Demnächst soll der Bauantrag gestellt und noch in diesem Jahr das Dach gesichert werden. Ziel sei es, zur Hauptsaison 2011 zu eröffnen, sagte Laggner.
Ursprünglich hatte der Investor, der auch das Krongut Bornstedt und das Restaurant „Lutter & Wegner“ am Berliner Gendarmenmarkt betreibt, schon in diesem Jahr mit der Sanierung beginnen wollen. Doch hatte sich die Verhandlungen mit der Stadt als schwierig erwiesen. Unter anderem hatte eine Zufahrt verlegt werden müssen. Zuletzt drohte das Projekt am Streit um den früheren Lenné-Garten um das Bahnhofsgebäude zu scheitern. Namhafte internationale Denkmalpfleger, darunter Vertreter der Unseco-Organisation Icomos, hatten sich für eine Wiederherstellung des Entwurfs starkgemacht. Die CDU hatte daraufin den Antrag gestellt, den Bebauungsplan so zu ändern, dass der Lenné-Garten zumindest fragmentarisch wieder angelegt werden kann.
Potsdams Denkmalamtschef Andreas Kalesse überzeugte den Bauausschuss jedoch davon, dass eine Rückkehr zu Lenné praktisch undurchführbar ist. So habe eine Untersuchung des Landesdenkmalamtes ergeben, dass Lennés Entwurf durch den Bau des Bürgerbahnhofs selbst bereits 1869 „komplett umgestaltet“ worden sei. Weitere Veränderungen des Areals habe es zur Kaiserzeit gegeben. 1896, so Kalesse, sei der „komplette Lenné schon zu 100 Prozent verschwunden“ gewesen. Schließlich sei 1911 der östliche Teil des einstigen Lenné-Gartens abgetrennt und mit der Kaiserlichen Post bebaut worden – ebenfalls ein Denkmal. Wollte man also den Entwurf des großen Gartengestalters vollständig rekonstruieren, müsste man die Post abreißen. Auch Teile des Bürgerbahnhofs müssten weg, weil eine Lennésche Baumreihe dort verlief. Schließlich, argumentierte Kalesse, können „wir keinen Privaten zwingen, einen nicht mehr vorhandenen Garten wiederherzustellen“. Laut Baudezernent Matthias Klipp (B ’90 / Grüne) habe Laggner bereits erklärt, dass er für ein solches Vorhaben nicht zur Verfügung stehe. Der Bauausschuss schloss sich der Argumentation der Verwaltung an und lehnte den CDU-Antrag mit großer Mehrheit ab.
In der vergangenen Woche hatte sich, wie berichtet, auch der Umweltausschuss skeptisch gegenüber einer Rückkehr zu Lenné gezeigt. Zwar mochte sich das Gremium nicht zur denkmalrechtlichen Problematik positionieren. Doch fanden die Mitglieder wenig Gefallen an der Vorstellung, das etwa 40 über 100 Jahre alte Bäume gefällt werden müssten – für den Lenné-Garten. P. Straube
P. Straube
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