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Schulplanung in Potsdam mit Nebenwirkungen: Bürgerhaus Bornim und Stadtteilbibliothek Babelsberg in Gefahr

In diesem Jahr werden weniger Kinder eingeschult, in einigen Teilen Potsdams gibt es aber dennoch mehr erste Klassen. Das hat Auswirkungen auf andere Einrichtungen.

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Potsdam wächst – aber die Zahl der Schulanfänger geht zurück. 1676 Erstklässler werden nach derzeitigem Stand am letzten Augusttag eingeschult, das sind 22 weniger als im vergangenen Jahr. Die Stadt liegt damit sogar um 76 Anmeldungen hinter den im Schulentwicklungsplan prognostizierten Zahlen zurück, wie die zuständige Fachbereichsleiterin Petra Rademacher und Bildungsdezernentin Iris Jana Magdowski (CDU) am Dienstag vor Pressevertretern erklärten.

Die Entwicklung stellt die Schulplaner trotzdem vor Herausforderungen: Denn die Nachfrage nach einzelnen Schulstandorten, beispielsweise in Babelsberg, ist größer als erwartet. Insgesamt wird es etwas mehr erste Klassen geben als im Vorjahr. Das hat auch Nebenwirkungen in anderen Bereichen: So sind die Zukunft des Bürgerhauses Bornim und der Stadtteilbibliothek Babelsberg durch die geplante neue Schule in Bornim und eine Zusatzklasse an der Babelsberger Goethe-Grundschule in Gefahr, wie Magdowski erklärte.

Keine Grundlage mehr für umfassende Bürgerarbeit

Die Arbeiterwohlfahrt, die das Bürgerhaus Bornim in der Potsdamer Straße seit 15 Jahren getragen hat, zieht sich bereits zum Monatsende als Träger zurück, bestätigte Awo-Chefin Angela Basekow auf PNN-Anfrage. Man sehe angesichts des Platzbedarfs für die neue Grundschule keine Grundlage mehr für eine umfassende Bürgerarbeit. „Wir könnten unseren Auftrag nicht mehr erledigen“, sagte Basekow. Denkbar sei eine Neuverhandlung in drei Jahren – dann soll der Schulneubau stehen und das Bürgerhaus wieder uneingeschränkt nutzbar sein.

Zwei erste Klassen sollen ab Herbst an der neuen Grundschule in Bornim lernen. Den Plan, auch mit einer zweiten Klasse zu starten, habe man wegen fehlender Nachfrage aufgegeben, sagte Petra Rademacher. Der Neubau für die Schule wird zum Schuljahr 2018/19 fertig sein, sagte Bernd Richter, der Werkleiter des Kommunalen Immobilienservice (KIS). Für die Schule und den angeschlossenen Hort sollen deshalb – übergangsweise – zunächst der Versammlungssaal und die Turnhalle, ab 2017 auch die Räume im Obergeschoss des Bürgerhauses genutzt werden. Außerdem ist die Aufstellung von Schulcontainern geplant.

Wiedereinzug der Stadtteilbibliothek muss abgesagt werden

Die Zukunft des Bürgerhauses werde man nun mit dem Bürgerverein Bornim und weiteren aktiven Vereinen beraten, kündigte Magdowski an. Der KIS werde die Immobilie Ende Juni übernehmen, die Stadt stehe für eine Trägerschaft des Bürgerhauses aber nicht zur Verfügung. Denkbar sei eine Neuausschreibung. „Das müssen die Bürger vor Ort entscheiden“, sagte Magdowski. Bereits in Eiche hatte der dortige Bürgertreff zugunsten einer neuen Kita verschwinden sollen, was für Kritik in der Stadtpolitik sorgte. Zuletzt einigte sich das Oberlinhaus als Vermieter aber mit dem Bürgertreff (PNN berichteten).

Auch die Erweiterung der Goethe-Grundschule in Babelsberg hat Folgen: Der für den Sommer geplante Wiedereinzug der Stadtteilbibliothek in das denkmalgeschützte Schulgebäude müsse abgesagt werden, sagte Bildungsdezernentin Magdowski. In welcher Form und an welchem Standort es mit der Stadtteilbibliothek, die wegen der Sanierung 2013 in ein Ausweichquartier in der Otto-Erich-Straße 11–13 gezogen war, weitergeht, sei noch unklar.

Wie berichtet hatte es für die Goethe-Grundschule deutlich mehr Anmeldungen als Plätze gegeben. Erst nach Protesten der Eltern rückte die Stadt von dem Plan, die Kinder an anderen Schulen einzuschulen, ab. Nun soll es an der Schule eine dritte erste Klasse geben. Das könne aber nur eine Lösung für diesen Jahrgang sein – und sei nur ohne die Bibliothek möglich, betonte Magdowski: „Darüber hinaus gibt es keine räumlichen Kapazitäten.“ Bleibe die Zahl der Anmeldungen auch künftig hoch, müsse man nach anderen Lösungen suchen.

Willkommensklassen für Flüchtlingskinder

Aufschluss über die Entwicklung der Schülerzahlen erhofft sich die Stadt von der Auswertung der aktuellen Bevölkerungsprognose, die im Juli vorliegen soll. Anhand der Kita-Zahlen zeichnete sich bereits Anfang des Jahres Anpassungsbedarf für den Schulentwicklungsplan ab: Während in der Innenstadt sowie in Bornim, Bornstedt und dem Bornstedter Feld mit mehr Schülern zu rechnen ist als bisher erwartet, müssen die Zahlen am Stern wohl nach unten korrigiert werden.

Für weiteren Anpassungsbedarf könnte auch der Zustrom von Flüchtlingen sorgen – wie berichtet soll Potsdam in diesem Jahr 980 Flüchtlinge aufnehmen. Da die Stadt über das Alter der Flüchtlinge vorab keine Informationen bekomme, sei unklar, ob oder welche Auswirkungen das auf die Schulplanung hat, sagte Petra Rademacher. Seit Jahresbeginn konnten demnach rund 100 Flüchtlingskinder an Potsdamer Schulen eingeschult werden. Für sie gibt es an bislang fünf Schulen Willkommensklassen mit intensivem Deutschunterricht.

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