Landeshauptstadt: Burgunder vom Pfingstberg
Restaurantchef Bülent „Toni“ Demir nimmt eine alte Tradition wieder auf und baut Wein am Pfingstberg an
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Nauener Vorstadt - Schon in drei Jahren könnte er im Ausschank sein: Der erste Wein vom Pfingstberg. 450 Weinstöcke hat sich Bülent „Toni“ Demir, Inhaber des Ristorante Villa von Haacke, im Frühjahr aus dem italienischen Piemont nach Potsdam liefern lassen. Und die Reben gedeihen offensichtlich gut auf dem Grundstück der Villa Henckel am Pfingstberghang: „2009 gibt es die erste Ernte“, sagt der Restaurantchef und Italien-Liebhaber. Zwei Jahre später rechnet er mit ersten gekelterten Flaschen.
Schon die Namen der Rebsorten klingen wie eine Einladung zum Genießen: Nebiolo, Barbera, Cortese, Chardonnay und Moscato d“Amburgo wachsen auf dem fast 4000 Quadratmeter großen Gartengelände. Seit einem Jahr wohnt Demir mit seiner Frau, den beiden Söhnen und Kater Carlo in dieser Ecke Potsdams, in der man sich unvermittelt in südlichere Breiten versetzt fühlt. Daran ist nicht zuletzt das 1799 gebaute ehemalige Winzerhaus in sonnenblassem Gelb mit säulengeschmückter Veranda schuld, das Demir sein Zuhause nennt.
Das Gelände um das frühklassizistische Gebäude war allerdings noch bis Anfang des Jahres verwildert, berichtet der 42-Jährige: „Ich habe in vier Tagen mit zwei Baggern alles freigelegt.“ Im Frühjahr entdeckte der Restaurantchef seinen Sinn fürs Gärtnern. „Das macht Spaß“, sagt er: „Es ist wie eine Therapie.“ Mittlerweile gibt es vor seiner Haustür einen richtigen Obst- und Gemüsegarten: Kartoffeln und Sellerie wachsen hier, aber auch Artischocken und Rucola oder Erdbeeren und Äpfeln. Und Demir erntet bereits: Tomaten und Gurken, Zucchini, Bohnen und Spinat aus eigenem Anbau bekämen seine Restaurant-Besucher auf den Tisch, wie er berichtet. „Ich habe sogar sehr viel übrig“, sagt Demir.
Etwa die Hälfte des Gartens nehmen jedoch die Weinreben ein. Damit nimmt der gebürtige Türke eine alte Tradition am Pfingstberg wieder auf. Denn in einem Stadtplan aus dem Jahr 1778 sind auf dem Gebiet um den Hügel bis an den Heiligen See heran Weingüter eingezeichnet. Besonders gut seien die Lagen oberhalb der Großen Weinmeisterstraße gewesen, schreibt Roland Fröhlich 2001 in seinem Buch „Der Werderaner Wachtelberg“. Französische Gäste von König Friedrich II. sollen den Potsdamer Wein sogar für „echten Burgunder“ gehalten haben. Ob diese Einschätzung mehr als nur diplomatische Gründe hatte, wird man in drei Jahren überprüfen können. Einen „Rebenweg“ hatten die Mitglieder der Gartensparte „Bergauf“ zusammen mit dem Werderaner Weinbauer Werner Lindicke bereits zur Buga 2001 angelegt.
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