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Landeshauptstadt: Bypass-Operation zum Zugucken

Girls“Day in Potsdam: 20 Firmen beteiligten sich gestern am „Zukunftstag für Mädchen und Jungen“

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Girls“Day in Potsdam: 20 Firmen beteiligten sich gestern am „Zukunftstag für Mädchen und Jungen“ Von Juliane Wedemeyer und Nicola Klusemann Sophie Jacobs steht gestern morgen vor den verschlossenen Türen der Pathologie. Nein, hier ist kein Girls“Day, aber ein paar Häuser weiter in der Berufsschule des Klinikums Ernst von Bergmann. Insgesamt nehmen gestern 20 Potsdamer Firmen an diesem bundesweiten Berufsschnuppertag teil. Eigentlich sollen die Mädchen an diesem Tag Berufe kennen lernen, die eher untypisch für Frauen sind – so die Idee zum Girls“Day, die ursprünglich aus den USA kommt. Die 15-jährige Sophie hat sich trotzdem für die Krankenpflege entschieden, einer der Renner unter den Mädchenberufen. Denn bei einem Praktikum in der Physiotherapie habe sie gemerkt dass sie die pflegenden Berufe „spannend“ findet – wegen des Kontakts mit den Menschen. Obwohl der Girls“Day, den es seit 2002 auch in Brandenburg gibt, vor zwei Jahren in „Zukunftstag für Mädchen und Jungen“ umbenannt wurde, weil auch Jungen die Chance bekommen sollten, sich auf diesem Weg beruflich zu orientieren, drängen sich gestern fast nur Mädchen in die Räume der Krankenhausschule. Anders sieht es im St. Josefs-Krankenhaus aus. Unter den 28 Besuchern waren gestern erstmalig auch neun Jungen. Mundschutz und Kopfhaube nimmt sich Pascal van der Meer mit – zur Erinnerung an den Rundgang im St. Josefs-Krankenhaus. Ohne blass zu werden, hatten er und seine Mitschüler von der Coubertin-Gesamtschule kurz den Chirurgen im OP 3 beim Bypass-Legen über die Schulter geschaut. „Ich kann gut Blut sehen“, sagt Pascal. Das ist wichtig, denn er möchte zur Feuerwehr. „Irgendwas mit Kindern oder Tieren“ strebt Julia Seiler an. Der Blick in den Kreißsaal hat es ihr angetan. Unterbrochen von piepsigem Babygeschrei schildert Oberarzt Thomas Rahlf, wie die einen Tag alte Ilayda das Licht der Welt erblickte. Weil der Andrang im Vorfeld so groß gewesen sei, so Clemens Beck, Leiter Pflege, Personal, Organisation, habe man bereits vor drei Wochen das Anmeldeformular für den Zukunftstag aus dem Internet genommen und leider auch Absagen erteilen müssen. Auch die Schule des Bergmann-Klinikums kann den großen Ansturm um 9 Uhr kaum bewältigen. 123 Schüler und Schülerinnen hatten sich auf den Internetseiten zum Girls“Day im Krankenhaus angemeldet. „Es müssen aber mehr gewesen sein, wir konnten gar nicht mehr mitzählen“, sagt Ausbilderin Sabine Kläs. Bei der Telekom informieren sich 90 Schülerinnen zwischen Telefonanlagen und Computern über Lehren zum IT-Systemelektroniker oder -kaufmann. Nur zehn Prozent der Lehrlinge sind weiblich. Mit dem Girls“Day soll die Quote verbessert werden. Oberbürgermeister Jann Jakobs begrüßt die Mädchen zwischen zehn und 16 Jahren in der Behlertstraße. Um Mädchen für technische Berufe zu interessieren sei der Girls“Day gut, meint Jakobs. „Sie sollen ihr Potential für technische Berufe entdecken.“ Ihr Selbstbewußtsein soll so gestärkt werden. Schließlich müssten sich Frauen durchsetzen können, um in „Männerberufen“ erfolgreich zu sein. Jakobs muss es wissen, seine Tochter ist Bauingenieurin: „Sie ist eine ganz zierliche Person, die auf dem Bau mit echten Kerlen“ zu tun habe. Um technische Berufe geht es auch beim RBB. 65 Mädchen, darunter Patricia Hillmann aus der Voltaire-Gesamtschule, laufen gestern aufgeregt über das RBB-Gelände in Babelsberg, sitzen auf Moderatorenstühlen Probe und gucken durch Kameras. Der Girls“Day mache die Mädchen neugierig, nach dem letzten hätten sich viele um Praktika zum Beispiel als Mediengestalter beworben, so Gudrun Reuschel, RBB-Frauenvertreterin. Als Besucherbetreuer Florian Geprägs die Senderegie erklärt, lauscht Zehntklässlerin Patricia gespannt. Sie interessiert besonders, wie das mit der Wetterkarte funktioniert. Und ihr Berufswunsch? „Krankenschwester!“

Juliane Wedemeyer, Nicola Klusemann

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