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Tür zu. Der Rat beriet gestern nicht öffentlich über das Projekt Villa Hagen.

© A. Klaer

Von Guido Berg: C & A in der Innenstadt

Gestaltungsrat für Textil-Anbieter im Luisenforum / Kritik an Mercure-Anbau der Weissen Flotte

Stand:

Lob und Tadel vom Gestaltungsrat: Das sechsköpfige Expertengremium hat gestern mehrere in Potsdam geplante Bauprojekte architektonisch und städtebaulich bewertet. Der Neuaufbau der Villa Hagen an der Bertinistraße wurde nicht öffentlich verhandelt. „Daumen hoch“ hieß es für die Potsdamer Architektin Annette Axthelm, die für den Investor „Berlin-Haus“ eine große C & A-Filiale im Luisenforum in der Innenstadt platzieren will. Der Block zwischen Luisenplatz, Charlotten- und Brandenburger Straße soll fast vollständig ausgefüllt werden durch einen Bau für den Textil-Großanbieter. Daneben entsteht eine L-förmige Passage, die Brandenburger und Hermann- Elflein-Straße verbindet. „Mut auf allen Seiten“ ist nötig für das Vorhaben, so Ratschefin Ulla Luther. C & A erhalte eine große Verkaufsfläche, könne aber nur über zwei kleine Schaufenster zur Brandenburger Straße werben. „Der Standort ist gewollt“, so ein Investoren-Vertreter. Ratsmitglied Michael Bräuer lobte die „intensive Auseinandersetzung mit den Höhen“ und die „hohe räumliche Differenzierung“ des Entwurfs. Ulla Luther gab mit auf den Weg, „dass die hohe Qualität der Architektin vom Bauherren auch durchgehalten werden muss“. Wohl auch deshalb erbat sie, das Vorhaben vor Baubeginn noch einmal sehen zu können.

Durchgefallen ist dagegen Weisse- Flotte-Chef Jan Lehmann mit seinem temporären Anbau an das Hotel Mercure. Der Rat sei „nicht glücklich“ mit dem Entwurf des Architekten Lutz Grübe, so Ulla Luther und forderte einen Wettbewerb mit drei bis vier Architekten: „Wir wollen unterschiedliche Handschriften sehen.“ Gefragt seien „echte Alternativen“. Ulla Luther: Der Ort in Potsdams Mitte sei „zu prominent“, um durch Grübes Entwurf „in Unruhe“ versetzt zu werden. Und weiter: „Provisorien sind haltbar wie kaum sonst etwas.“ Hintergrund: Fällt eines Tages das Hotelhochhaus, muss auch der Flotten-Anbau wieder weg. Gegenüber den PNN gab sich Lehmann anschließend ratlos. Er könne aus finanziellen Gründen nicht für ein Haus, das nur eine begrenzte Zeit stehen wird, mehrere Architekten anheuern. Lehmann sieht nun die Stadtverwaltung in der Pflicht, zu sagen, wie er bauen kann. Ulla Luther brachte erneut den Alternativstandort an der Bahnstrecke ins Gespräch, den Lehmann aber ablehnt. „Wir sind die Weisse Flotte. Wir brauchen den Bezug zum Wasser.“

Ausgesprochen gut kam das Vorhaben „Green dorms“ im Bornstedter Feld weg. Die Firma Becher Rottkamp, die sich erst in letzter Sekunde für eine öffentliche Behandlung ihres Investments entschied, will gegenüber der Fachhochschule 365 Studentenwohnungen mit je 18,2 Quadratmetern Wohnfläche in vier Gebäuden unterbringen. Name der vier 50 Meter langen und 16 Meter breiten Gebäude: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Das Votum des Rates sei „eindeutig positiv“, erklärte Martin Reichert, Projektarchitekt für das Neue Museum Berlin und zugleich Direktor des Berliner Büros von Star-Architekt David Chipperfield. Das Vorhaben zeichne sich durch einen „eleganten, schlüssigen Städtebau“ und eine „disziplinierte architektonische Sprache“ aus.

Städtebaulich grünes Licht erhielt die Firma Semmelhaack für die Anordnung von fünf Gebäuden zwischen Zeppelinstraße und Havel, obwohl ein Gebäude im Landschaftsschutzgebiet liegt. Der Entwurf von Semmelhaacks Hausarchitekten Torsten Labs für das Vorhaben „Wohnen im Park der Villa Ingenheim“ überzeugte jedoch nicht. Labs bezog sich auf die Villen im Umfeld; Villen jedoch, so Ulla Luther, „verhalten sich anders zur Umgebung“. Die einzigartige Lage werde nicht ausgenutzt – „eine vertane Chance“. Die Ratschefin empfahl, sich Entwürfe von Frank Lloyd Wright anzusehen, der Guru naturnaher Architektur schlechthin.

Eine „starke Figur“ entworfen zu haben, hörte Architekt Rüdiger Flender gern. Allerdings dürfe er seine „Havelwelle“, ein schlangenförmiger Wohn-Fünfgeschosser als ufernaher Abschluss des „Momper-Centers“, nicht „in Glas auflösen“, so Ulla Luther. Der Gestaltungsrat habe seinen Entwurf „kontrovers diskutiert“ und rate zu einem „kräftigen Unikat“, nicht gläsern, nicht parzelliert. Flenders durchaus erfreute Reaktion: „Kein Problem.“

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