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Trommelwirbel. Die Kindervilla feierte zehn Jahre unter neuer Trägerschaft. 

© A. Klaer

Von Holger Catenhusen: Caritas in Potsdam

Publikation über das Wirken des Borromäerinnenordens in Potsdam vorgestellt

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Sie halfen den Potsdamern in Zeiten der Cholera und überstanden so einige politische Wirren. Ausgerechnet in vergleichsweise ruhigen Zeiten mussten die Borromäerinnen ihre Arbeit hier beenden. Der Orden der „Barmherzigen Schwestern vom heiligen Karl Borromäus“, wie sich die Schwestern offiziell nennen, wirkte 142 Jahre in Potsdam, bis schließlich 2004 die letzten fünf Ordensschwestern die Landeshauptstadt verließen.

Das St. Josefs-Krankenhaus informierte am Donnerstagabend über das Wirken dieses katholischen Frauenordens in Potsdam. Manfred Gläser und Michael Kindler, beides Gemeindeglieder der katholischen Gemeinde „Sankt Peter und Paul“, stellten ihre den Borromäerinnen in Potsdam gewidmete Publikation der Öffentlichkeit vor.

Das sichtbarste Ergebnis der Arbeit des Borromäerinnenordens in Potsdam ist zweifellos das St. Josefs-Krankenhaus. Nachdem 1862 die ersten Borromäerinnen aus dem Rheinland in Potsdam eintrafen, widmeten sie sich zunächst jedoch der Arbeit im Waisenhaus, das im Jahr zuvor vom katholischen Gemeindepfarrer Franz Xaver Beyer gegründet wurde.

Wenig später, im Jahre 1866, wendeten sich die Schwestern der ambulanten Krankenpflege zu. Im österreichisch-preußischen Krieg eilten Potsdamer Ordensschwestern zu den kämpfenden Truppen nach Böhmen, um die Verwundeten zu versorgen. Der Potsdamer Kirchenhistoriker Hans Carl Wendlandt vermerkt hierzu in seiner Chronik des St. Josefs-Krankenhauses: „Als der Bruderkrieg gegen Österreich ausbrach, folgten zwei Schwestern des Potsdamer Rettungs- und Waisenhauses dem Rufe des Vaterlandes auf dem fernen Kriegsschauplatz, von wo aus sie nach der Schlacht von Königgrätz nach Potsdam zurückkehrten.“ Wendlandt berichtet, dass Verwundete auch nach Potsdam gebracht und hier in Lazaretten und Kasernen gepflegt worden seien. Die Schwestern halfen, so Wendlandt, bei der „Pflege der Blessierten“ in den Kasernen.

Das Baugeschehen des Ordens auf dem Gelände des heutigen St. Josefs-Krankenhauses an der Zimmerstraße begann ab 1867 mit der Errichtung des neuen Waisenhauses. Wenige Jahre später nahmen die Schwestern den Krankenhausbetrieb auf. Darüber hinaus betrieb der Orden in Potsdam einen Kindergarten, eine Schule, ein Altersheim sowie eine „Haushaltungs“- und eine Krankenpflegeschule, wie die Autoren des gerade erschienenen Heftes anschaulich darstellen.

Nicht immer waren es gute Zeiten für die Borromäerinnen. Während des „Kulturkampfes“ griff der Staat massiv in die Personalhoheit des Ordens ein. Die Maßnahmen der preußischen Regierung gegenüber katholischen Einrichtungen führten zu einem Beschwerdebrief Papst Pius IX., der Kaiser Wilhelm I. darin vorhielt, die Maßnahmen der Regierung zielten „mehr und mehr auf die Vernichtung des Katholizismus“ ab. Bismarck hingegen sah in der katholischen Zentrumspartei die „Reichsfeinde“.

Beim Bombenangriff auf Potsdam am 14. April 1945 wurden die Gebäude an der Zimmerstraße schwer beschädigt. Es waren Tote zu beklagen.

Die Zeit der DDR brachte für die Schwestern so manche diplomatisch heikle Situation mit sich, über die man heute teils nur noch schmunzeln kann. So sollten die Schwestern einen Strahlenschutz-Kontrolltrupp stellen, wie sich der ehemalige Verwaltungsleiter Winfried Janiszewski erinnert. Die Schwestern hätten dies, so Janiszewski, schließlich jedoch mit dem Hinweis abwenden können, es würde die werktätige Bevölkerung wohl irritieren, wenn die Schwestern im mittelalterlichen Ordensgewand und Gasmaske durch die Straßen zögen.

14 Jahre im vereinigten Deutschland blieben den zum Schluss nur noch wenigen Potsdamer Schwestern, bis sie die Stadt wieder verließen – nicht ohne ein großes Zeugnis karitativer Arbeit in Potsdam zu hinterlassen.

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