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Schulen in Potsdam: CDU fordert kleinere Klassen
Politiker und Elternvertreter sehen die Qualität des Unterrichts an Potsdams Schulen in Gefahr. Grund dafür seien die meist zu großen Klassen. Doch eine schnelle Lösung wird es nicht geben.
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Potsdams Klassenzimmer sind voll. Zu voll, sagen einige. In 58 von 224 Klassen an weiterführenden Schulen in der Landeshauptstadt lernen 28 Schüler – so viel wie es die Vorschriften des Landes in der Regel zulassen. In 14 Klassen gibt es sogar noch mehr Schüler, was in Ausnahmefällen gestattet ist. Die Zahlen gehen aus der Antwort der Landesregierung auf eine kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten und Potsdamer CDU-Chefs Steeven Bretz hervor. Abgefragt wurden die tatsächlichen Schülerzahlen zum Stichtag 1. September 2015 – angesichts des stetigen Zuzugs nach Potsdam könnten inzwischen also noch einige Schüler dazu gekommen sein.
CDU-Chef Bretz: "Das Land ist in der Pflicht"
Bretz sieht die Qualität des Unterrichts in Gefahr. „Das geht zu Lasten des Bildungserfolgs“, sagt Bretz nun. Die vorgelegten Zahlen der Landesregierung zeigen, wie dringend notwendig es sei, dass SPD und Linke im Land bei der personellen Ausstattung von Potsdamer Schulen nacharbeiten. Die vom Bildungsministerium versprochene Zusatzeinstellung von Lehrern auch für Potsdam sei dringend erforderlich. „Das Land ist in der Pflicht“, so Bretz.
Auch die Situation an den Potsdamer Grundschulen hält Bretz für „mehr als bedenklich“. Von 317 Klassen liegen 157 über dem von Orientierungswert von 23 Schülern je Klasse, der von Fachleuten als Orientierungswert angesehen werde. Gerade in Grundschulen sei es jedoch besser, wenn weniger Schüler auf einen Lehrer kommen. „Weder Inklusion, noch Integration können so gewährleistet, weder Leistung, noch Begabung einzelner Schüler können so gefördert werden“, sagt Bretz.
Lehrerberuf müsste in Brandenburg attraktiver werden
Mit seinen Bedenken ist Bretz nicht allein. Auch der Kreiselternrat sieht Probleme in Potsdam. „Es gibt nicht genug Klassen und Schulen“, so Sprecher Markus Kobler. Sowohl die von der Landesregierung gestatteten 28 Schüler pro Klasse als auch der Richtwert für Grundschulen von 23 Schülern je Klasse seien schließlich als obere Grenze und nicht als Regelzustand gedacht. Für eine gute Pädagogik brauche man kleinere Lerngruppen. Grundsätzlich müsse der Lehrerberuf in Brandenburg attraktiver werden. Dann könnte es auch kleinere Klassengrößen geben.
Das Bildungsministerium sieht die Lage entspannter: Immerhin liege mehr als die Hälfte der Potsdamer Grundschulklassen unter dem Orientierungswert von 23 Schülern, hieß es auf PNN-Anfrage. Bretz Ruf nach mehr Personal kann man dort nicht nachvollziehen. Zu Schuljahresbeginn habe es nur zwei unbesetzte Lehrerstellen in Potsdam gegeben. Beide seien inzwischen besetzt. Derzeit sind lediglich zwei bis zum Schuljahresende befristete Stellen an Potsdamer Schulen über das Fachkräfteportal des Landes ausgeschrieben. Für das laufende Schuljahr seien landesweit 1100 Lehrer eingestellt worden, weitere 500 Stellen seien seitdem über den Nachtragshaushalt und einen Beschluss des Haushaltsausschuss genehmigt. „Das Geld ist da“, so Ministeriumssprecher Florian Engels. Angesichts eines weitgehend leergefegten Marktes für Lehrer sei es nicht leicht, Personal zu finden. In Potsdam sei es wegen der guten Lebensqualität allerdings einfacher, Bewerber für den Landesdienst zu finden.
Weitere neue Schulen in Potsdam im Gespräch
Das Personal ist jedoch nur eine Seite des Problems: Für kleinere Klassen braucht es auch mehr Räume. Für deren Bereitstellung ist nicht das Land, sondern die Stadt verantwortlich. Angesichts des anhaltenden Zuzugs und der geburtenstarken Jahrgänge musste die Prognose der Schülerzahlen immer wieder nach oben korrigiert werden. 2014 hat die Stadt in ihrem Schulentwicklungsplan beschlossen, ein halbes Dutzend neuer Schulen für 160 Millionen Euro zu bauen. Auch das wird nicht reichen, weshalb das Konzept derzeit überarbeitet wird. Im Gespräch sind zwei weitere Grundschulen und mindestens eine weiterführende Schule.
Das Geld für die Investitionen muss sich die Stadt leihen. Die Kredite werden aber von der Kommunalaufsicht nur genehmigt, wenn die Neubauten den Standards des Landes entsprechen. Und die sehen 60 Quadratmeter große Klassenräume für 30 Schüler vor. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Klassen auch so groß werden müssen. Aber die Entscheidung darüber liegt nicht in der Hand der Stadt, sondern beim Schulamt – einer Landesbehörde.
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