Landeshauptstadt: Cha-Cha-Cha
In der Tanzschule „Die Linksfüßer“ lernen junge Leute aus Potsdam und Umgebung traditionelle und moderne Tänze – auf die lockere Art
Stand:
48 Beine gehen auf Kommando nach rechts. Und noch einmal. Und noch einmal. Nun vollführen die zwölf Pärchen im großen Saal des Logenhauses in der Kurfürstenstraße eine mehr oder minder elegante Drehung. Es ist die vorletzte Stunde ihres Anfängerkurses in der Tanzschule „Die Linksfüßer“. Eines der Pärchen sind Michaela Helwig und Daniel Gimbatschki. „Wir haben beim Schulball andere Paare tanzen sehen und wollten das auch lernen“, sagt Daniel.
Einer ihrer Lehrer ist Martin Lehmann, Chef der seit dreieinhalb Jahren bestehenden Tanzschule. An diesem Nachmittag leitet er den Kurs. „Schritt Schritt Seite ein“, spricht er rhythmisch, als er ihnen den Foxtrott beibringen möchte. Musik läuft nur ab und zu. Dafür versucht der 30-jährige Tanzlehrer zu unterhalten. „Dreeeeeht euch“, kräht er fröhlich, mit heller Stimme. Die Pärchen klatschen nach jeder Einheit.
Irgendwann hat Lehmann kurz Zeit. „Tanzen ist die beste Kommunikation ohne Worte“, sagt er. Es sei die Art sich zusammen zu bewegen, die Lügen unmöglich mache. „Paare können sich im besten Fall ganz neu kennen lernen.“ Solche Dinge will er seinen Schülern vermitteln, fernab des üblichen Klischees, dass Tanzschulen steif und altmodisch seien. „Wir möchten Tänze lehren, die anwendbar sind“, so Lehmann. Etwa bei Schulfesten, spätestens aber zum Abiball.
Bei Michaela und Daniel scheint das Konzept angekommen zu sein. Sie wollten auf jeden Fall einen weiteren Kurs belegen, sagen die beiden Schüler des Wolkenberg-Gymnasiums in Michendorf. Besonders toll finden sie den Discofox und den Cha-Cha-Cha. „Beide Tänze sind zwar recht leicht, aber eben auch sehr abwechslungsreich“, sagt Daniel. Michaela stimmt zu, spricht von der „Figurenvielfalt“, die beide Tänze hätten.
Nicht immer, so sagt Tanzschulchef Martin Lehmann, habe er es bei seinen Schülern so einfach. „Manche kommen natürlich mit all ihren Vorstellungen von Tanzschulen hierher und tun anfangs megacool“, sagt er. Doch die meisten würden spätestens nach der ersten Unterrichtsstunde merken, dass Tanzen ihnen mehr Spaß mache, als viele andere Dinge im Leben. Außerdem seien Jugendliche sehr schnell lernfähig, Erfolge würden sich so bald einstellen. „Außerdem können hier Jungs unbefangen mit Mädchen tanzen, ohne dass sie sie vorher mit coolen Sprüche beeindrucken müssen.“
Das fürs Tanzen miteinander wichtige Vertrauen war bei Michaela und Daniel schon da, erzählen sie. Bei den meisten anderen Pärchen in ihrem Kurs auch: „Viele waren schon vorher zusammen.“ Doch kann es nicht auch passieren, dass der Tanz zum Streit führt, wenn etwa ein Partner falsch führt oder dem anderen auf die Füße tritt? Ein paar solcher Szene sind schließlich auch im Saal zu sehen, angenervte Gesichter blicken sich an, weil ein Schritt nicht geklappt hat. Für Michaela und Daniel kommt solcher Ärger aber nicht in Frage. „Ich glaube, da ist viel Angst dabei – bei Fehlern glaubt man, dass der Partner angenervt ist, aber vor allem ärgert man sich selber“, sagt Daniel. Michaela nickt.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: