Landeshauptstadt: Chamäleon unterm Tannenbaum
Serpentinstein können auch Hobbybildhauer bearbeiten. Mose Kudakwashe Dzirutwe bietet dazu einen Workshop an
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Mose Kudakwashe Dzirutwe hat die Ruhe weg. Gekleidet in einen weißen Kittel, der eine gewisse Ernsthaftigkeit vermittelt, steht er zwischen Werkbank und Arbeitstisch und wartet. Schaut die Steine an, die fertigen, die rohen. Dann nimmt er einen in die Hand, legt seine Handflächen wie einen Mantel darum, hält inne. „Der Stein muss mit mir sprechen, das braucht Zeit“, sagt Mose.
Wer möchte und über Zeit und Geduld verfügt, der kann von Mose lernen, wie das geht, wie man aus dem Serpentin kleine individuelle Kunstwerke kreiert. Am kommenden Wochenende findet dazu im Werkhaus Potsdam in Babelsberg der nächste Shona-Bildhauerkurs statt, zu dem auch Anfänger eingeladen sind. Mose, der vor wenigen Jahren aus Simbabwe nach Deutschland kam und 2008 seine Werkstatt im Projekthaus Babelsberg einrichtete, ist ausgebildeter Bildhauer. Mit der Frage, ob er das an einer Kunstschule studiert hat, kann er nichts anfangen. Er ist einfach Künstler oder Arbeiter, so scheint es.
Den Stein in etwas zu verwandeln, ist seine Herausforderung. In trockenem, ursprünglichem Zustand sieht das Material unscheinbar aus, ein Klumpen Geröll, der von seiner Farbigkeit, seinem Chic im Inneren erst dann etwas preisgibt, wenn man ihn dazu bringt. Es hervorlockt. Typisch sind Farben wie Braun- oder Grüntöne, was dem Serpentin, dem Schlangenstein, vermutlich seinen Namen gab.
Studiert hat Mose doch etwas, sagt er, ein wenig Management. Weil er das Material aus seinem Heimatland nach Deutschland importieren muss. Mit dem Schiff kommt der Serpentin aus dem Süden Afrikas, aus Simbabwe, wo es im Bergland und im Grenzgebiet zu Mosambik große Vorkommen davon gibt. Und wird dann in der Babelsberger Werkstatt zu runden, aufgeplusterten Vögeln, plumpen Kiwis oder komplizierteren Stücken, filigranen Büsten oder Chamäleons, herausgearbeitet aus einem Stück, als sonnten sie sich auf dem aufgeheizten Boden. Diese afrikanischen Tiere würden auch zwischen den Blumentöpfen in einem deutschen Wintergarten eine gute Figur machen und passen, im Werksverkauf mit etwa 50 Euro je nach Größe, auch ins Weihnachtsbudget. Wenn man nicht gleich selbst Hand anlegt.
Anfängern empfiehlt Mose den Fruit Serpentin. „Der ist weicher“, sagt er. Einen kleinen Kerzenhalter oder eine Skulptur in Form eines Herzens könne man durchaus in zwei Tagen schaffen. Der Weg vom Steinbrocken zum Endprodukt führt über viele Bearbeitungsstufen. Die grobe Form wird mit einer Art Laubsäge, mit Meißel oder einem Zahnhammer herausgearbeitet.
Als Mose zu arbeiten beginnt, wird klar, warum er einen Kittel trägt. Es staubt, es krümelt, es ist laut. Die spitzen Töne schwirren unablässig durch die Luft, klongklongklong, und man ahnt, dass es bei mehreren gleichzeitig arbeitenden Kursteilnehmern zumindest nicht leiser wird. Nach dem Hämmern kommt das Raspeln, das Schleifen, erst mit grobem Papier, dann mit immer feinerer Körnung. Für eine glänzende Oberfläche wird der Stein zum Schluss mit Wachs poliert.
Das Ganze ist ein anstrengender, aber auch meditativer Prozess. Geduld ist erste Bürgerpflicht, wer hastet, riskiert, dass etwas zerbricht. Oder dass man seine Richtung verliert, sagt Mose. Dann muss man innehalten und warten, bis der Stein einem wieder etwas vorgibt. „Der Stein muss mir den Weg zeigen“, sagt er.
Fertige Kunstwerke gibt es direkt in der Werkstatt zu kaufen, Weihnachtsengel oder lustige Vögel, die ihren steinernen Körper auf kleinen Beinchen balancieren. „Das ist Schrottmetall aus Simbabwe“, sagt Mose und lacht.
Der Workshop am 12. und 13. Dezember, jeweils von 10 bis 17 Uhr, kostet 79 Euro pro Person. Am 20. 12. wird zur Weihnachtsbäckerei eingeladen und Baumschmuck gebastelt. Werkhaus Potsdam, Rudolf-Breitscheid-Straße 164. Info und Anmeldung unter www.werkhaus-potsdam.de
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