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Metallrestaurator Martin Engel zeigt im Neuen Palais zwei Tischleuchter aus dem 18. Jahrhundert. Tischleuchter wurden bis zur Elektrifizierung verwendet.

© Michael Urban/ddp

Von Erhart Hohenstein: Charme des Unvollkommenen

Kostbare Tischleuchter Friedrichs des Großen werden dank Sponsorenhilfe restauriert

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Sanssouci - Wenn der Alte Fritz nicht gerade ein Fest feierte, blieben in den Schlössern die Kronleuchter dunkel. Die bis zu 99 Kerzen je Lüster anzuzünden, wäre viel zu aufwändig gewesen, sagt Käthe Klappenbach, in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Kustodin für die etwa 1500 historischen Beleuchtungskörper. Erhellt wurden die Räume vielmehr mit Hilfe kleinerer Tischleuchter, von denen sich aus der friderizianischen Zeit 15 Exemplare erhalten haben.

Restauriert und mit originalgerechtem Glasbehang sollen sie ab der nächsten Saison wieder auf den Tischen im Palais präsentiert werden. Seit 2005 sind dafür Spenden gesammelt worden. Schlossbesucher konnten einzelne Stücke des aus Kristallglas gefertigten Behangs finanzieren. Gestern sorgte eine Großspende der Bürgschaftsbank Brandenburg dafür, dass die Finanzierung endgültig gesichert ist. Geschäftsführer Milos Stefanovic überreichte einen symbolischen Scheck über 8000 Euro. Auf die Restaurierungsbedürftigkeit der Leuchter sei er während eines Empfangs aufmerksam gemacht worden, den die Bank im Vorjahr in den Neuen Kammern gegeben hatte, sagte Stefanovic. Wie Käthe Klappenbach erläuterte, waren die Tischleuchter bereits zu Friedrichs Zeiten sündhaft teuer. Einer kostete etwa 300 Taler, was dem Jahresgehalt eines Hofbeamten in mittlerer Stellung entsprach. Geliefert wurden die kleinen Kostbarkeiten vom Potsdamer Glasschleifer Johann Christoph Brockes, dessen heute noch nach ihm benannte Wohnhaus mit Werkstatt am Stadtkanal steht. Für den Behang verwendete Brockes Rohlinge aus der königlichen Glashütte Zechlinerhütte. Die Gestelle aus Metall stammten von Potsdamer Handwerkern.

Für den Behang waren blattförmige Pendeloquen und Eisbirnen charakteristisch. Davon gingen viele verloren oder büßten durch eine „Glaskrankheit“ ihren Glanz ein. Im 19. Jahrhundert wurden sie dann häufig durch recht plumpe „Birnen“ und pfeilartig endende Stäbe ersetzt. Solche Entstellungen der Originale werden jetzt rückgängig gemacht. Die Zechliner Hütte gibt es längst nicht mehr, und so lässt der aus einer kaiserlichen Hoflieferantenfamilie stammende Wiener Glasverleger Peter Rath die geschliffenen Kostbarkeiten im nordböhmischen Kamenecky Senov (Steinschönau) in historischen Techniken nachfertigen. Allein für den Behang, der insgesamt aus 600 Teilen besteht, veranschlagen Klappenbach und die Glas- und Porzellanrestauratorin Uta Scholz etwa 12 000 Euro. So kostet eine einzige Peneloque 54 Euro. Der „Charme des Unvollkommenen“, den die in handwerklicher Technik angefertigten Behangstücke aus dem 18. Jahrhundert ausstrahlen, dürfe bei Nachfertigungen nicht verloren gehen, sagte Klappenbach. Dies stellt die erfahrenen böhmischen Glasmacher und -schleifer vor komplizierte Aufgaben. Vor allem die Kerzentüllen, die Miniaturanfertigungen von barocken Pokalen ähneln, erforderten ihre gesamte hohe Kunstfertigkeit.

Ehe der Behang wieder an den Tischleuchtern angebracht werden kann, ist jedoch die Restaurierung der Metallgestelle erforderlich. Dafür zeichnet der in der Stiftung tätige Metallrestaurator Martin Engel verantwortlich. Wie er erläuterte, weisen die aus Silber, Bronze, versilberter oder feuervergoldeter Bronze angefertigten Gestelle Korrosionsschäden auf und haben ihren Glanz verloren, so dass auch eine grundlegende Reinigung notwendig wird. Diese Arbeiten werden durch die Stiftung ausgeschrieben. Die Kosten konnte Weber deshalb noch nicht exakt beziffern. Auch er geht aber davon aus, dass die komplett restaurierten Tischleuchter in der Saison 2009 wieder das Neue Palais schmücken werden.

Erhart Hohenstein

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