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Homepage: Charme und Beharrlichkeit

Abschied von Prof. Helene Kleine als Rektorin der Fachhochschule Potsdam

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Helene Kleine ist zuallererst ein sachlicher Mensch. Daher wollte sie ihre Verabschiedung als Rektorin in dieser Woche nicht in persönlichen Lobgesängen untergehen lassen. Von Viadrina-Präsidentin Gesine Schwan als Festrednerin wünschte sie sich keine Laudatio. Vielmehr sollten die weit über 200 anwesenden Gäste etwas aus Schwans beachtlichem Fundus der politischen Theorie schöpfen können. Was sie dann auch konnten. Schwan wandte sich pointiert gegen ein verkürztes Bildungsverständnis, das nur dem ökonomischen Nutzen der Hochschulbildung das Wort redet. Nebenbei bekannte sich die einstige Bundespräsidenten-Kandidatin dabei zu den Ideen von Marx, auch wenn diese praktisch „leider nicht anwendbar“ seien.

Aber klar, bei der Theorie alleine konnte Gesine Schwan nicht bleiben. Zu viel verbindet sie mit der nun scheidenden FH-Rektorin Kleine. Nicht nur, dass man jahrelang zusammen in der Hochschulrektorenkonferenz des Landes gewirkt hatte und sich auch vom inhaltlichen Ansatz einer engen Verflechtung von Kultur und Gesellschaft nahe steht. Nein, Gesine Schwan hat auch eine Tochter, die an der Potsdamer FH Restaurierung studiert. Und da diese in einem FH-Seminar etwas über die heilige Humilitas lernte, hat nun Schwans Enkel eine Schutzheilige diesen Namens. So weit sogar würden ihre Verflechtungen zur Potsdamer FH reichen, erklärte Schwan.

Wie schon einige Redner zuvor kam auch Schwan zu einer Charakterisierung von Helene Kleine, die zuallererst von ihrem Charme und ihrer Beharrlichkeit sprach. Wichtig sei aber auch, dass Kleine die Fähigkeit besitze, ganz und gar sachbezogen zu arbeiten, ohne sich von falschem Ehrgeiz und Karrierestreben auf abwegige Bahnen lenken zu lassen. Als ruhig und vermittelnd lasse sich Kleines Engagement am besten umschreiben, ein beharrliches Bemühen auch um Dinge, die nicht immer öffentlichkeitswirksam im Mittelpunkt stehen.

Öffentlichkeitswirksam hingegen war Helene Kleines Engagement für die Stadt Potsdam, in der sie zahlreiche Spuren hinterließ. Sie rief beispielsweise den Verein „Pro Wissenschaft“ ins Leben, der sich zum Ziel gesetzt hat, in der Stadt eine positive Stimmung für Wissenschaft und Hochschulen zu schaffen. Das Fehlen einer solchen Stimmung hatte mit zum Scheitern der ersten Bewerbung zur „Stadt der Wissenschaft“ beigetragen. Die zweite Bewerbung nun trage, so Oberbürgermeister Jann Jakobs, stark die Handschrift von Kleine. Jakobs war es dann auch, der während der Feierstunde im FH-Gebäude am Alten Markt einen erstaunlichen Satz sagte. Es sei schade, dass die FH nun in absehbarer Zeit gänzlich ans Bornstedter Feld ziehe. „Wenn sie hier in der Innenstadt angesiedelt worden wäre, hätten wir heute einige Probleme weniger“, sagte Jakobs wohl mit Blick auf das Debakel um den Landtags-Neubau.

Was Helene Kleine gerne aufgriff. Der OB war zwar schon zum nächsten Termin geeilt, doch die 49-jährige Kultursoziologin machte einmal mehr ihrer Hoffnung Luft, dass nach dem Umzug der FH und dem Bau des Landtages am Alten Markt ein Ort langfristig gesichert werde, an dem sich Wissenschaft und Hochschulen präsentieren könnten. Und ein zweiter Wunsch noch: Nachdem die Design-Studenten in diesem Herbst die ehemaligen Theater-Räume in der Zimmerstraße mit ihrer Ausstellung „Applaus“ zum Leben erweckt hatten, würde sich Kleine sehr freuen, wenn die FH zusammen mit der Stadt und der Schlösserstiftung ein Konzept entwickelt, wie diese „phantastischen Räume“ gemeinsam genutzt werden könnten. Dass die Hochschule neben der wissenschaftlichen Begegnung auch ein Ort des kulturellen Austauschs ist, ist bei Helene Kleine immer vordergründig.

So viel zu den Sachthemen. Natürlich ist Helene Kleine auch ein emotionaler Mensch, wenn sie diese Seite in ihrer Funktion als Rektorin auch immer etwas im Hintergrund hielt. Zu ihrem Abschied nun dankte sie nicht nur ihrer Referentin und dem FH-Fahrer, sondern auch Christiane Loschelder, der Gattin des Rektors der Uni Potsdam Wolfgang Loschelder. Sie habe sie in einem Moment größter Not rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht und anschließend zur Pflege mehr oder weniger adoptiert. „So etwas ist nicht selbstverständlich“, sagte Kleine mit Rührung. Letztlich seien es vielleicht auch die Äpfel aus dem Garten der Loschelders gewesen, die zu ihrer Genesung beitrugen.

Helene Kleine gibt ihr Amt, wie sie sagt, nun gerne ab. Weil sie es bei Prof. Johannes Vielhaber – FH-Rektor ab 2007 – in guten Händen wisse. Kleine bleibt Potsdam erhalten, ein Jahr will die Kultursoziologin sich der Forschung widmen, dann wieder an der FH lehren. Zum Abschluss des Abends wurde sie von Laternen zum Festsaal geführt. Sie sollte sich so gut geführt fühlen, wie sie immer auch ihre Hochschule gut geführt hat.

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