Landeshauptstadt: Chef der Treberhilfe verzichtet auf Maserati
Umstrittener Dienstwagen soll stattdessen Touristen befördern / Einladung an Potsdamer Kritiker
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Potsdam/Berlin - Die bundesweit mit Vorwürfen konfrontierte Treberhilfe, die in Potsdam ein Tierheim errichten möchte, geht auf ihre Kritiker zu. Er werde sich nicht länger mit einem Maserati-Dienstwagen zu Hilfsprojekten chauffieren lassen, kündigte gestern Harald Ehlert an, der Chef der sozialen Organisation. Der Sportwagen mit einem Listenpreis von 114 000 Euro soll nun als „Transparenz-Mobil eigenes Geld verdienen“, sagte er – und Touristen oder Berliner zu den Sozialprojekten der Treberhilfe befördern, „gegen Entgelt“.
Ehlerts für das Land Brandenburg zuständiger Prokurist Jochen Becker erklärte überdies, es werde ein Termin mit den Kritikern des Potsdamer Tierheim-Projekts angestrebt. Nach Beginn der Dienstwagen-Affäre hatte beispielsweise der CDU-Stadtverordnete Peter Schultheiß gefordert, die Stadtverwaltung solle das Ausschreibungsverfahren zum Tierheim und die Verträge mit der Treberhilfe „genau überprüfen“ und die Zusammenarbeit bis zum Ergebnis der Kontrolle durch den zuständigen Landesrechnungshof aussetzen.
Solcher Kritik will die Treberhilfe mit Offenheit begegnen. So kündigte Ehlert an, von nun an jedes Jahr die wirtschaftlichen Ergebnisse der Treberhilfe öffentlich zu machen. Damit reagierte er auf den drohenden Ausschluss aus der Berliner Diakonie. Diese hatte vor Ehlerts Stellungnahme „vollständige Transparenz“ von der Treberhilfe eingefordert. Die Einrichtung führt auch mehrere Geländewagen von BMW im Fuhrpark. Ehlert stellte die Anschaffung des „Maserati Quattroporte“ als „Provokation“ dar und nannte ihn „Sozial-Maserati“. Auf Nachfragen räumte er ein, dass er mit diesem Fahrzeugtyp auch seine „Kraftfahrleidenschaft“ ausleben wollte. Wie hoch die Leasing-Raten für den Wagen sind, sagte er nicht. „Als Dienstwagen von Ehlert ist der Maserati aber keine gute Idee in Hinblick auf die Spendenbereitschaft“, räumte der „Sozialunternehmer“ ein, wie er sich selbst nennt.
Ehlert betonte zugleich, dass keine Spendengelder in den Betrieb der Luxuskarosse geflossen seien – sondern „Entgelte für Leistungen“. Die Treberhilfe wird für ihre Arbeit etwa mit wohnungslosen Jugendlichen bezahlt. „Wie ein Arzt beziehen wir Geld für diese Leistungen“, sagte Ehlert. Der Sozialunternehmer versicherte, dass die Anschaffung des Maseratis durch ein „externes Gutachten geprüft“ worden sei. Außerdem sei die Finanzierung des Fahrzeugs und seine Zugehörigkeit zum „gemeinnützigen Vermögen“ der Treberhilfe im Jahresabschluss von Wirtschaftsprüfern bestätigt worden.
In Potsdam will die Treberhilfe im Ortsteil Eiche ein Tierheim errichten, Partner ist die Tiertafel Deutschland. Gegen die Pläne gibt es massiven Widerstand einer Bürgerinitiative, die sich angesichts der Maserati-Affäre in ihren Vorbehalten bestärkt sieht. Auf ihrer Internetseite ätzt sie über Ehlert: „Und so einen will man hier einsetzen für soziale Projekte ein Skandal.“ R. Schönball/ H. Kramer
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