
© Andreas Klaer
Potsdam: Chinesen bauen Solarpark
20-Hektar-Anlage im Friedrichspark soll Strom für 4300 Haushalte liefern
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Uetz-Paaren/Satzkorn/Marquardt - Die Chinesen sind wieder da, und statt für ein Handelszentrum sollen sie nun für Sonnenenergie sorgen. Am Freitag fällt mit einem symbolischen ersten Spatenstich im Gewerbegebiet Friedrichspark zwischen Uetz-Paaren, Satzkorn und Marquardt der Startschuss für eine 20 Hektar große Solaranlage mit einer Leistung von acht Megawatt, die fast 4300 Haushalte mit Ökostrom versorgen kann. Investor ist die deutsche HY Invest GmbH, hinter der die chinesische Alex Solar AG mit Sitz in Shanghai steht. Bauen soll die Anlage die German Tech Future Technologies GmbH, ebenfalls die Tochter eines chinesischen Unternehmens und spezialisiert auf die Errichtung von Solarparks. Für German Tech sei das Vorhaben ein Referenzprojekt für die Region Berlin-Brandenburg, sagte Friedrichspark-Projektentwickler Detlef Kaminski am Dienstag auf PNN-Anfrage.
Kaminski hat damit abermals Geldgeber aus dem Reich der Mitte für das Gewerbegebiet gefunden. Zuletzt waren bekanntlich aufgrund der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise Pläne für eine „Chinese World“ auf dem Areal begraben worden, ein chinesisches Großhandelszentrum mit bis zu 1500 Arbeitsplätzen.
Der Solarpark wird nun allerdings deutlich kleiner als ursprünglich geplant. Die Photovoltaik-Module sollen nur noch auf zwei jeweils 110 Meter breiten Streifen neben der Autobahn und der Eisenbahnlinie und einer dritten, kleineren Fläche entstehen. Denn nur noch für diese Areale zahlt der Bund noch eine Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Eigentlich hatte bereits im vergangenen Jahr ein anderer ausländischer Investor eine mit 40 Hektar doppelt so große Solaranlage bauen wollen. Dafür hätte allerdings bis zum Stichtag 25. März 2010 Planungsrecht bestanden haben müssen. Wie berichtet hatte die Stadtverwaltung im letzten Jahr mit beispielloser Eile eine Änderung des Bebauungsplans durch die Gremien gepeitscht – allerdings in der letztlich vergeblichen Hoffnung, der Bund würde als Stichtag für die Einspeisevergütung den 1. Juli festlegen. Als dies nicht geschah, sprang der Investor ab und Kaminski suchte für die Restflächen erneut einen Geldgeber – und wurde in China fündig.
HY Invest werde das Areal für 20 Jahre pachten – so lange darf die Solaranlage laut geändertem B-Plan maximal betrieben werden. Im südlichen Teil des Geländes werde ein neues Umspannwerk gebaut, von dem aus der Solarstrom in das regionale EonEdis-Netz eingespeist werden soll. Das Umspannwerk will Kaminski zufolge auch die Friedrichspark GmbH und Co. KG nutzen, die einen sechs bis sieben Hektar großen Teil des Gewerbegebietes im Süden mit einer eigenen Drei-Megawatt-Solaranlage bestücken will.
Beide Photovoltaik-Anlagen sollen spätestens am 31. Dezember ans Netz gegangen sein, weil der Bund ab 2012 die Solarstromförderung um weitere neun Cent pro Kilowattstunde kürzen wolle, so Kaminski. Zwischen den Solarmodulen wolle German Tech zudem einen Informationspavillon errichten, der als Schulungszentrum für Photovoltaikanlagen genutzt werden soll. Geplant seien Informationsveranstaltungen für Schulen und Vereine, in denen die unterschiedlichen Technologien zur Gewinnung von Sonnenenergie erläutert werden. Zudem soll das Thema Photovoltaik dort auf Schautafeln anschaulich gemacht werden.
Mit dem Baustart für den Solarpark gehen nun zumindest für einen Teil des Friedrichsparks die Querelen zu Ende, die bis in die Wendezeit zurückreichen. Die damals noch selbstständigen Gemeinden Uetz-Paaren, Satzkorn und Marquardt hatten seinerzeit einen Bebauungsplan für ein Gewerbegebiet ausgearbeitet, das von der Landeshauptstadt Potsdam als zu überdimensioniert und damit zentrumsschädigend empfunden wurde. Potsdam klagte 1993 gegen den B-Plan, der Rechtsstreit zog sich bis nach der Jahrtausendwende hin. Einer von mehreren geschlossenen – und gescheiterten – Vergleichen sah etwa 15 000 Quadratmeter Fläche für Möbel- und Einzelhandel, 5000 Quadratmeter für ein SB-Warenhaus, 1500 Quadratmeter für Auto- und Autozubehörhandel sowie 500 Quadratmeter für ein Gartencenter vor. Vor fünf Jahren hatte die Stadt schließlich mit den inzwischen eingemeindeten Ortsteilen einen Kompromiss geschlossen, der in einen neuen B-Plan mündete.
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