Landeshauptstadt: City schlägt Alarm
AG Innenstadt sucht Verbündete, um die nächsten fünf Jahre Centererweiterungen zu verhindern
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Innenstadt – Die Gewerbetreibenden in der City machen mobil. Sie glauben nicht daran, dass es gelingen könnte, die vom Einzelhandelskonzept geforderten 9000 Quadratmeter Verkaufsfläche vorwiegend in der Innenstadt zu schaffen. „Die Suche danach bis Jahresende ist doch nur eine Alibiveranstaltung“, erregte sich Wolfgang Cornelius, Vorsitzender der AG Innenstadt (Agip) und CDU-Stadtverordneter auf der Zusammenkunft der Arbeitsgemeinschaft am Donnerstagabend. Finde man keine Flächen, werde dem Stern-Center und den Bahnhofspassagen 2009 grünes Licht gegeben ihre Angebote zu erweitern, vermutet Cornelius.
Deshalb sucht die Agip jetzt Verbündete. Durch gemeinsames Auftreten will sie erreichen, dass der Innenstadt nicht die Geschäftsgrundlage und damit die Lebendigkeit wieder entzogen wird. „Wir wurden geschützt“, so Cornelius, „haben dadurch aber auch viel erreicht.“ Geplant ist ein Aktionstag, an dem die City auf ihre positive Entwicklung aufmerksam machen will unter anderem durch Fotos aus der Zeit, als sie noch heruntergekommen aussah, und heutige Ansichten. In den Geschäften sollen Unterschriftenlisten ausgelegt werden. Die Mittelstandsvereinigung will Ende April ins Hotel Voltaire einladen und das Thema neue Handelsflächen mit Gewerbetreibenden, Anwohnern, dem Einzelhandelsverband, Stadtverordneten und nicht zuletzt dem Oberbürgermeister diskutieren. Auch die AG Babelsberg als Vertretung der dortigen Einzelhändler soll eingeladen werden, denn sie verkrafte eine Centervergrößerung noch weniger, findet Cornelius. Die Initiative Freies Tor, angeführt von Ellen Chwolik-Lanfermann (FDP), die mit ihrem Mann gerade das Haus Brandenburger Straße 66 (ehemals Galerie Samtleben) gekauft hat und es nun sanieren will, zieht mit der Agip inzwischen auch an einem Strang. Als im Bauausschuss Anträge der Linken zur Öffnung der Center – und das noch bevor das Einzelhandelsgutachten fertig war – beraten werden sollten, habe die Anhörung von Innenstadt-Fürsprechern das verhindert, so Cornelius.
Sorgen macht den City-Händlern besonders die Ballung der Angebote am Stern mit einer möglichen zweiten Center-Etage und dem neuen Möbelhaus Porta. Einzelhändler Axel Ballhause befürchtet dadurch einen erheblichen Einbruch der Kaufkraft in der City. Statt die Potsdamer von Einkäufen in Berlin abzuhalten, würden weniger in die Innenstadt kommen. Das habe schon die Eröffnung des Stern-Centers gezeigt. Dass zu viel Kaufkraft nach Berlin abwandere, hält er für „hochgepuscht“. Und Cornelius belegte mit Zahlen, dass das Einkaufsverhalten der Potsdamer in den vergangenen Jahren fast gleich geblieben sei. Über 90 Prozent kaufen ihren Bedarf in der eigenen Stadt. „Soll die Brandenburger Straße wieder zur Gammelmeile verkommen?“, fragte er. „Wir wissen natürlich“, sagte er weiter, „dass wir nicht ewig unter einer Käseglocke leben können.“ Er forderte jedoch, dass es den Schutz der Innenstadt noch die nächsten fünf Jahre geben müsse. Dann, so hofft er, habe sie sich stabilisiert und könne konkurrieren. dif
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