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Landeshauptstadt: „Club Tiefsee“ eingestellt

Stopp für Groß Glienicker Veranstaltungsreihe nach gewaltsamen Übergriffen

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Stopp für Groß Glienicker Veranstaltungsreihe nach gewaltsamen Übergriffen Von Winfried Gutzeit Groß Glienicke. Die Veranstaltungsreihe „Club Tiefsee“ des Groß-Glienicker Begegnungshauses wird vorerst eingestellt. Der Grund: Am vergangenen Wochenende kam es zu einem massiven Übergriff seitens zweier jugendlicher Gäste (PNN berichteten). Einer der beiden zertrümmerte einen Großteil der Musikanlage. Der zweite griff den Klubleiter Bernd Sevens von hinten an und versetzte ihm blitzschnell einen Schlag auf die linke Gesichtshälfte. Dazu benutzte er wahrscheinlich einen schlagringähnlichen Gegenstand, denn später im Krankenhaus lautete die Diagnose: Dreifacher Jochbeinbruch mit leichter Splitterung. Sevens gelang es noch, sich aus dem Gebäude zu entfernen und die Polizei zu alarmieren. Die kam nur wenige Minuten später und konnte eine flüchtende Gruppe von acht Jugendlichen kurz darauf festnehmen. Die beiden Hauptverdächtigen wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen, gegen sie wird ermittelt, bestätigte die Polizeisprecherin Angelika Christen den PNN. Für Bernd Sevens kam der tätliche Übergriff völlig überraschend. „Eigentlich wollte ich nur schlichten“, erzählt er. Er sei selbst Discjockey, hatte da gerade seine Stunde absolviert und das Pult an seinen Nachfolger übergeben. Da tauchte kurz nach ein Uhr plötzlich ein 23jähriger Übersiedler am Disco-Tresen auf und begann einen heftigen Wortwechsel mit dem neuen Discjockey - auf russisch. „Ich habe natürlich überhaupt nichts verstanden, bis der stark Angetrunkene die Sichtblende des Disco-Tresens zertrümmerte und Teile des CD-Players durch die Gegend flogen.“ Als er sich dazwischen schieben wollte, habe er auch schon den harten Schlag im Gesicht gespürt. „Seit einem Jahr kommen Übersiedler nun regelmäßig in unsere Disco-Veranstaltung“, berichtet er weiter. Und leider: Einige der neuen Gäste hielten sich nur wenig an die aufgestellten Regeln. So werden in der „Villa To“, wie das vor vier Jahren von Mitgliedern und Jugendlichen des Begegnungshaus-Vereins selbst umgebaute Nebengebäude genannte wird, auch keine hochprozentigen Getränke ausgeschenkt. „Den Schnaps bringen die sich aber einfach mit, wir finden dann am nächsten Tag immer die leeren Flaschen irgendwo.“ Und mit dem Blutalkoholspiegel wachse dann bei ihnen auch die Aggressivität. Der Zwischenfall am vergangenen Wochenende sei nicht der erste gewesen, räumt er ein. „Doch so ist es noch nie eskaliert.“ Deshalb sei das vorläufige Ende der Veranstaltungsreihe für ihn die einzig mögliche Konsequenz. „Es soll niemand weiter zu Schaden kommen“, sagt er. Und außerdem ist ohnehin der größte Teil der Disco-Anlage demoliert worden. Bernd Sevens hatte im November 2000 ganz zuversichtlich mit dieser Disco-Reihe begonnen, sich darauf gefreut, endlich wieder „hinterm Tresen zu stehen und aufzulegen“. Gleich bei der ersten Veranstaltung kamen 70 Gäste, der jüngste war 18 Jahre alt, aber auch viele über 40. „Ich haben mir dann aus den jungen Leuten eine Mannschaft zusammengestellt“, sagt der knapp 45Jährige. Und die waren begeistert, ob beim Musik auflegen, an der Bar oder beim Gestalten von Werbe-Flyern. „Wir haben damals bald erreicht, dass die 40Jährigen sich wieder mit den 20Jährigen unterhalten, ohne dabei alles besser wissen zu wollen.“ Es sei drei Jahre lange gut gelaufen, sagt er. Dass einige wenige es jetzt schaffen, mit aggressiver Gewalt ein solches Vorhaben zu kippen, sei einfach ärgerlich. „Wie sollen wir uns aber gegen diese Gewalt schützen? Wir betreiben keine kommerzielle Diskothek, die sich eine Ordnungstruppe leisten kann.“ Und was könnte man gegen eine solche Gewaltbereitschaft unternehmen? „Da hilft nur eine langwierige und geduldige Arbeit mit den Jugendlichen. Doch ein Streetworker ist uns von den Behörden abgelehnt worden“, sagt Bernd Sevens.

Winfried Gutzeit

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