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Landeshauptstadt: Combinos bis Ende 2008 saniert

ViP schließt erneut Vertrag mit Siemens / Entscheidung über Kauf von 19 neuen Trams im Mai

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Potsdam / Basel - Trotz massiver Zeitverzögerungen bei der Sanierung will Potsdam seine 16 Combino-Straßenbahnen des Konzerns Siemens behalten: Der Potsdamer Verkehrsbetrieb (ViP) hat die Frist für die Umbauarbeiten an den Bahnen verlängert. Statt bis Ende Juni 2007 müssen die Trams nun erst bis Ende 2008 fertig sein. Ein entsprechender neuer Vertrag sei bereits mit Siemens unterzeichnet worden, sagte ViP-Geschäftsführer Martin Weis gestern den PNN. Für den ViP sei dies eine „auskömmliche Regelung“, so Weis: „Wir sind auf der sicheren Seite“, Siemens komme für alle Kosten auf.

Bis vor kurzem war noch eine Rückgabe der 16 Trams samt Kostenerstattung diskutiert worden – denn es erschien klar, dass Siemens die Frist bis Ende Juni 2007 nicht würde halten können. Es kamen in Expertenkreisen auch Zweifel darüber auf, ob eine Sanierung realistisch sei. Mängel an den Combinos hatten sich im März 2004 gezeigt: Siemens zog weltweit alle Combinos aus dem Verkehr, denn in der Aluminiumkonstruktion der Wagen waren Risse aufgetaucht.

Gestern nun ging in Basel in der Schweiz der erste komplett sanierte Combino vom Typ „Basic“, wie er auch in Potsdam fährt, wieder in den regulären Betrieb. Größte Veränderung an der Bahn: Alle wesentlichen Teile sind jetzt nicht mehr miteinander verschraubt, sondern verschweißt. Damit sind die Wagenkästen praktisch neu konstruiert, konstatierten Experten. Für die millionenschwere Sanierung wird in Basel vor allem Ingenieur Ulrich Hindenlang verantwortlich gemacht. Er hatte den Baseler Verkehrsbetrieb zum Problem Combino beraten und auf einer Verschweißung der Wagenteile bestanden. Laut Hindenlang habe Siemens bei der Lancierung der „Combino“ die „eingesetzte Technologie nicht gemeistert und auch ungeeignete Mittel eingesetzt“: Die Trams seien geschraubt worden, da dies die Fertigung erleichtere. Aber die Schraub-Verbindungen hätten sich für eine Straßenbahn, die dynamischen Kräfte aushalten müsse, als ungeeignet erwiesen.

Dies hat auch der Potsdamer Verkehrsbetrieb zu spüren bekommen. Die Schraubverbindungen der Combinos werden bisher regelmäßig nach jeweils 7000, später 14 000 gefahrenen Kilometern überprüft, sagte ViP-Chef Weis. Diese Untersuchungen nehme Siemens mit großem Aufwand in der „Nachtpause“ der Trams in Potsdam vor – für die „maximale Fahrgastsicherheit“. Fünfmal seien dabei neue Risse entdeckt worden. Von der Komplettsanierung erhofft sich Weis nun, dass die Combinos ohne ständige Prüfung ihre Lebensdauer von 30 bis 35 Jahren erfüllen können. Ingenieur Hindenlang ist da zuversichtlich: Mit dem sanierten Basler Combino sei nun eine „konstruktiv ausgereifte Niederflurbahn“ entstanden.

Ein Potsdamer Prototyp, an dem die erste Sanierung durchgeführt wird, befindet sich bereits seit Januar in der Siemens-Werkstatt in Krefeld, eine zweite Tram aus Potsdam kam jüngst dazu. In Spitzenzeiten würden in Krefeld sechs der 16 Potsdamer Combinos saniert, sagte Weis. Dann werde der ViP für diese Bahnen die alten Tatras einsetzen. Der Fahrplan für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, die auf die Niederflurbahnen angewiesen sind, bleibe bestehen. „Er ist auf zehn Combinos ausgerichtet.“

Dass Potsdam die Combinos behalten will, ändere nichts an den Plänen zum Kauf von 19 neuen Straßenbahnen, sagte Weis. Diese sollen zwischen 38 und 57 Millionen Euro kosten. Den Beschluss für eine Ausschreibung soll der ViP-Aufsichtsrat laut Weis am 31. Mai treffen. Ein Finanzierungskonzept stehe fest, die technischen Kriterien seien bereits beschlossen. Sie sehen auch vor, dass die neuen Bahnen zehn Zentimeter breiter als die Combinos sein sollen – diese messen in der Breite 2,30 Meter.

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