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Schulplätze am Bornstedter Feld knapp: „Container sind das Einzige, was man machen kann“
Mehr Kinder als geplant: Die Stadt hat sich beim Bedarf an Schulen in Potsdams Norden verrechnet. Die einzige schnelle Lösung ind Container, viele Eltern sind enttäuscht von der Stadt.
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Bornstedter Feld - Container will Matthes Uhlmann nicht noch einmal als Klassenräume sehen. Der Schulelternsprecher der Neuen Grundschule an der Pappelallee hat die Überbelastung einer Grundschule bereits bei seinem ältesten Kind in der Karl-Foerster-Schule erlebt. Das ist noch gar nicht so lange her. Nun aber droht es auch in der zweiten Grundschule im Bornstedter Feld darauf hinauszulaufen. „Wir laufen ins offene Messer“, sagt Uhlmann.
Mit der Eröffnung einer neuen Grundschule zu diesem Schuljahr wollte die Stadt der hohen Nachfrage nach Schulplätzen in dem neu gebauten Stadtteil beikommen. Nach knapp einem Jahr Betrieb zeigt sich aber bereits, dass die Verwaltung mit zu geringen Kapazitäten geplant hat. So sei die Stadt bisher von 60 Erstklässlern an der Neuen Grundschule ausgegangen, angemeldet worden seien aber 92 Kinder, sagt Bildungsbeigeordnete Iris-Jana Magdowski (CDU) auf einer Veranstaltung ihrer Partei am Dienstagabend im Speiseraum der Karl-Foerster-Schule. Hier stehen 104 Anmeldungen 69 prognostizierten Plätzen gegenüber. „Das sind gravierende Abweichungen“, sagte Magdowski. Durch den Zuzug von vielen Familien entsteht außerdem nicht nur ein Bedarf an Plätzen für Erstklässler, sondern in allen Jahrgangsstufen.
Schon 2009, als der aktuelle Schulentwicklungsplan verabschiedet wurde, sei absehbar gewesen, dass der Plan der Stadt nicht aufgehe, sagt CDU-Kreisvorsitzende, Katherina Reiche. „Uns hat der Schulentwicklungsplan bereits überholt“, gesteht ihre Parteikollegin Magdowski. Angesichts dieser Lage wird die Stadt bis Ende des Jahres den eigentlich noch bis 2015 geltenden Schulentwicklungsplan der Realität anpassen. Warum dies allerdings erst vier Jahre nach den ersten Anzeichen von Kapazitätsproblemen geschieht, bleibt unklar.
Die Neue Grundschule wird ab kommenden Schuljahr erstmals vier erste Klassen aufnehmen, obwohl sie nur als dreizügige Schule geplant ist. Dass die Erweiterung eine einmalige Ausnahme sei, will Elternsprecher Uhlmann nicht glauben. Auch der Vorsitzende der Schulkonferenz der Karl-Foerster–Schule, Ronny Kay sagt: „Das heißt vermutlich Container und überfüllte Klassen. Eine über den Rand ihrer Möglichkeiten vollgestopfte Schule bedeutet Stress pur, für Kinder und Lehrer gleichermaßen.“
In Potsdam West und im Zentrum der Stadt steigt ebenfalls der Bedarf an Grundschulplätzen. In südlichen Stadtteilen wie am Schlaatz und in der Waldstadt gibt es nach Aussagen der Stadt noch Kapazitäten. Weite Wege seien aber Grundschülern nicht zumutbar, sagt Magdowski. Außer mögliche Übergangslösungen kann sie den teils aufgebrachten Eltern am Dienstagabend nichts Zufriedenstellendes präsentieren. „Container sind das einzig Kurzfristige, was man machen kann“, sagt Magdowski. „Für Eltern ist das keine Übergangslösung, sondern die Grundschulzeit ihrer Kinder“, empört sich ein Vater. „Es fehlt mir das Vertrauen in die Planungen der Stadt, dass etwas anders wird“, so ein anderer.
Dass im Bornstedter Feld eine weitere Schule gebaut wird, schließt die Stadt aus. „Im Bereich des Entwicklungsgebietes gibt es keine weitere Fläche, die für einen Schulneubau vorgesehen ist“, sagt Stadtsprecher Jan Brunzlow. Die Landeshauptstadt habe zuletzt immer betont, dass weitere Kapazitäten im Potsdamer Norden benötigt werden. „Der Norden umfasst aber mehr als das Bornstedter Feld“, so Brunzlow. Ein neuer Schulstandort im Norden oder die Erweiterung eines bestehenden Standortes, etwa mit der Regenbogenschule in Neu-Fahrland, könne zur Entlastung der Schulen im Bornstedter Feld führen.
Ähnlich problematisch ist die Versorgung mit weiterführenden Schulen. Bisher gibt es in dem Gebiet gar keine, ab 2016/17 soll eine fünfzügige Gesamtschule eröffnet werden. Als „Melkkuh der Stadt“ fühlt sich ein aufgebrachter Vater. Potsdam verdiene durch den Zuzug und den Erwerb von Wohneigentum. „Wir bekommen aber keine Gegenleistung an Infrastruktur. Ich fühle mich betrogen von der Stadt.“
Grit Weirauch
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