
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Cool mit Handicap
Humboldt-Projekttag zum Thema Behindertensport
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Für die Schüler war der Projekttag mit Aha-Momenten verbunden: Kirsten Bruhn, paralympische Schwimmerin, besuchte die Siebtklässler am Humboldt-Gymnasium. „Ich glaube, in der heutigen Zeit ist es wichtig, dass junge Leute wie ihr verstehen, dass es auch behinderte Menschen gibt. Und die sind genauso cool wie ihr“, sagte die Sportlerin. „Es war beeindruckend, wie offen sie mit uns gesprochen hat“, sagte eine Schülerin danach.
Kirsten Bruhn sitzt seit ihrem 21. Lebensjahr im Rollstuhl. Bei einem Motorradunfall verletzte sie sich so schwer, dass sie fortan querschnittsgelähmt war. Dennoch zählt sie zu den erfolgreichsten Sportlern auf der Welt. Bruhn gewann dreimal paralympisches Gold, erschwamm 38 Weltrekorde und ist 46-fache Deutsche Meisterin im paralympischen Schwimmen.
Jetzt hatten die Schüler der 7. Klasse des Humboldt-Gymnasiums im Rahmen eines Projekttags zum Behindertensport die Chance, Kirsten Bruhn persönlich kennenzulernen. Im Englischunterricht wurde gerade das Thema Sport behandelt. „In der letzten Lektion ging es um einen Jungen, der einen Unfall hatte und anschließend mit einem Handicap leben musste“, erzählt Englischlehrerin Beate Czech. Dabei hat sie sich an das Angebot des paralympischen Schwimmteams vom SC Potsdam erinnert. „Wir haben das Projekt schon seit einigen Monaten auf dem Tisch zu liegen gehabt. Nun hat es endlich auch in den Lehrplan gepasst“, erzählt Czech.
In der ersten Doppelstunde wurde der Film „Gold – du kannst mehr, als du denkst“ angeschaut. Der Dokumentarfilm, der 2013 im Kino lief, zeichnet die Lebenswege und die Karriere dreier Behindertensportler nach, darunter auch die von Bruhn. Der Film zeigt, wie wichtig Integration und Inklusion in der heutigen Gesellschaft sind.
In der anschließenden Gesprächsrunde mit Bruhn und Torben Schmidtke, paralympischer Schwimmer des SC Potsdam und der deutschen Nationalmannschaft, konnten die Jugendlichen dann all ihre Fragen loswerden. Bruhn und Schmidtke erzählten dabei nicht nur von ihren sportlichen Erfolgen, sondern auch von den Schwierigkeiten, die ihnen als gehandicapte Menschen immer wieder im Alltag begegnen. So gebe es gerade für Rollstuhlfahrer immer noch Situationen, in denen man sich ausgegrenzt fühle, sagt Bruhn. „In Restaurants, die nur über eine Treppe zu erreichen sind, kann ich nicht essen gehen.“ Auch über ganz persönliche Dinge sprach die 43-Jährige mit den Schülern. Dabei betonte sie immer wieder, dass sie kein Mitleid möchte. Ihr Ziel sei es, dass sie die Menschen normal behandeln. Unterstützt durch ihren Arbeitgeber, das Unfallkrankenhaus Berlin, und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung ist Bruhn derzeit auf Promotiontour für den Film. „Ich möchte den Film am liebsten in allen Schulen zum Pflichtprogramm machen“, sagt sie. Am Humboldt-Gymnasium ist ein erster Schritt in diese Richtung gelungen. „Es war ein ganz tolles Projekt“, resümiert Czech nach dem Tag. Sie will es mit anderen Klassen wiederholen. Luisa Müller
Luisa Müller
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