
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Cornelius: Öfter Einkaufen am Sonntag
Dienstleistungsgewerkschaft Verdi: Sonntagsarbeit bringt Nachteile für die Beschäftigten
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Innenstadt - Der Vorsitzende der AG Innenstadt Wolfgang Cornelius hat mehr Freiheiten beim Sonntagsverkauf gefordert. Auf einer Diskussion beim Linken-Ortsverband Mitte am Mittwoch in der Rosa-Luxemburg-Stiftung in der Dortustraße 53 vertrat Cornelius die Meinung, dass die Existenz mancher Geschäfte im Holländischen Viertel sogar vom Sonntagsverkauf abhänge. Es gehe vor allem um die Befriedigung der „Stimmungskäufe“ von Touristen, die vorzugsweise Sonntag die Innenstadt aufsuchten.
Bei Uwe Diedrich stößt die Cornelius-Meinung auf Unverständnis. „Woher kommt das Bedürfnis am Sonntag einzukaufen“, fragt er. Der Verdi-Gewerkschaftssekretär verweist darauf, dass das Land Brandenburg neben Berlin das liberalste Ladenöffnungsgesetz in Deutschland habe: An sechs Tagen in der Woche könnten die Geschäfte von null bis 24 Uhr verkaufen. Außerdem seien 46 Sonn- und Feiertage frei gegeben – trotz des verfassungsrechtlichen Schutzes für den Sonntag. Im „katholischen Bayern“ sei an keinem Sonn- oder Feiertag die Ladenöffnung gestattet.
Der Vorsitzende des Mitte-Ortsverbandes der Linken Moritz Kirchner erwähnt die zwei Seiten der Medaille: das gewünschte attraktive Angebot für Touristen und den Schutz der Beschäftigten. Laut Diedrich habe die Freigabe der Ladenöffnung nicht mehr Vollzeitstellen gebracht, im Gegenteil: mehr „geringfügig Beschäftigte“ und Teilzeitarbeiter. Die vorgeschriebenen Zuschläge für Sonn- und Feiertagsarbeit versuchten zudem viele Arbeitgeber zu umgehen.
Cornelius hebt die Bedeutung der inhabergeführten Geschäfte in der Brandenburger Straße und im Holländischen Viertel für den Tourismus hervor. Gegenwärtig gebe es eine zu starke Beschränkung der Sortimente an Sonn- und Feiertagen. Beispielhaft sei dagegen die Ladenöffnungsverordnung in Mecklenburg-Vorpommern. In „Ortsteilen mit besonders starkem Fremdenverkehr“ sei hier der Verkauf folgender Waren zulässig: Nahrungs- und Genussmittel, Getränke und Tabakwaren, Geräte der Informations- und Kommunikationstechnik, Verlagsprodukte, Sportausrüstungen, Spielwaren, Schuhe und Bekleidung sowie Uhren, Schmuck, Geschenkartikel und Kunstgegenstände. Frei sind wie auch in Potsdam „ortstypische“ Waren. Als solche habe Cornelius zu seiner aktiven Zeit Joop-Produkte ausgewiesen, weil der Namensgeber in Potsdam wohne. Der Trick verfing bei der Gewerbeaufsicht nicht, weil Joop überall in Deutschland zu haben ist. Cornelius führt immer wieder seine frühere Tätigkeit als Inhaber zweier Parfümerien ins Feld. Karstadt-Geschäftsführer Harald Kirchfeld sagt, dass es aufgrund der bis 85 Euro betragenden Quadratmetermieten in der Brandenburger Straße kaum inhabergeführte Geschäfte gebe. Ein Hausbesitzer mit einem Laden, dürfte sich dagegen um Rendite und Rente keine Sorgen machen, wenn sich wie im Haus von Cornelius eine zahlungsfähige Kette eingemietet hat.
Wenn die AG Innenstadt beklagt, dass viele Geschäfte in der City zurzeit des Weihnachtsmarktes vor der Zeit schließen, so mag das laut Diedrich auch an den Kosten liegen, die eine längere Öffnung verursacht. Aus diesem Grunde herrsche außerhalb des Weihnachtsmarktes nach 19 Uhr selbst in den 1-A-Geschäftslagen der City „tote Hose“.
Günter Schenke
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