Von Heike Kampe: Couragiert gegen Gewalt
Das Leibniz-Gymnasium zeigt Antirassismus-Ausstellung und will „Schule mit Courage“ werden
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Rechtsextremismus, Rassismus, Diskriminierung – mit diesen Themen beschäftigen sich die Schüler des Leibniz-Gymnasiums seit etwa einem Jahr intensiver als zuvor. Denn die Schule möchte „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ werden. Bundesweit tragen 850 Schulen diesen Titel, der auf eine belgische Initiative aus dem Jahr 1988 zurückgeht. Sie verpflichten sich damit, aktiv gegen alle Formen von Diskriminierung vorzugehen.
„Das Projekt basiert darauf, dass 70 Prozent der Schule – Schüler, Lehrer, Personal – mit ihrer Unterschrift zeigen, dass sie dem Projekt zustimmen und sich gegen Gewalt, Rechtsextremismus und allem was dazu gehört, einsetzen“, erklärt Liliya Röhl, Schülerin der zwölften Klasse und Leiterin der Schüler-Initiativgruppe, die sich gründete, um die Ziele gemeinsam durchzusetzen. Denn das Prinzip des Projekts lautet „von Schülern, für Schüler“, Erwachsene sollen lediglich unterstützen und begleiten. Nach der Titel-Vergabe verpflichtet sich die Schule zudem, mit informierenden und aufklärenden Aktionen und Projekten ein friedliches, gewaltfreies Miteinander zu fördern.
Dass sich die Schüler des Leibniz-Gymnasiums, von denen zehn Prozent einen Migrationshintergrund haben, bereits jetzt engagieren, zeigte die gestrige Eröffnung der Ausstellung „Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen“: Die Exponate wurden von der Friedrich- Ebert-Stiftung zur Verfügung gestellt und anlässlich des Internationalen Antirassismustages zum ersten Mal in einer Schule gezeigt. Die Schüler der Initiativgruppe stellten den Besuchern die 13 Schautafeln vor, die einen Überblick über die Grundlagen unserer Demokratie und die Gefahren des Rechtsextremismus vermitteln. „Es ist sehr einfach, in den Rechtsextremismus hineinzurutschen“, erklärt Liliya an der Schautafel „Erlebniswelt Rechtsextremismus“. Eine wichtige Rolle spiele dabei rechte Musik, über die die Szene versuche, junge Menschen zu erreichen. „Allein in Potsdam gibt es sieben rechtsextreme Bands“, sagt Oberbürgermeister Jann Jacobs (SPD). Zudem versuchten Rechtsextremisten zunehmend in die Mitte der Gesellschaft vorzudringen, etwa durch Angebote wie Hausaufgabenhilfe, Kinderbetreuung oder das Organisieren von Kaffeekränzchen für Senioren.
„Die Ausstellung ist Teil unseres Bewerbungsverfahrens“, erklärt Schulleiter Uwe Schmidt. Er sei optimistisch, dass die erforderliche Unterschriftenzahl für den Titel noch in diesem Schuljahr erreicht werde. Deutschlehrerin Christa Schindler, die das Projekt angestoßen hat und die Initiativgruppe intensiv unterstützt, sagt: „Wir wollen Nachhaltigkeit“. Das sei nicht auf die Schnelle zu erreichen, sondern brauche seine Zeit. Jessika Boob aus der Initiativgruppe betont, dass gerade in den jüngeren Klassen noch Aufklärungsarbeit geleistet werden müsse, denn „die ganze Schule soll hinter dem Programm stehen“. Weitere Aktionen, die ein gewaltfreies Klima an der Schule fördern sollen, werden bereits vorbereitet. Im April wird es eine Projektwoche geben, in der Schüler Workshops zu den Themen „Rechte Musik“, „Islamismus“ und „Nazisymbole“ durchführen. Schulleiter Uwe Schmidt betont, dass das Gymnasium im größten Wohngebiet Potsdams angesiedelt sei, das nach wie vor als sozialer Brennpunkt gelte. Von der Schule könnten durchaus positive Signale auf das gesamte Umfeld abstrahlen. „Wir verstehen uns auch als Multiplikator für couragiertes Verhalten gegenüber dem Stadtteil“.
Die Ausstellung gegen Rechtsextremismus ist noch bis zum 15. April zu sehen.
Heike Kampe
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