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Cyberattacke auf Potsdam. Nach einem Hackerangriff sind viele Online-Dienste der Stadtverwaltung offline.

© Sebastian Gollnow(dpa) / Sebastian Gabsch / dpa/Sebastian Gollnow/PNN/Sebastian Gabsch

Update

Cyberangriff aufs Rathaus: Potsdam kappt Internetverbindung der Verwaltung – digitale Bedrohungslage

Oberbürgermeister Mike Schubert nimmt die Stadtverwaltung vom Netz. Auch der Bürgerservice ist betroffen. Das Landeskriminalamt ist eingeschaltet worden.

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Cyberangriff auf das Potsdamer Rathaus: Die Verwaltung der Brandenburger Landeshauptstadt hat am Donnerstag ihre Internetverbindungen vorsorglich komplett gekappt. „Wir haben Hinweise auf eine Cyberattacke und arbeiten eng mit dem Land und Sicherheitsbehörden zusammen“, sagte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am Donnerstagabend. „Wir haben uns entschieden, aus Sicherheitsgründen unsere Systeme offline zu stellen.“ Wie lange dies nötig ist, dazu machte Schubert zunächst keine Angaben.

Durch das Abschalten der Netzwerkverbindungen könne die Verwaltung derzeit keine E-Mails senden oder empfangen, hieß es. Auch sämtliche Verfahrenssoftware könne nur eingeschränkt genutzt werden. Insbesondere Anträge von Personalausweisen und Reisepässen sowie An- und Ummeldungen seien derzeit nicht möglich. Die Telefone im Rathaus seien davon nicht betroffen.

Schubert bat die Bürgerinnen und Bürger um Verständnis: „Wir sehen uns gezwungen, Sie bei allen Anliegen, die die Bürgerserviceeinrichtungen betreffen, um Geduld zu bitten.“ Wichtige Bereiche der Homepage der Landeshauptstadt waren am Donnerstagabend nicht mehr erreichbar. Davon betroffen ist unter anderem die Terminvereinbarung des Bürgerservice, aber auch das Ratsinformationssystem der Stadtverordnetenversammlung.

Mike Schubert (SPD), Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam.
Mike Schubert (SPD), Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam.

© Andreas Klaer,PNN,Tsp / Andreas Klaer

Es gebe eine digitale Bedrohungslage, sagte ein Rathaussprecher. Dazu habe es Hinweise der Sicherheitsbehörden des Landes gegeben, das Landeskriminalamt sei eingeschaltet. Die Abschaltung aller Internetverbindungen sei notwendig, um Schaden von der Landeshauptstadt abzuwenden, heißt es in einem internen Schreiben an die Mitarbeitenden der Verwaltung. Sie werden darauf hingewiesen, dass alle Dienste und Fachverfahren, welche zu externen Stellen kommunizieren, unterbrochen seien. Am Freitag will Oberbürgermeister Schubert nach PNN-Informationen einen Krisenstab einberufen, der schnellstmöglich die Arbeit aufnehmen soll, um die Lage in den Griff zu bekommen.

Angriff vor fast genau drei Jahren hatte weitreichende Folgen

Potsdams Rathaus war bereits vor fast genau drei Jahren Opfer einer Cyberattacke geworden. Damals waren Hacker über eine Schwachstelle des von Behörden verwendeten Netzwerk-Dienstleisters Citrix in das Computersystem der Verwaltung eingedrungen. Festgestellt worden war der Angriff am 21. Januar 2020. Am nächsten Tag wurden alle Systeme runtergefahren.

Es dauerte mehr als ein Jahr, bis tatsächlich alle digitalen Dienstleistungen und Services wieder verfügbar waren. Daten von Bürgerinnen und Bürgen sind nach Angaben der Stadtverwaltung bei dem damaligen Cyberangriff nicht an die Hacker gelangt. An der langen Bearbeitungsdauer sei auch die Corona-Pandemie schuld, die kurz später begann, hieß es seinerzeit von den Verantwortlichen.

Wir haben gemerkt, dass wir in vielen internen IT-Services und auch bei der personellen Besetzung im Bereich der IT-Sicherheit nachlegen mussten.

Dieter Jetschmanegg (SPD), Dezernent Zentrale Verwaltung

Als Konsequenz aus dem Cyberangriff hatte Rathauschef Schubert angekündigt, den IT-Bereich in der Verwaltung personell aufzustocken. Vor der damaligen Cyberattacke waren wegen der dünnen Besetzung und dem lange vakanten Leitungsposten viele Aufgaben liegengeblieben. Im Doppelhaushalt 2020/21 waren elf zusätzliche Stellen für die IT vorgesehen. Ob diese alle besetzt werden konnten und wie aktuell der Stand ist, blieb zunächst unklar. Im Rathaus gab es beim ersten Cyberangriff nur einen IT-Sicherheits- und einen Datenschutzbeauftragten; Anfang 2021 waren zwei neu geschaffene Stellen noch nicht besetzt gewesen.

Auf den Rathausservern werden Meldedaten der Bürger verwaltet

Auf den Rathausservern werden unter anderem Melde- und KfZ-Daten der Bürger verwaltet.  Nach der ersten Attacke vor zwei Jahren konnte die Verwaltung wochenlang nach außen nicht digital agieren und kommunizieren. Intern war die Nutzung des Intranets und von Mails möglich. Die Stadtverordneten hatten über ihre Fraktionsbüros Zugriff auf Dokumente, so dass Ausschusssitzungen stattfinden konnten.

Der zuständige Hauptamtsleiter Dieter Jetschmanegg (SPD) hatte Anfang 2021 erklärt, die Stadt habe gemerkt, „dass wir in vielen internen IT-Services, der IT-Ausstattung und auch bei der personellen Besetzung im Bereich der IT-Sicherheit nachlegen mussten“. Dabei seien auch externe Unternehmen im Einsatz gewesen. Oberbürgermeister Schubert hatte die Modernisierung und Digitalisierung der Verwaltung zu einem seiner wichtigsten Ziele erklärt.

Kürzlich war auch die Industrie- und Handelskammer Potsdam gemeinsam mit allen Kammern deutschlandweit von einem massiven Hackerangriff betroffen. Anfang August 2022 mussten alle Computersysteme aller IHK-Standorte in Deutschland wegen der Attacke heruntergefahren werden, wochenlang funktioniert das Internet in den Kammern dann nicht mehr. Per E-Mail waren die Mitarbeiter in dieser Zeit nicht mehr erreichbar, nur noch per Telefon und Fax. 

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